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Katze Das Weihnachts-Wunder von Dobritz

Manchmal geschehen wohl noch Wunder. Familie Röscher aus Dobritz ist eines widerfahren

Von Thomas Kirchner 07.01.2020, 00:01

Dobritz l Für nicht wenige Menschen ist die Weihnachtszeit auch die Zeit der Wunder – die Zeit, in der Dinge geschehen, mit denen man nicht rechnet, die man nicht so wirklich erklären kann. Von solch einer Geschichte berichtet die Familie Röscher aus Dobritz.

Familie Röscher, das sind Vater Andreas (42 Jahre), Mutter Ina (38), Tochter Vanessa (19), Sohn Tom Luis (12) und Kater Boris. Letzterer ist es auch, der die Geschichte quasi schrieb, von der Mutter Ina berichtet.

„Boris kam vor etwa drei Jahren in unser Leben. Er saß einfach auf unserem Grundstück und hat fürchterlich miaut“, schildert Ina, wie der kleine Boris zum Familienmitglied wurde. Ein Nachbar habe sie auf den Schreihals aufmerksam gemacht. „Wahrscheinlich wurde der Kater einfach von jemandem über den Zaun geworfen, denn zum allein umherstreunen war er einfach noch zu klein“, vermutet Ina.

Zur Familie gehören auch fünf Schäferhunde und somit war es echtes Glück für ihn, dass noch kein Hund den kleinen Kater entdeckt hatte. „Unsere Tochter hat sich sofort um ihn gekümmert, und da wir ja nicht auf eine Katze vorbereitet waren gab‘s als erste Mahlzeit für ihn eben Hundefutter. Wir haben uns keine große Hoffnung gemacht, dass diese winzige Katze überleben würde. Außerdem glaubten wir nicht, dass er Lust hatte, zwischen den großen Hunden hier bei uns zu leben“, so Ina.

Der kleine Kater hat es anscheinend bei der Familie Röscher doch ganz toll gefunden und blieb. „Auch mit den Hunden hat er sich arrangiert. Aufgrund seines roten Fells bekam er dann den Namen Boris und lebte von Anfang an sowohl im Haus als auch draußen“, schildert sie weiter.

Irgendwann hat ihn die Familie kastrieren lassen. „Boris war kein Rumtreiber. Abgesehen von Besuchen bei unseren Nachbarn, hielt er sich die meiste Zeit Zuhause auf – bis zu jener Nacht, die Nacht vom 4. zum 5. Dezember“, erzählt Ina. Die Familie hat ihn nachts noch rausgelassen und dann sei er einfach nicht mehr nach Hause gekommen.

„Über Facebook und WhatsApp haben wir Aufrufe gestartet. Auch die Suche im Umkreis blieb erfolglos. Wir waren wirklich verzweifelt. Besonders unsere Tochter war am Boden zerstört. Sie lebt inzwischen in Hildesheim und kommt nur am Wochenende nach Hause. Dann hat sie immer mit ihrer Katze gekuschelt und jetzt war Boris einfach weg“, schildert sie.

Jeden Tag nach dem Aufstehen sei der Blick der Familie als erstes zur Terrasse gewandert, ob Boris vielleicht dort sitzt und wartet. „Aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Nach fast drei Wochen vergeblicher Suche hatten wir die Hoffnung aufgegeben. Dabei war der einzige Wunsch meiner Tochter zu Weihnachten: „Ich möchte, dass meine Katze wieder da ist“, erzählt Ina.

Am Wochenende vor Weihnachten wollte die Familie ins Kino fahren. „Wir fuhren also am 22. Dezember nach Dessau. Der Film war gegen halb elf nachts zu Ende und wir traten den Heimweg an“, erinnert sich Ina. Der Weg führte Familie Röscher wie immer über Roßlau, Streetz und Natho. „Mein Mann ist gefahren. Die Strecke zwischen Streetz und Natho führt durch einen Wald. Ich sah im Scheinwerferlicht eine Katze über die Straße gehen und machte meinen Mann darauf aufmerksam. Aus Spaß sagte ich noch, nicht dass unser Boris hier nachts spazieren geht. Mein Mann sagte dann, dass er es echt sein könne, so wie die Katze läuft“, schildert Ina die nächtliche Tour.

Daraufhin habe die Tochter schon von hinten „Stop! Halt an!“ gerufen und sei schon aus dem Auto gesprungen. „Vanessa hat den Namen ihres geliebten Katers gerufen. Der drehte sich kurz um und ging einfach weiter. Erst beim zweiten Mal rufen, drehte er sich um und rannte auf Vanessa zu. Er schrie ununterbrochen und miaute... Er begrüßte im Auto erst einmal alle und miaute ununterbrochen. Er war so aufgeregt und freute sich so sehr. Nie zuvor habe ich gesehen, dass sich Katzen so freuen können“, kann sich Ina noch gut an das Wiedersehen erinnern.

Unglaublich! Es war tatsächlich Boris. „Fast 20 Kilometer von Zuhause entfernt, mitten im Wald und zufällig beim nach Hause fahren gefunden. Wären wir nur fünf Minuten früher oder später an dieser Stelle vorbeigefahren, wäre wieder im Wald verschwunden und wir hätten ihn nie gesehen. Seitdem ist Boris wieder Zuhause, und es war für uns wie ein kleines Weihnachtswunder, dass wir ihn so gefunden haben und dass er jetzt wieder da ist“, freut sich Ina und die ganze Familie über den unverhofft glücklichen Ausgang der Ausreißer-Geschichte.