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Gesundheitsreport Rückenschmerzen sind häufigstes Leiden

Erwerbstätige in Anhalt-Bitterfeld sind im Vergleich mit anderen Kreisen in Sachsen-Anhalt überdurchschnittlich oft krank.

Von Daniela Apel 17.12.2018, 00:01

Zerbst/Köthen l 21,9 Tage ist jeder Erwerbstätige im Landkreis Anhalt-Bitterfeld im vergangenen Jahr krankgeschrieben gewesen – zumindest rein statistisch betrachtet. Das sind immerhin über vier Wochen und ein halber Tag mehr als 2016.

Zum Vergleich: In ganz Sachsen-Anhalt beliefen sich die Krankmeldungen 2017 im Durchschnitt auf 21,4 Tage, bundesweit sogar nur auf 17,6 Tage, wie Axel Wiedemann erläutert. Er ist Landesgeschäftsführer der Barmer, die für ihren repräsentativen Gesundheitsreport die Daten von etwa 13,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Land analysierte.

Die Auswertung der Daten von 7200 Anhalt-Bitterfeldern ergab, dass vor allem Rückenleiden für längere Abwesenheiten vom Arbeitsplatz sorgten. Bei Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems lag der Landkreis 27,7 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt kamen da 4,9 Arbeitsunfähigkeitstage zusammen. Und die Ursachen sind verschieden. „Stress wirkt sich aufs Wohlbefinden aus und kann Rückenschmerzen verursachen“, weiß Wiedemann. Viel sitzen und wenig Bewegung steigere zudem langfristig das Risiko für Bluthochdruck und Diabetes.

Im Schnitt 3,5 Tage blieben die Menschen unserer Region wegen Krankheiten des Atmungssystems wie beispielsweise Erkältungen zu Hause. Diese wurden deutlich öfter (43,2 Prozent) als im Bundesschnitt diagnostiziert. Aufgrund der heftigen Grippewelle Anfang dieses Jahres dürften die Ausfälle 2018 noch höher liegen, vermutet Wiedemann.

Bei Verletzungen, Vergiftungen und anderen Folgen so genannter äußerer Umstände gab es im Landkreis ebenfalls mehr Fälle als deutschlandweit betrachtet: plus 20,5 Prozent, was sich 2,6 Abwesenheitstagen widerspiegelte.

Seltener als im bundesweiten Vergleich leiden die Anhalt-Bitterfelder hingegen an psychischen Störungen und Verhaltensstörungen (13,1 Prozent weniger). Im Schnitt fiel deshalb jeder Erwerbstätige 2,9 Tage aus. „Auffällig ist: Schon bei 18- bis 25-Jährigen kommen Depressionen immer häufiger vor“, sagt Wiedemann. Doch auch bei älteren Berufstätigen seien psychische Erkrankungen zunehmend ein Thema, ergänzt er.

Der Landesgeschäftsführer der Barmer betont jedoch auch, dass bei der Interpretation der Ergebnisse viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Zum einen spiele das Alter eine Rolle. Zum anderen würden sich die individuellen Lebensumstände auswirken. „Bei Menschen mit einem geringeren sozioökonomischen Status können gesundheitliche Probleme häufiger auftreten als bei Personen mit höheren Schul- und Ausbildungsabschlüssen sowie mit größeren finanziellen Ressourcen“, erläutert Wiedemann.

Darüber hinaus würden nicht wenige Arbeitnehmer häufig erst spät zum Arzt gehen. „Jemand kann beispielsweise durchaus schon lange unter leichteren Kopfschmerzen gelitten haben, ehe er sich wegen zunehmender Beschweren krankschreiben lässt“, weiß Wiedermann. „Hohe Krankenstände indes können auch die Folge eines schlechten Betriebsklimas oder allgemein hoher Belastung am Arbeitsplatz sein“, führt er einen weiteren Aspekt an.

Übrigens: Der „Blaue Montag“ ist ein Mythos. Die Barmer-Statistik zeigt, dass nicht der Montag (13,9 Prozent), sondern vielmehr der Freitag (15,7 Prozent) der Tag mit den meisten Krankschreibungen ist. Die Krankenstände am Wochenbeginn würden regelmäßig niedriger liegen, was im Sinne von Erholungseffekten von arbeitsfreien Wochenenden interpretiert werden könnte.

„Relativ hoch liegen die Krankenstände demgegenüber eher in der zweiten Hälfte der Arbeitswoche, denn oft wird bis einschließlich Freitag krankgeschrieben“, erklärt Wiedemann. Anteilig die geringsten gemeldeten Fehlzeiten entfallen auf Sonnabend und Sonntag. Dass Arbeitnehmer an Wochenenden „besonders gesund“ sind, kann daraus allerdings nicht direkt abgeleitet werden. Oftmals dürfte bei Erkrankungsbeginn an diesen Tagen schlicht eine zeitnahe Arbeitsunfähigkeitsmeldung unterblieben sein, schätzt der Landesgeschäftsführer.