Grippevirus Grippe-Welle: Keine Ende in Sicht
Die Grippe schlägt dieses Jahr besonders hart zu. Ärzte in Zerbst und Anhalt-Bitterfeld kämpfen gegen den Patientenansturm.
Zerbst l „Unser Wartezimmer ist seit Wochen voll, auch und vor allem mit Grippefällen. Wir haben einen übermäßigen Zulauf und können ein Abebben nicht feststellen“, sagt Veronika Kerbel, Schwester bei Swetlana Kerbel, Hausärztin und Fachärztin für innere Medizin in Zerbst. So wie ihr geht es fast allen Hausärzten. Einige konnten dem Grippevirus selbst nicht entgehen und sind erkrankt.
Ein Abebben kann der Amtsarzt Dr. Norbert Preden für den gesamten Landkreis Anhalt-Bitterfeld nicht feststellen. „Es gibt nach wie vor eine sehr hohe Grippeaktivität. Die Zahlen sind etwa doppelt so hoch wie im Vorjahr. Anhalt-Bitterfeld liegt damit im bundesdeutschen Trend“, sagt der Amtsarzt.
Erfahrungsgemäß dauert die Grippezeit drei bis vier Monate, sagt Preden. „Da der Start der Grippe in Kalenderwoche 52 war, haben wir erst zweieinhalb Monate geschafft. Es gibt auch noch keine Anhaltspunkte, dass der Höhepunkt der Welle schon erreicht wäre“, sagt er weiter.
Daher haben die Hausärzte etwa doppelt so viele Patienten als sonst. „Sie sind mehr als ausgelastet“, so Preden.
Trotzdem sollte man immer den Arzt aufsuchen, vor allem wenn man Vorerkrankungen hat oder schwanger ist. „Hier sollte der Patient so schnell wie möglich den Hausarzt aufsuchen, damit eine richtige Medikamentierung erfolgen kann“, empfiehlt der Amtsarzt.
Gerade mal 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung lassen sich jedes Jahr gegen Grippe impfen. Sich jetzt noch impfen zu lassen, mache aber durchaus noch Sinn, sagt Preden. „Die Wirkung des Impfstoffs setzt etwa nach zwei Wochen ein, dann hat man immer noch Schutz für den vierten Monat“, erklärt der Mediziner.
Der Deifachimpfstoff sei zwar in die Kritik geraten, trotzdem sei er durch den Kreuzschutz, der dabei entstehe, nicht wirkfrei,“ sagt Preden. Auch den Vierfachimpfstoff könne man sich noch geben lassen. Dieser ist aber nach wie vor zu bezahlen. Die individuellen Regelungen der Krankenkassen kennt der Amtsarzt allerdings nicht. Eine Nachfrage würde sich aber immer lohnen.
Vorsehen sollte man sich generell in öffentlichen Einrichtungen und an Orten wo es viel Publikumsverkehr gibt. „Hauptübertragungsorte sind beispielsweise Kindergärten. Hier waren im Landkreis in der Vorwoche 18 Prozent der Kinder wegen Erkrankung der oberen Atemwege zu Hause geblieben“, berichtet Preden.
Vor allem Menschen, die sich an solchen Orten häufig aufhalten, sei es durch Fortbewegung oder beruflich, sollten immer über eine Impfung nachdenken, findet Preden. „Wir Ärzte wünschen uns mehr Impfungen, vor allem in Berufsgruppen die mit Publikumsverkehr zu tun haben. Es bestehen Vorurteile gegenüber Impfungen, aber die Grippe sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen“, warnt er.
Die hohen Erkrankungszahlen in Anhalt-Bitterfeld seien aber nicht besorgniserregender als in anderen Gebieten. „Zwischen Ballungsgebieten wie Großstädten und dem ländlichen Raum gibt es keinen Unterschied. Durch die hohe Mobilität der Landbevölkerung kommt es genauso zu Ansteckungen, wie wenn man in der Stadt Bahn fährt“, sagt Norbert Preden.
Während die Hausarztpraxen von Grippepatienten überquellen, sind die Zahlen im Zerbster Klinikum noch überschaubar. „Auf unseren Stationen liegen derzeit sieben Patienten, die bereits mit leichten grippalen Symptomen zu uns gekommen sind“, informiert Helios-Sprecher Martin Wachter. Auch personelle Sorgen wegen Grippe-Ausfällen hätten sie nicht. „Wir haben derzeit keinen nachgewiesenen Influenza-Fall in unserer Klinik. Seit Jahresbeginn konnten wir insgesamt zwei Influenza-Fälle nachweisen.“
Wer sich unsicher ist die Krankheitssymptome Grippe und Erkältung auseinanderzuhalten, dem gibt Wachter noch einen Tipp: „Eine Grippe kommt plötzlich, wohingegen eine Erkältung langsam beginnt.
Typisch ist auch das Fieber bei Grippe, das bei der Erkältung meist ausbleibt. Zudem dauert die Grippe viel länger – eine Erkältung ist meist nach einer Woche vorbei.“
Das kann Mediziner Holger Fischer nur bestätigen. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt. Aus eigener Erfahrung kann er sagen, dass die Grippefälle in diesem Jahr härter sind und vor allem länger gehen. „Wenigstens zwei Wochen, oder länger fallen die Erkrankten aus. Einige Fälle haben sich auch noch schlimmer entwickelt und sind zur Lungenentzündung geworden.“ Man sollte die Grippe nicht unterschätzen.