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Hortplätze Vom Keller hinauf unters Dach

In Zerbst mangelt es an ausreichend Hortplätzen. Für dieses Problem scheint es jetzt eine Lösung zu geben.

Von Daniela Apel 01.04.2020, 01:01

Zerbst l Unter normalen Umständen werden die Kapazitäten der Zerbster Horteinrichtungen völlig ausgeschöpft. Die Nachfrage ist sogar deutlich höher als das Angebot. Besonders prekär präsentiert sich die Situation seit Längerem im Hort An der Stadtmauer, der in das Gebäude der gleichnamigen Grundschule integriert ist. 88 Mädchen und Jungen wurden dort bis zur Schließung wegen der Corona-Pandemie betreut. Ihnen stehen vier Räume zur Verfügung, von denen sich allein drei im Keller befinden. Tageslicht dringt dort wenig ein, stattdessen herrscht künstliche Beleuchtung.

Ursprünglich war der Hort für 70 Kinder ausgelegt, aktuell sieht die Betriebserlaubnis 90 Plätze vor – rein rechnerisch wären mittlerweile sogar bis zu 170 möglich und zwar ohne dass ein Quadratmeter Fläche hinzukommt. Diese theoretische Zahl ist allerdings selbst dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld zu hoch, der für die Bereitstellung von ausreichend Hortplätzen verantwortlich ist.

Um die Kapazität bedarfsgerecht zu erhöhen, wollte der Kreis sein Verwaltungsgebäude am Fischmarkt entsprechend umbauen. 180 Plätze sollten dort für die Erst- bis Viertklässler der Grundschule An der Stadtmauer entstehen, die bislang auf zwei Standorte verteilt sind. Neben dem im Schulgebäude integrierten Hort besuchen einige Mädchen und Jungen den nur wenige Gehminuten entfernten Hort der „Zerbster Strolche“. Hier im Kita-Flachbau am Breitestein waren zuletzt 58 der insgesamt 66 Plätze belegt, wie Markus Pfeifer, zuständiger Sachgebietsleiter in der Stadtverwaltung, der Volksstimme mitteilte.

Diese wären für Krippen- und Kindergartenkinder frei geworden, wenn das Projekt am Fischmarkt realisiert worden wäre. Doch die Pläne des Landkreises zerschlugen sich wegen der enormen Kosten. Zukünftig soll das Objekt jetzt als zentraler Ämtersitz der Kreisverwaltung in Zerbst dienen.

Da das Hortproblem damit weiterhin nicht gelöst ist, ergriff Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) die Initiative. Vergangenen November lud er zu einer Beratung in die Grundschule An der Stadtmauer ein. An dem Gespräch nahm neben der Schulleitung und den beiden Hortleiterinnen ebenfalls die Geschäftsführerin des Kinder-, Jugend- und Familienwerkes der Volkssolidarität und damit des Trägers der beiden Horteinrichtungen teil. In der gemeinsamen Runde kam die Überlegung auf, den Dachboden des historischen Teils des Schulgebäudes für die Hortnutzung zu erschließen.

Unrealistisch ist die Idee nicht, wovon sich die Mitglieder des Sozial-, Kultur-, Schul- und Sportausschusses auf ihrer letzten Sitzung beim Vor-Ort-Termin persönlich überzeugten. Als positiv bezeichnete Dittmann, dass der Dachboden schon über zwei getrennte Treppenhäuser und somit Rettungswege verfügt. „Damit ist zumindest eine Grundvoraussetzung für den Brandschutz erfüllt, der uns hier beschäftigen wird“, merkte er hinsichtlich der zu erwartenden Auflagen an, die sich in den Kosten niederschlagen werden. Wie Nico Ruhmer, Amtsleiter für Zentrale Dienste, erläuterte, müssten eine Brandmeldeanlage installiert und Brandabschnitte geschaffen werden. Auch der Denkmalschutz ist einzubinden.

Im Idealfall könnten die Planung und die Baugenehmigung dieses Jahr erfolgen und das Vorhaben dann 2021 umgesetzt werden, wie der Bürgermeister ausführte. Vorab muss mit der Klärung der Finanzierung allerdings eine nicht unerhebliche Hürde genommen werden. Immerhin befindet sich die Stadt in der Haushaltskonsolidierung.

„Wir sind dabei, nach Fördermöglichkeiten zu suchen“, informierte Dittmann die Ausschussmitglieder. Er ließ nicht unerwähnt, dass es sich hier um eine freiwillige Leistung handelt, die die Stadt aus seiner Sicht jedoch übernehmen sollte. Für ihn ist es keine Option, dass sich der Ausbau des Dachbodens am Ende in höheren Hortbeiträgen widerspiegelt. Dies würde bei den Familien auf wenig Verständnis treffen. Ihm ist bewusst, dass der Frustpegel der Eltern hoch ist.

Mit dem aktuellen Vorschlag ließen sich gleich „ein paar Problemstellen in der Stadt lösen“, so Dittmann. Ziel sei es, die beiden Horte in Zerbst-Nord zusammenzuführen. Auf diese Weise würden bei den „Zerbster Strolchen“ Kapazitäten frei, um Hortplätze in ebenfalls dringend benötigte Krippen- und Kindergartenplätze umzuwandeln.

Auf der nächsten Sitzung des Sozial-, Kultur-, Schul- und Sportausschusses soll die Planung für den Umbau des Dachbodens zum Hort vorgestellt werden. Angedacht ist diese derzeit für den 7. April.