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Guter Zweck Die Blutspende kennt keine Sommerferien

Sobald sich Menschen über die Sonne freuen, gibt es gleichzeitig weniger Blutspender.

Von Emily Engels 30.06.2016, 03:21

Zerbst l Die Lage ist ernst. Mit diesen vier Worten beginnt eine Mitteilung des Blutspendedienstes. Das Aufkommen an Blutspenden ist bereits seit Beginn des Monats Mai dramatisch zurückgegangen. Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) der Landesverbände Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen (kurz NSTOB) macht das warme Wetter, die Fußball-Europameisterschaft und die Ferienzeit dafür verantwortlich. „Immer wenn es heiß wird, gehen die Zahlen zum Teil drastisch zurück“, sagt der Hauptleiter der Kommunikation des NSTOB, Markus Baulke.

DRK-Schwester Kathrin Tetzel vom Blutspendedienst Dessau bestätigt: „Ab Mai setzt gewöhnlich die Flaute ein. Wir haben schon alles versucht. Grillen, diverse Gutscheine und Apelle an die Öffentlichkeit.“ Auch sie glaubt, dass gerade das Wetter damit zu tun hat. „Viele Menschen fühlen sich bei der Hitze matt, haben Angst, dass ihr Kreislauf nicht mitmacht“, meint sie. Dabei sei gute Vorbereitung alles. „Ganz wichtig ist es, zwei Stunden vor der Spende eine Kleinigkeit zu essen und davor viel zu trinken“, sagt die Schwester. Sie kann nur immer wieder betonen: „Die Konserven werden so dringend gebraucht.“

Das ist nicht nur in der Region der Fall, sondern deutschlandweit ein Problem. Baulke nennt Zahlen, die für sich sprechen: „Bereits im Mai und Juni lagen wir zwischen zwölf und 15 Prozent unter dem Bedarf“, so der NSTOB-Sprecher. Er merkt an: „Dabei ist die knackige Zeit, der Juli und August, noch gar nicht erreicht.“

Ein Blick auf die Blutspende-Zahlen in Zerbst bestätigt die Flaute. Zerbsts DRK-Chef Peter Stoye blickt auf die Blutspenden dieser Woche zurück. „Normalerweise sind es etwa 100 pro Spendetag. Gestern waren es 86“, so Stoye. Für ihn Glück im Unglück. „Ich habe eigentlich etwa 50 Spender erwartet“, sagt er.

Die regelmäßigen Spender sorgen dafür, dass in der Ferienzeit zumindest eine einigermaßen passable Zahl an Konserven herankommt, meint auch NSTOB-Sprecher Baulke. Von denen gibt es in Zerbst einige. Einer von ihnen ist Kurt Bösecke. Der Zerbster hat bereits zu DDR-Zeiten Blut gespendet, diese Woche hatte er seine 102. Spende. „Meine Mutter hatte damals eine große Operation, da habe ich mit dem Spenden angefangen“, meint der Zerbster. Danach ist er hängen geblieben, geht jetzt bis zu sechs Mal im Jahr Blut spenden. So oft dürfen Männer nämlich im Normalfall spenden gehen - Frauen dürfen vier Mal jährlich zur Blutspende.

Bei Michael Zander aus Zerbst war es ebenfalls ein Familienmitglied, das ihn zur Spende bewegt hat. „Das war mein Kind. Seit es geboren wurde, habe ich das Gefühl, spenden gehen zu müssen, Menschen zu helfen“, erzählt er. Jährlich schafft er es etwa drei bis vier Mal, zur Spende zu gehen.

Ein rundes Jubiläum hat diese Woche Marlies Wolf. Für die Lehrerin aus Zerbst ist es ihre 50. Spende. „Als Lehrerin vermittle ich meinen Schülern immer, wie wichtig Solidarität ist“, sagt sie. Und dann: „Blutspende ist für mich die schönste Form der Solidarität.“

Baulke hofft, dass die Zahl der Blutspender in den heißesten Monaten des Jahres, Juli und August, nicht noch weiter zurückgehen.

Schon der Einbruch der Blutspendezahlen im Monat Mai (etwa 15 Prozent weniger, als gewöhnlich) hat bereits dazu geführt, dass klinische Einrichtungen nicht mehr ausreichend mit den wichtigen Blutgruppen 0 Rhesus negativ und 0 Rhesus positiv versorgt werden können. Eine Unterversorgung mit Blutpräparaten führe unmittelbar dazu, dass Therapien und Operationen in Krankenhäusern nicht wie geplant ausgeführt werden können, meinte ein weiterer NSTOB-Sprecher, Tobias Lüttig. „Wenn wir bereits mit zwölf Prozent weniger Konserven auf die Ferienzeit zusteuern, ist das alamierend“, warnt auch Baulke.

Die 86 Zerbster, die diese Woche Blut gespendet haben, sind Menschen, die mit gutem Beispiel voran gehen. Denn auch in den Sommermonaten muss man sich nicht vor dem Blutspenden fürchten.

„In der Regel verkraftet ein gesunder Körper eine Spende auch an einem heißen Sommertag gut“, meint Baulke. Das A und O sei jedoch, an dem Tag selbst (davor und danach) ausreichend zu trinken. „Zur Flüssigkeitszufuhr eignet sich am besten Wasser, aber auch Fruchtsäfte, - schorlen und Cola sind gut, um den Körper vor und nach der Spende mit Flüssigkeit zu versorgen“, empfiehlt der Experte.

Und Peter Stoye vom DRK in Zerbst hat sich die beste Medizin nach dem Blutspenden ausgedacht. „Jeder Spender bekommt von uns einen Eisgutschein“, verrät er. Das wird auch bei der nächsten Spende, am Dienstag, 5. Juli, zwischen 16 und 20 Uhr in der Zerbster Volksbank der Fall sein.