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Frauenkloster Zerbst Kirchdach wird saniert

Die Kirche des einstigen Zerbster Frauenklosters erhält ein neues Dach. Es ist die erste Maßnahme an dem historischen Gebäudekomplex.

Von Daniela Apel 27.07.2019, 01:01

Zerbst. Trotz hoher Temperaturen herrscht auf der Baustelle der Klosterkirche kein Stillstand. Im Gegenteil. Die Hitze verlangt den Arbeitern zwar einiges ab. Die damit verbundene Trockenheit bietet jedoch die Chance, das gesamte Dach komplett zu öffnen, um die alten Holzbalken gegen neue auszutauschen. „Das ist vorteilhafter als die Notvariante, abschnittsweise vorzugehen“, sagt Planer Tilo Feldmann.

Hoch oben überzeugt er sich vom Fortgang der Maßnahme, die mit Geldern aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ realisiert wird. 564.000 Euro stehen aus diesem Topf für die weitgehend erhaltene gotische Kirche des einstigen Zerbster Frauenklosters zur Verfügung. Im Inneren erfuhr dieser Teil des historischen Gebäudekomplexes allerdings Veränderungen. Zwischendecken wurden einst eingezogen, zudem erfolgte eine Aufstockung.

„Das Kirchendach wurde nach oben gehoben“, weist Feldmann auf den deutlich erkennbaren Absatz in den Wänden hin. Gut 3,50 Meter wuchs das sakrale Gebäude, das durch den Luftangriff auf Zerbst 1945 zerstört wurde. „Jetzt wissen wir, wann es wieder aufgebaut wurde“, zeigt der Planer auf den freigelegten Giebel des Klausurflügels. In Zement ist dort das Datum 14.7.1959 neben zwei Namen zu lesen.

Das geöffnete Dach brachte ebenfalls die zu DDR-Zeiten verwendeten Nagelbrettbinder zum Vorschein, die völlig aus dem Lot geraten waren. „Es bestand keine Chance, die Binder zu erhalten. Zumal sie heute gar nicht mehr zulässig sind“, erläutert Tilo Feldmann. Stattdessen greift man nun in Absprache mit dem Denkmalschutz auf Nagelplattenbinder zurück, die schon bei der Sicherungsmaßnahme 2012 zum Einsatz kamen.

Als sich damals der Giebel der Kirche nach außen neigte, wurde bereits ein Teil des Daches erneuert, wie Christian Ackermann vom Sachbereich Hochbau der Stadtverwaltung schildert. Bei dieser Sanierung setzte man Stahlprofile als Ringanker ein. Auch das wird fortgeführt.

Am Donnerstagvormittag sind die ersten der 22 neuen Dachbinder montiert, die mit einem Kran eingehoben werden. Zügig kommen die Männer bei ihrer schweißtreibenden Arbeit voran. Innerhalb eines Tages steht die gesamte Holzkonstruktion, die eine Breite von rund 13 Metern bei einer Gesamtlänge von gut 31 Metern überspannt.

Eingedeckt wird das Dach mit roten Biberschwänzen, wie Tilo Feldmann informiert. In Absprache mit dem Denkmalschutz werden die schwarzen Ziegel, die bei der Sicherungsmaßnahme 2012 verwendet wurden, in dem Zuge ebenfalls gegen rote ausgetauscht. So ergibt sich ein einheitliches Bild.

Und das nicht zuletzt in Anbetracht der noch folgenden Sanierung des so genannten Klausurflügels, sprich des hinteren Gebäudesteils, der sich zur Stadtmauer hin erstreckt. Dieser soll künftig nicht nur als Archivstandort genutzt werden. Vorgesehen ist ebenfalls der Einzug des Bau- und Liegenschaftsamtes der Stadt, das derzeit in der Puschkinpromenade untergebracht ist.

Über 2 Millionen Euro Fördermittel aus dem Stark-V-Programm fließen in das Projekt, für das seit Kurzem auch die Baugenehmigung vorliegt. Die Umsetzung der Maßnahmen – die Sanierung des Daches und der Fassade sowie die Erneuerung der Fenster, Türen und Sanitäranlagen – muss bis Ende 2020 erfolgen. Ziel ist, mit den Arbeiten im vierten Quartal dieses Jahres zu beginnen.

„Für die Klosterkirche hatten wir eine Teilbaugenehmigung erhalten“, bemerkt Tilo Feldmann. So konnte in diesem Bereich des Gebäudekomplexes der sichtbare Startschuss für die umfangreiche Gesamtmaßnahme fallen, bei der auch der Landkreis Anhalt-Bitterfeld mit im Boot sitzt. Dieser nutzt das Haus als Außenstelle der Zerbster Ganztagsschule Ciervisti.

Rund 1,87 Millionen Euro aus der Schulbauförderung investiert der Kreis in den Kasernenanbau, auf den sich der Unterricht fortan konzentrieren soll. Mit dem Geld sollen weitere Klassenräume hergerichtet werden. Zu Details äußerte sich der Kreis bislang allerdings nicht. Fakt ist, dass das zweite Obergeschoss brandschutztechnisch zu erschließen ist, wozu der Anbau einer Fluchttreppe sowie Türdurchbrüche in den Räumen gehören. Was mit den undichten Fenstern und der Fassade geschieht, ist offen.