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Imker 50 Prozent weniger Honig

Für die Honigbienen ist das Jahr bereits gelaufen. Die großen Trachten sind verblüht. In Dobritz wurde weniger Honig produziert.

Von Thomas Höfs 23.06.2018, 01:01

Dobritz l Nicht nur die Landwirtschaft klagt über den fehlenden Regen. Zu spüren bekommen die fehlenden Niederschläge ebenso die Imker, sagt der Dobritzer Berufsimker Eckhard Pruß. Die Insekten hätten seit Wochen unter dem Wassermangel zu leiden, hat er beobachtet. Aktuell blüht beispielsweise die Linde. Doch die Bienen finden kaum ausreichend Nektar, um aus der Blüte Honig zu produzieren. „Die Linden haben zu wenig Wasser, um den Nektar abzugeben“, schildert er die Situation. Er wisse aber aus anderen Landesteilen, dass es dort zum teil ganz anders aussehe und die Bienen dort Lindenhonig sammeln.

Doch bereits bei der Rapsblüte kämpften Pflanzen und Insekten gegen die Trockenheit, erzählt er. Die Blüte dauere in der Regeln mehrere Wochen. In diesem Frühjahr war sie nur eine Woche zu erleben, erinnert er sich. Auch hier wirkte das fehlende Wasser als Ursache für die kürzere Blütezeit. Verkürzt sich die Blütezeit, können die Bienen auch weniger Nektar sammeln und Honig produzieren. „Ich gehe von einem Ertrag in diesem Jahr von rund 50 Prozent aus“, sagt Eckhard Pruß. Den Verlust im Frühling könnten seine Insekten kaum mehr aufholen. Große Trachten, wie der Imker die Blüte nennt, gebe es aktuell nicht mehr und seien auch nicht zu erwarten.

Die Bienen fliegen nun verstärkt die Gärten in der Ortschaft an. Hier blüht es auch noch in den kommenden Wochen. Doch insgesamt leide die Natur unter dem Wassermangel in diesem Frühjahr, schätzt Eckhard Pruß ein. Viele Insekten seien von der Blüte der Pflanzen abhängig, betont er. Neben den Bienen gebe es beispielsweise die Hummeln, die ebenso auf die Blütenpollen angewiesen sind. Produzieren die Pflanzen nicht ausreichend Pollen, weil ihnen das Wasser fehlt, habe dies auch Auswirkungen auf die Insektenwelt. Viele der kleinen Tiere könnten nicht überleben, ist er sicher.

Die Imker können bei ihren Bienen hilfreich eingreifen. „Ich habe bereits Winterfutter gekauft“, schildert er. In der Natur haben viele Insekten diese Hilfe nicht. Die Trockenheit und die damit verbundenen geringeren Erträge beim Honig dürften für Preissteigerungen in diesem Jahr sorgen, kündigt er an. „Ich muss meine Kosten weiter bestreiten und kann das nur auf den Preis umlegen“, erklärt er. Wie ihm dürfte es auch vielen anderen Imkern in der Region gehen.

Wie sehr die Insektenwelt unter dem fehlenden Wasser leidet, lasse sich kaum abschätzen, sagt er. Dennoch werde sich dieses Frühjahr noch einige Zeit auf die Insektenwelt auswirken. Für die Landwirtschaft sind die kleinen Tiere wichtig. Sie sorgen dafür, dass die Erträge höher ausfallen, wenn sie die Blüten anfliegen. Wichtig sind die kleinen Flieger vor allem bei den Obstbauern. Fehlen die bestäubenden Insekten, verringern sich die Erträge.

In den kommenden Wochen stellen sich die Bienen auf das Ende der großen Trachten ein. Die staatenbildenden Insekten beginnen, die Zahl ihrer Bienen zu verringern. Das hilft ihnen dann im Winter, wenn sie weniger Mitglieder im Staat versorgen müssen. Erst mit der neuen Blüte beginnt der Bienenstock wieder zu wachsen und die Zahl Mitglieder erhöht sich drastisch.