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Vermessungsteam beginnt mit Erfassung und Bewertung der Zerbster Straßen im Umland Jeder Zentimeter wird genau erfasst

Von Judith Kadow 05.11.2011, 04:21

Jedes Schild, jeder Schaden, jede Einfahrt unserer Gemeindestraßen wird in zwei Jahren digital für die Bauverwaltung einsehbar sein. Den Grundstein dafür legt ab diesem Wochenende ein Berliner Technologieunternehmen.

Zerbst l Sie haben nichts mit Google Street View zu tun. Sind aber genauso auffällig: Mirko Dörre und sein Kollege, die für das Berliner Unternehmen eagle eye technologies ab heute in einem knall-orangefarbenen Vermessungsfahrzeug die Gemeindestraßen im Vorfläming abfahren und digital erfassen.

"Unser derzeitiges Straßenbestandsverzeichnis der Kernstadt Zerbst ist teilweise ungenau und wurde noch manuell erstellt", erklärt Bernd Köhler, Leiter der Bauverwaltung, die die Vermessung in Auftrag gegeben hat. Für die Ortsteile der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Ehle-Nuthe besteht überhaupt kein solches Verzeichnis. "Da das Land ein solches aber verlangt, haben wir nun damit begonnen", so Köhler.

Dies ist jedoch nicht der einzige Grund. Auch mit Blick auf die Einführung der doppelten Haushaltsführung (Doppik) in Zerbst ist die digitale Vermessung notwendig, um eine Zustandsbewertung der Straßen durchführen zu können.

Allerdings wird nicht jede Straße im Gebiet der Einheitsgemeinde Zerbst vermessen. "Es werden die Gemeindestraßen und Straßen anderer Baulastträger erfasst, bei denen wir als Baulastträger der Gewege beteiligt sind", erklärt Köhler.

Dabei ist das Abfahren der Straßen nur ein Teil der Arbeit. Heute und morgen wird das Vermessungsteam im Vorfläming unterwegs sein. Im kommenden Jahr folgt die restliche Vermessung der ehemaligen VG. 2013 folgt dann die Vermessung der Straßen in der Kernstadt.

Die zwölf Kameras, die auf dem Dach des Wagens montiert sind, erfassen dabei alle Fassaden, Schilder, Bäume sowie Straßenschäden in Farbe. Sensoren am Wagen vermessen die Straßenfläche. "Über GPS bestimmen wir unsere Position und können somit die Straßen absolut exakt vermessen", sagt der zuständige Vermessungsingenieur Mirko Dörre. Ist das GPS-Signal durch zu dichte Begrünung in mancher Straße gestört, ist eine Vermessung und Positionsbestimmung durch Radsensoren und einen Kreiselkompass auf dem Dach möglich. "Wir fahren ganz normales Tempo. Die Aufzeichnung ist trotzdem exakt. Bei anderen Auftraggebern sind wir auch auf Autobahnen mit 100 km/h unterwegs und es funktioniert trotzdem", sagt Dörre.

Die bei den Fahrten gespeicherten Daten werden dann in Berlin ausgewertet und aufgearbeitet. In der Verwaltung kann später mittels passender Software jeder Straßenabschnitt "wie mit dem menschlichen Auge" angesehen werden. "Das ist für uns von großem Vorteil", meint Köhler und gibt ein Beispiel. Meldet ein Bürger einen Schaden an einer Straße, kann dieser bereits im Programm betrachtet werden. Ein Vor-Ort-Termin ist nicht mehr zwingend notwendig.

"Wir werden schon oft angesprochen, ob wir von Google sind" meint Dörre schmunzelnd. Doch damit hat der Ingenieur nichts zu tun. Die erfassten Daten werden weder online gestellt, noch an Dritte weitergegeben. "Die Daten werden nur intern von uns genutzt", betont Bernd Köhler.