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GeburtstagFieke auf dem Weg ins Riesenreich

Die Zerbster Prinzessin und spätere Zarin wurde vor 290 Jahren geboren.

Von Thomas Kirchner 02.05.2019, 07:00

Zerbst l Aus dem großen Kreis berühmter Persönlichkeiten in der tausendjährigen Stadt Zerbst ragt die Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst weit heraus. Nicht nur ihre spätere Stellung als russische Zarin rechtfertigt unser heutiges Interesse an ihrer Person, sondern ihre vielseitigen Leistungen auf den Gebieten der russischen Literatur, Erziehung und Bildung.

Bedeutend war auch ihre richtungweisende Förderung der Architektur und der bildenden Künste wobei stets zu bedenken ist, dass diese Leistungen in einer Zeit vollbracht wurden, in der den Frauen die Bestätigung von den Männern oft streitig gemacht wurde. Als die junge Prinzessin von Anhalt-Zerbst in geheimer Mission nach Russland kam, hatte sie schon eine anstrengende Ausbildung absolviert.

Die Lebensumstände an den kleinen deutschen Fürstenhöfen waren oft nicht so, wie sie in den Geschichtsbüchern dargestellt werden und noch in den Vorstellungen der heutigen Generationen leben. Infolge der Erkenntnis, dass nur überdurchschnittliche Leistungen den durch Geburt erworbenen Stand in der Gesellschaft auf lange Sicht erhalten konnten, bemühte sich das Fürstenpaar von Anhalt-Zerbst um eine vielseitige und gründliche Ausbildung seiner Tochter Sophie.

Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst wird heute vor 290 Jahren in Stettin geboren. Sie war eine Tochter von Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst aus dem Geschlecht der Askanier, dem damaligen preußischen General und Gouverneur von Stettin, und dessen Gemahlin Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf, der jüngeren Schwester von Adolf Friedrich, der 1751 schwedischer König wurde. Somit war Katharina eine Verwandte des neuen schwedischen Herrscherhauses Holstein-Gottorf.

Schnell wurden ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr gutes Gedächtnis bemerkt. Ebenso, dass das Kind nur mit Vernunft und Freundlichkeit zu leiten war. Katharinas Bekenntnis bei späterer Betrachtung ihrer Kindheit dazu: „Jedem Widerstand habe ich immer Widerstand entgegengesetzt.“

Im Jahre 1740 kam es in Eutin zur ersten (rein zufälligen) Begegnung zwischen der elfjährigen Sophie von Anhalt-Zerbst und dem zwölfjärigen Herzog Karl Peter Ulrich von Holstein-Gottorp, ihrem späteren Ehegemahl und russischen Zaren Peter III. Karl Peter Ulrich war der Neffe der zu jener Zeit amtierenden russischen Kaiserin Elisabeth I., er war der Urenkel des Schwedenkönigs Karl XI. und der Enkel Peter I..

Als der regierende Fürst Johann August von Anhalt-Zerbst 1742 kinderlos verstarb, gelangte die Dornburger Nebenlinie und damit Fürst Christian August und sein Bruder Johann Ludwig an die Regierung des Fürstentums Anhalt-Zerbst. Noch im gleichen Jahr siedelte die fürstliche Familie von Stettin ins Zerbster Schloss um.

Am ersten Januartage 1744 erreichte die Zerbster Fürstenfamilie eine folgenschwere Depesche vom russischen Zarenhof. Von Stund an sollte sich das Leben der bis dato unbedeutenden blutjungen deutschen Prinzessin, der politische Intrigen bisher fremd waren, ändern.

Vor 275 Jahren – am 10. Januar 1744 begann die abenteuerliche Reise von Zerbst nach Petersburg. Nur drei Stunden nach ihrer Ankunft, gewährte Elisabeth I. Sophie und deren Mutter eine erste, kurze Audienz. Sehr angetan war Sophie von der majestätischen Erscheinung Elisabeths. Nun war für Sophie die Zeit gekommen, sich ernsthaft mit den Grundsätzen der russisch-orthodoxen Kirche bekanntzumachen. Als künftige Großfürstin von Russland musste sie konvertieren, denn in dieser Stellung und auch in ihrer späteren als Zarin war eine Vertreterin des lutherischen Glaubens undenkbar. Der Glaubenswechsel wurde am 9. Juli 1744 vollzogen. Zu Ehren Jekaterinas I., der Mutter der regierenden Kaiserin, erhielt sie den Namen Jekaterina Alexejewna.

Mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit lernte Sophie schnell die russische Sprache und versuchte, sich am Zarenhof zu integrieren. Am 21. August 1745 fand die Vermählung mit dem Grossfürst Peter Fjodorowitsch von der Peter-Paul-Festung und den Wällen der Admiralität statt. Die Hochzeit fand in Sankt-Petersburg statt und dauerte 10 Tage. Sie wurde sorgfältig geplant und lief nach einer besonderen Zeremonie ab. Das Brautpaar fuhr gemeinsam in der Kutsche der Zarin. Nach der Zeremonie bewegte sich der Festzug in Richtung Winterpalast, wo in einer Galerie das Festmahl serviert wurde.

Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth von Russland wird die kurze Zarenregentschaft von Peter III. durch einen Staatsstreich beendet. Ekaterina wird am 10. Juli 1762 zur Zarin Katharina II., Alleinherrscherin von Russland. Mit Intelligenz, Scharfsinnigkeit und Durchhaltewillen erkennt sie die Notwendigkeit zu Reformen ganz im Geiste von Peter dem Großen, der bereits damit begonnen hatte.

Sie öffnet ihr großes Reich nach Europa und holt sich von dort den Sachverstand. Dabei kommt ihr das Beherrschen von 3 Sprachen zugute. Katharina bezieht das Manufakturwesen, den Handel, die Kaufleute, das Gewerbe und den Adelt ein in ihre Vorhaben. Sie gibt Erlasse heraus zu weniger Folter, zu weniger Wirtschaftmonopolen, zu liberalerem Handel und geht gegen Trägheit und Korruption vor.

Katharina die Große, die einstige Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike starb am 17. November 1796 in Sankt Petersburg – offiziell werden die Folgen eines Schlaganfalls als Todesursache angegeben. Sie wurde 67 Jahre alt.