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Die Chefin des Zerbster Tierheimes, Caroline Riedhammer (42), hat ein faszinierendes Hobby – sie ist Tierpsychologin Gutes wird belohnt, schlechtes ignoriert

Von Karolin Aertel 19.09.2011, 06:48

Caroline Riedhammer weiß genau, wie man mit schwierigen Tieren umgeht - sie ist Tierpsychologin. Mit der Methode der positiven Verstärkung hat sie schon bei vielen verhaltensauffälligen Hunden große Erfolge erzielt. Dabei ist oftmals nicht das Tier das Problem, sondern der Mensch.

Zerbst. Schon als Kind sei Caroline Riedhammer zu jedem Hund gelaufen, den sie erblickte, während ihrer Mutter allein beim Anblick der Vierbeiner der Angstschweiß auf der Stirn stand. "Ich habe mich schon immer von den Hunden magisch angezogen gefühlt", beschreibt sie ihre besondere Bindung zu den Tieren.

Heute, gut 30 Jahre später, ist Caroline Riedhammer Tierpsychologin und Vorsitzende des Zerbster Tierheimes. Sie arbeitet sowohl im Heim als auch in ihrer Hundeschule nach einem ganz besonderen Prinzip – dem Prinzip positiver Verstärkung. Dabei "trainiert" sie in erster Linie den Menschen und nicht den Hund.

"Viele unterliegen dem Irrglauben, der Mensch müsse seine Rolle als Rudel- führer klarmachen"

"Leider unterliegen noch immer viele Hundetrainer und Hundehalter dem Irrglauben, dass in einer Mensch-Hund-Beziehung der Mensch der Rudelführer sei und dies dem Tier klar gemacht werden müsse." Rangreduktion und Unterordnung bewirke jedoch zumeist das Gegenteil, weiß sie. Diese "alte Schule" lehnt die Tierpsychologin strikt ab.

Stattdessen arbeitet sie mit der so genannten Klicker-Methode. Dahinter verbirgt eine Erziehungsstrategie mittels positiver Verstärkung. Das heißt, dass der Hund für erwünschtes Verhalten mit Spiel, Lob oder Leckerli belohnt und unerwünschtes Verhalten ignoriert wird.

Macht der Hund etwas richtig, klickt Caroline Riedhammer mit einer Art Knackfrosch. Das klicken verknüpft das Tier mit "das war richtig". Nach dem Klick erfolgt die Belohnung. Das nennt man Konditionierung.

Um die "Schule" der positiven Verstärkung zu erlernen, hat Caroline Riedhammer an der Schweizer Akademie für Tiernaturheilkunde ein Fernstudium der Tierpsychologie absolviert und sich intensiv mit Hundeverhalten auseinandergesetzt. Anlass dazu gab ihr die eigene Hündin. "Mein erster Hund ist mir in Italien zugelaufen", erzählt sie. "Ich hatte Glück denn mein Hund war absolut unkompliziert." Dann kam Maroula.

Maroula ist eine ehemalige griechische Straßenhündin aus Athen. Sie war etwa ein Jahr in Deutschland im Tierheim, bevor Caroline Riedhammer sie adoptierte. "Maroula stellte mich vor eine Reihe von Herausforderungen", sagt sie Tierpsychologin. Aufgrund ihrer Unsicherheit habe die Hündin aggressiv auf fremde Hunde und kleine Kinder reagiert. Außerdem habe sich schnell herausgestellt, dass Maroula einen ausgeprägten Jagdtrieb hat. Deswegen suchte sich Caroline Riedhammer Hilfe.

"Die Tipps basierten auf Dominanz. So wollte ich mit meinem Hund aber nicht umgehen"

"Die Tipps, die ich von verschiedenen Hundetrainern bekam, haben mich nicht zufriedengestellt", erzählt sie. Sie hätten eben auf Dominanz und Unterordnung basiert. "So wollte ich mit meinem Hund aber nicht umgehen", sagt sie. "Daher habe ich beschlossen, mich selbst mit Hundeverhalten zu beschäftigen." Seither hat Caroline Riedhammer unzählige Weiterbildungen besucht. Denn das sei es, was ihrer Meinung nach einen guten Hundetrainer ausmache.

"Wenn man einen Trainer fragt, welche Qualifikationen er hat und dieser antwortet, ich mache das schon seit 20 Jahren, dann sollte man sich jemanden anderen suchen", rät sie.

Caroline Riedhammer möchte sich auch in Zukunft weiterbilden. Eine anerkannte Trainerausbildung bei ihrer Mentorin Dr. Ute Blaschke-Berthold ist ihr nächstes Ziel.

Bis dahin arbeitet sie weiterhin als ehrenamtliche Vorsitzende des Zerbster Tierheimes, als Hundetrainerin – den Begriff zieht sie übrigens dem der Tierpsychologin vor – und im Bundesumweltamt, denn da ist sie schließlich Hauptberuflich tätig. Zudem hat sie neben der Hündin Maroula noch Peppy, eine Schäfermix-Hündin, zwei Katzen und die Stute Merry.