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Kindertafel Ein symbolischer Euro für die Miete

Die Zerbster Kindertafel ist für jede Unterstützung dankbar. Umso größer ist die Freude über das Entgegenkommen von Landrat Schulze.

Von Daniela Apel 12.03.2016, 09:00

Zerbst l „Ich weiß, wie ihre Situation ist und dass sie sich neu organisieren mussten. Ich möchte das unterstützen“, erklärt Landrat Uwe Schulze. Er traf deshalb die persönliche Entscheidung, der Zerbster Kindertafel beim Mietvertrag für den genutzten Raum in der Kreisimmobilie in der Jeverschen Straße so weit wie möglich entgegenzukommen. Nur den symbolischen einen Euro möchte er an Kaltmiete für die gut 49 Quadratmeter haben, allein die monatlichen Nebenkosten sind selbst zu tragen. „Das ist ganz toll. Da fällt mir ein Stein von Herzen“, ist Birgit Brandtscheit spürbar erleichtert. Erst als beide ihre Unterschrift unter den Vertrag setzen, scheint sie es wirklich zu glauben. „Es fällt mir sehr schwer, die Kindertafel finanziell auf die Beine zu stellen“, erzählt die Leiterin des 2007 durch die Zerbster Tafel gestarteten Projektes. Diese befindet sich seit dem 1. Januar 2016 nicht mehr in Trägerschaft der Diakonie, sondern des neu gegründeten Tafel-Vereins und der startete bei Null. „Wir können auf keinen Fall zu Lasten der Tafel gehen“, sagt Birgit Brandtscheit, die Uwe Schulze durch die Räumlichkeiten führt.

In der Küche starten die beiden ihren kurzen Rundgang. Hier kochen die Eltern mit und für ihre Sprösslinge. „Die Kinder essen gratis bei uns“, informiert Birgit Brandtscheit. Immer freitags und jeden zweiten Donnerstag steht die Kindertafel dem Nachwuchs offen. Momentan sind es 25 Mädchen und Jungen zwischen null und 18 Jahren aus sozial benachteiligten Familien, die nach der Schule vorbeikommen. Hier machen sie ihre Hausaufgaben, erhalten Nachhilfe, können basteln und zusammen spielen, bevor um 18 Uhr gemeinsam warm gegessen wird. „Auch Gastkinder werden nicht weggeschickt“, bemerkt Birgit Brandtscheit. Wer zum Beispiel mal seine Freundin mitbringen möchte, kann das gern tun. Ausgegrenzt werden die jungen Tafelbesucher oft schon genug, da sich ihre Familien vieles eben nicht leisten können.

Deutschland indes sei ein reiches Land, dass es sich leisten kann, für die Kinder etwas zu machen, findet Uwe Schulze. Deshalb ist er zuversichtlich, dass sich auch für den Beschäftigungsraum eine Lösung finden lässt, den Birgit Brandtscheit gern dazu haben würde. Neben den Fenstern müsste jedoch ebenfalls etwas mit dem Fußbodenbelag geschehen. Die Zusage des Landrats zur Hilfe vernimmt die Tafel-Gründerin zufrieden. „Ich mache das ehrenamtlich“, verrät die engagierte Hausfrau. „Mein Mann siezt mich schon“, merkt sie schmunzelnd an.

Doch gerade die Kindertafel liegt Birgit Brandtscheit sehr am Herzen. Entsprechend setzt sie sich für den Fortbestand dieses besonderes Angebotes ein, das auf Unterstützung angewiesen ist. „Alles, was wir gratis kriegen, sind Schätze“, sagt sie. Die Einwegaschenbecher aus Aluminium gehören dazu, werden eines Tages beim Basteln ihren Einsatz finden. Zugleich erzählt sie von der Pfandbon-Aktion des NP- und Edeka-Marktes in Zerbst. Die Kunden werden dort gebeten, ihren Flaschenpfand zu Gunsten der Kindertafel zu spenden.

Die Zerbster Kindertafel präsentiert sich mit einem eigenen Profil im sozialen Netzwerk Facebook.