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Waldbrandgefahr Für den Katastrophenfall gerüstet - Zerbster Stadtwehrleitung erarbeitet umfassendes Waldbrandkonzept

Länger andauernde Hitze- und Trockenperioden sind längst keine Seltenheit mehr – auch in unseren Breitengraden nicht. Damit steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Die Stadtwehrleitung hat nun ein Konzept erarbeitet, wodurch die Effizienz bei möglichen Einsätzen erhöht werden soll.

Von Thomas Kirchner 11.08.2021, 14:35
Auch in den Waldbrand Steutz Rietzmeck Juli 2019
Auch in den Waldbrand Steutz Rietzmeck Juli 2019 Foto: Sebastian Fonfara

Zerbst - Etwa 31 000 Hektar Wald gibt es im gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld, etwa ein Drittel davon in der Einheitsgemeinde Zerbst. Sind Waldbrände, wie derzeit in Südeuropa, auch hier möglich? „In diesem Ausmaß sicher nicht, weil auch die Vegetation bei uns eine andere ist. Allerdings ist in Folge der Klimaveränderung auch bei uns vermehrt und auch mit größeren Waldbränden zu rechnen“, sagt Denis Hofmann, stellvertretender Stadtwehrleiter.

Die Stadtwehrleitung hat nun gemeinsam mit der Verwaltung ein detailliertes Waldbrandkonzept erarbeitet, das die Wälder in der Einheitsgemeinde in Gefahrenstufen gliedert, die Vorgehensweise bei Bränden verschiedenen Ausmaßes festschreibt und beschreibt, wann welche Feuerwehren zu alarmieren sind. Dabei geht es um Gefahrenschwerpunkte, Personal, dessen Zusammenarbeit, Fahrzeuge, Material, die Wasserversorgung, die Einsatzorganisation, um Führungsunterstützung, aber auch um die Versorgung der Einsatzkräfte, um Aus- und Fortbildung sowie um die Brandschutzbedarfsplanung.

Hitze- und Trockenperioden häufen sich

Und dass dieses Konzept durchaus Sinn macht und nötig ist, haben die Hitze- und Trockenperioden der vergangenen Jahre deutlich gemacht. Juli 2018: Hitze und Trockenheit verlangt den Feuerwehren alles ab. Fast täglich rücken sie zu Wald-, Feldbränden aus - nicht selten mehrmals am Tag. Juli 2019: Kein Tropfen Regen, Temperaturen von weit mehr als 30 Grad Celsius. Die Zerbster Ortswehren absolvieren am 25. Juli einen wahren Einsatz-Marathon. Beim größten Feuer nahe Steutz - einem Waldbrand - löschen allein 15 Wehren mit weit mehr als 100 Einsatzkräften.

„Die Gefahr von Waldbränden nimmt stetig zu. Die Einheitsgemeinde nimmt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld eine besondere Rolle im Bereich des Waldbrandschutzes ein, da sie in der Waldbrandgefahrenklasse A einzuordnen ist, die höchste von drei Stufen“, erklärt Hofmann. Das gelte insbesondere für den Fläming, da es hier sehr große und zusammenhängende Nadelwaldflächen gibt. „Hier rücken die Ortschaften Dobritz, Deetz, Nedlitz, Reuden, Grimme, Polenzko, Bärenthoren und Mühro in den Mittelpunkt“, so Hofmann.

Einheitsgemeinde in vier Waldbrandabschnitte unterteilt

Die entsprechenden Waldgebiete reichten bis ins Jerichower Land, in den Landkreis Wittenberg und den Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. „Wir haben das Zerbster Gebiet entsprechend der geografischen Lage in vier Waldbrandabschnitte unterteilt, A - Fläming, B - Elbe, C - Mitte und D - Spitzberg“, erläutert Stadtwehrleiter Denis Barycza. Wobei hier nicht jedes Waldstück berücksichtigt wurde. Barycza: „Da bei allen Waldbrandabschnitten der Übergang in einen anderen Landkreis und im Waldbrandabschnitt Fläming sogar in ein anderes Bundesland gegeben ist, möchten wir gerne schon im Vorfeld interkommunale Vereinbarungen treffen.“

Eine besondere Herausforderung ergebe sich aus den topografischen Gegebenheiten und der Größe der zusammenhängenden Waldflächen, „was die Zurverfügungstellung von ausreichend Löschwasser schwierig macht“, so der Stadtwehrleiter. Hier spiele natürlich die Fahrzeugkonzeption eine wesentliche Rolle. „Sie muss die grundlegenden Anforderungen an die Bekämpfung von Vegetationsbränden und im speziellen Fall die Bekämpfung von Waldbränden berücksichtigen“, erklärt Hofmann.

Auch Schutzausrüstung und Technik sind unabdingbar

In dem Konzept geht es aber auch um die materielle Ausstattung, also die persönliche Schutzausrüstung, -kleidung der Einsatzkräfte, um benötigte Technik und die Einsatzorganisation, die in drei Stufen gegliedert ist. Hier geht es um die Einteilung der Kräfte und Führungsstrukturen an allen Einsatzabschnitten, aber auch darum, wo befinden sich Hydranten und andere Wasserentnahmestellen oder wo werden Sammelplätze eingerichtet, wo die Einsatzkräfte versorgt.

„Das Konzept unterstreicht die besondere Risikolage, die wir mit den großen Waldflächen im Stadtgebiet besitzen“, sagt Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). In dieser komprimierten Form liege erstmalig eine Konzeption zur Bekämpfung von Waldbränden vor. Das Autorenteam hat hier eine sehr gute Arbeit geleistet, für die ich mich ganz herzlich bedanke. Die Verzahnung mit der Brandschutz-Risikoanalyse ist nur konsequent und logisch“, erklärt Dittmann.

Andreas Dittmann weist auf Folgen des Klimawandels hin

Gerade die schon heute begleitenden Klimaveränderungen machten deutlich, „was da noch alles auf uns zukommt. Niemand sollte sich von den Regentagen in diesem Jahr täuschen lassen. Die langjährigen Wetterdaten für unsere Region haben eine ganz klare Aussage“, so der Rathauschef. Aber auch im Waldbrandbekämpfungskonzept seien die Bezüge zur Stabsarbeit zu finden.

Dittmann betont: „Spätestens mit Eintreten der beschriebenen Organisationsstufe 2 treten wir in eine andere Form der Einsatzleitung und dann brauchen wir die entsprechende Verstärkung. Die konzeptionell beschriebenen Ausrüstungserfordernisse werden natürlich auch in der Beschaffung eine Rolle spielen, wobei wir hier, was das Gesamtbudget betrifft, schon ein sehr hohes Level haben. Es wird deshalb auf die notwendige Priorisierung ankommen. Auch dafür bildet das Konzept eine sehr gute Entscheidungshilfe.“

Andreas Dittmann
Andreas Dittmann
Andreas Dittmann
Denis Barycza
Denis Barycza
Thomas Kirchner
Denis Hofmann
Denis Hofmann
Thomas Kirchner
Waldbrandabschnitt A, besondere Gefahr.
Waldbrandabschnitt A, besondere Gefahr.
Foto: Stadtfeuerwehr/google