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Tagesgruppe Hohenlepte führt alljährliches Elternseminar durch Kennt man sein Kind ganz genau?

Von Daniela Apel 04.11.2011, 05:23

"Was weiß ich von meinem Kind?" Um diese Frage drehte sich das diesjährige Elternseminar der Tagesgruppe Hohenlepte. Den teilnehmenden Müttern und Vätern brachte es einige Denk- und Handlungsanstöße.

Hohenlepte l "Man lernt nie jemanden richtig kennen, weiß, was er wirklich denkt", erklärt Kerstin Ranno. Dennoch will die Zerbsterin an diesem Mittwochvormittag testen, inwieweit sie ihren Sohn kennt. Der sechsjährige Tony besucht die Tagesgruppe Hohenlepte, die alljährlich ein Elternseminar anbietet. Diesmal lautet das Thema der Veranstaltung: "Was weiß ich von meinem Kind?" Acht Mütter und Väter kann Melitta Ferchland begrüßen. Sie leitet die Einrichtung des Paritätischen Sozialwerks Kinder- und Jugendhilfe.

"Ich bin da, um mir Anregungen mit nach Hause zu nehmen", sagt Kerstin Ranno. "Und wegen dem Frühstück", bemerkt sie lächelnd. Das gemeinsame Kaffeetrinken bildet stets den geselligen Auftakt, den die Eltern gern für Gespräche nutzen. "Man kann sich gut austauschen", berichtet Torsten Kampmann. Doch nicht nur deshalb nimmt der Lindauer an dem Seminar teil. "Ich mache das für mein Kind", denkt er an seinen Sohn Gordon. Der 13-Jährige gehört ebenfalls zu den derzeit zwölf Mädchen und Jungen, die in der Tagesgruppe besonders gefördert werden. Das umfasst die Hilfe bei Hausaufgaben genauso wie die Vermittlung von sozialen Kompetenzen oder das Erlernen von Strategien zur Konfliktlösung. Und auch die Eltern bleiben nicht außen vor, sondern werden aktiv mit einbezogen. Schließlich besteht ein weiteres Ziel darin, das familiäre Bezugssystem zu stärken.

"Wichtig ist das tägliche Gespräch"

Melitta Ferchland, Tagesgruppe

Vor dem Hintergrund finden auch die Seminare statt, die den Müttern und Vätern Denk- und Handlungsanstöße geben sollen. Und die Eltern nehmen das Angebot gern an. "Ich möchte was dazulernen", sagt Torsten Kampmann kurz bevor die lehrreiche Stunde beginnt.

Zur Einleitung liest Melitta Ferchland den Brief eines Kindes an seine Eltern vor. Darin schildert Max, was er getan hat, nachdem er um 7 Uhr morgens das Haus verließ. In der Schule war er dabei nur kurz. Vielmehr traf er sich mit Freunden, klaute Kräuterschnaps, rauchte, beraubte seine Oma und war mitverantwortlich, dass das Vereinsheim abbrannte. Und das war längst nicht alles. Glücklicherweise stellte Max am Ende klar, dass er sich das alles nur ausgedacht hatte. "Jetzt wisst ihr, liebe Eltern, was hätte passieren können", gestand er ein, dass er lediglich ein Fenster mit dem Fußball kaputt geschossen hatte.

Die anwesenden Mütter und Väter bringt die Geschichte zum Thema des Tages zurück: "Was weiß ich von meinem Kind?" Um das herausfinden, verteilt Melitta Ferchland einen Eltern-Kind-Test. 16 Fragen stehen darauf. Gefragt wird nach den Freunden des Kindes genauso wie nach seinem Lieblingstier, dem Lieblingslehrer oder der Lieblingsgeschichte beim Zubettgehen. Aber auch "Was kann mein Kind besonders gut?", "Wovor fürchtet sich mein Kind?" oder "Mit welchem Ausflug kann ich mein Kind begeistern?" sollen die Eltern beantworten. Und das ist mitunter schwierig. "Ich musste viel grübeln", gesteht ein Teilnehmer. "Ich habe mich dabei erwischt, dass ich über solche Fragen zu wenig nachdenke", ein anderer.

Torsten Kampmann fällt der Test leicht. "Man muss dem Kind viel zuhören und ihm vertrauen können", berichtet er, dass ihm Gordon eigentlich alles erzählt. Immer war das nicht so. "Vor drei Jahren hätte ich das wohl noch nicht so beantworten können", gibt der Lindauer zu.

Wie richtig er nun gelegen hat, zeigen die Antworten seines Sohne zu genau den gleichen Fragen. Jeder Elternteil erhält zum Vergleich den Test, den sein Kind bereits zuvor ausgefüllt hat. Interessiert und teils überrascht nehmen die Mütter und Väter die Aussagen ihrer Sprösslinge zur Kenntnis.

"Wichtig ist das tägliche Gespräch", betont Melitta Ferchland zum Abschluss der Veranstaltung: "Die Kinder sehnen sich nach Nähe, Beachtung und gemeinsamen Unternehmungen", motiviert die Einrichtungsleiterin die Seminarteilnehmer herauszufinden, was ihre Kinder glücklich macht.