1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Der steinige Weg zum Grünen Abitur

Jagd Der steinige Weg zum Grünen Abitur

Der Weg zum "Grünen Abitur" erfordert Hingabe. Niemand weiß das so genau wie Wilfried Bustro von der Jagdschule "Fläming".

Von Paul Schulz 22.02.2018, 07:00

Zerbst l Geschossen und gegrübelt wird wieder am 26. April. An diesem Tag findet nämlich der erste Teil der Jägerprüfung in Anhalt-Bitterfeld statt. Am Tag darauf folgt der zweite Teil, die mündlich-praktische Prüfung. Auch 14 Schüler von Wilfried Bustro werden an diesen zwei Tagen versuchen, die Prüfung zu meistern.

In seiner Jagdschule Fläming unterrichtet Bustro die Jagdinteressierten. Diese sind im Schnitt zwischen 30 und 40 Jahre alt, in den meisten Fällen männlich und haben schon einmal mit einer Waffe geschossen.

In den fünf- bis sechsmonatigen Lehrgängen bereitet er die angehenden Jäger auf die Jägerprüfung bei der unteren Jagdbehörde in Köthen vor. Diese findet einmal im Jahr statt und lässt maximal 30 Prüflinge zu.

Auf dem Lehrplan der Schüler stehen zahlreiche Themen, von Jagdrecht über Ökologie bis hin zur Schießausbildung. Insgesamt kommen so über 130 Ausbildungsstunden zusammen, die Wilfried Bustro zusammen mit qualifizierten Dozenten durchführt. Die Jagdschüler zahlen in etwa 1500 Euro für die Ausbildung. Die Prüfungsgebühr in Höhe von 250 Euro ist inbegriffen.

Allerdings ist es keine Pflicht, einen vorbereitenden Lehrgang zu absolvieren. Jeder der meint, er schaffe die Prüfung, kann sich bei der unteren Jagdbehörde dafür anmelden. Die Prüfungstermine werden öffentlich bekannt gegeben und stehen zum Beispiel im Amtsblatt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.

Doch ohne Lehrgang schafft es nahezu niemand, meint Bustro. „Der Weg zum Grünen Abitur ist alles andere als einfach. Bücherwissen allein reicht niemals zum Bestehen“, sagt er. Auch die untere Jagdbehörde empfiehlt ausdrücklich den Besuch von Vorbereitungslehrgängen.

Außerdem, erklärt Bustro, dass pauken schon dazugehört. Ohne zu lernen, funktioniere sein Lehrgang nicht.

Den Anfang der Jägerprüfung macht die Schießprüfung. „Da liegen bei den meisten die Nerven blank“, so Bustro. Und die Nervosität der Prüflinge ist gerechtfertigt, denn wer hier die vorgeschriebene Leistung nicht bringt, ist direkt durchgefallen. Das ist auch gut so, meint Bustro. Schließlich wird mit Waffen und scharfer Munition hantiert und da sind oberste Vorsicht und ein verantwortungsvoller Umgang Pflicht.

Die Schießprüfung unterteilt sich in drei verschiedene Disziplinen. Beim Flintenschießen müssen die angehenden Jäger mindestens drei von zehn Tontellern treffen, die nacheinander in die Luft geschleudert werden (Tontaubenschießen).

Beim Kurzwaffenschießen werden mit einer Pistole oder einem Revolver fünf Schüsse auf eine 25 Meter entfernte Scheibe abgegeben. Diese ist in etwa 70 Zentimeter breit und 140 Zentimeter hoch und muss mindestens zwei Mal getroffen werden.

Die dritte Teilprüfung beim Schießen ist das Büchsenschießen. Dabei müssen die Schützen auf ein 100 Meter entferntes Rehbockmodell schießen, auf dem Ringe mit verschiedenen Punktzahlen angebracht sind. Es gilt, mindestens 25 von 50 Punkten zu erreichen.

Kreisjägermeister und Vorsitzender der Prüfungskommission, Wolfgang Mengel, erklärt: „Bei allen drei Schießdisziplinen haben die Prüflinge je zwei Versuche und oft wird der Zweitversuch auch gebraucht. Ich vermute, das liegt an der psychischen Anspannung.“

Ist das geschafft, schließt sich die schriftliche Prüfung an. Hier müssen die angehenden Jäger zu jedem Themengebiet 20 Multiple-Choice-Fragen, das heißt es gibt Antwortmöglichkeiten, aus denen die richtige gewählt werden muss, beantworten. Die Ergebnisse haben Einfluss auf die Gesamtnote. Sind Schießprüfung und Theorie bestanden, folgt am Tag darauf die mündlich-praktische Prüfung, auch revierpraktische Prüfung genannt.

„Diese findet im Forst-Revier Lindau statt“, sagt Mengel. Dabei müssen die Prüflinge nicht nur theoretische Kenntnisse beweisen, sondern auch anpacken. „Wildhygiene ist unter anderem ein Thema. Dabei müssen die Prüflinge zum Beispiel die Innereien eines Tieres untersuchen, die Organe bestimmen und auch auf Auffälligkeiten achten“, erklärt der Vorsitzende der Prüfungskommission.

Wenn die Prüflinge das alles erfolgreich abgeschlossen haben, wird ihnen der Prüfschein ausgehändigt. Mit diesem können sie bei der zuständigen Jagdbehörde ihren Jagdschein beantragen. Ein polizeiliches Führungszeugnis und der Nachweis einer Jagdhaftpflichtversicherung müssen zusätzlich mit eingereicht werden. Danach heißt es: „Waidmannsheil!“