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Kriminalität Betrüger in Zerbst unterwegs

Eine kriminelle Bande hat versucht, vor einem Einkaufszentrum in Zerbst an Daten und Geld von Bürgern zu kommen.

Von Thomas Kirchner 07.07.2020, 07:57

Zerbst l Am Freitag waren gegen 13 Uhr auf dem E-Center Parplatz offensichtlich Trickbetrüger unterwegs. Dies berichtet ein Zerbster, der sich zu dieser Zeit ebenfalls dort aufhielt und einkaufen wollten. Es handelt sich dabei um die sogenannte „Klemmbrett-Masche“, mit der momentan Betrüger in vielen Städten versuchen, an Daten von Bürgern zu kommen.

„Ich beobachtete, wie junge Männer, zwei im weißen T-Shirt und einer mit Jeansjacke und rotem T-Shirt, mit je einem Klemmbrett in der Hand auf dem Parkplatz von Edeka und Lidl Passanten angesprochen haben“, schildert der Zerbs-ter, der gerne anonym bleiben möchte (Name ist der Red. bekannt). Die Männer seien dabei recht forsch und aufdringlich aufgetreten.

„Sie gingen auf direktem Wege auf Passanten zu und hielten sogar Autos an. Auch mich hat einer der Männer angesprochen und wollte, dass ich für den „Landesverband für Behinderte“ meine Daten hinterlasse. Er sprach nicht und zeigte nur mit dem Stift auf den Text auf seinem Klemmbrett. Ich winkte ab, gab zu verstehen, dass ich kein Interesse habe“, erzählt er.

Der Zerbster hat sich erinnert, dass im Februar in Köthen mit genau derselben Masche und denselben Formularen versucht wurde, an Adressen von Passanten zu kommen. „Daraufhin ging ich auf einen der drei Männer zu – eine Frau war gerade dabei, ihre Daten in die Liste einzutragen – und fragte was sie hier machen, ob alles mit rechten Dingen zugeht. Auch dieser Mann hat nicht gesprochen und zeigte mit dem Stift auf den Text. Ich bestand weiterhin auf eine Erklärung für das, was hier vor sich ging, andernfalls würde ich die Polizei verständigen“, schildert der Zerbster.

Der vorher aufdringlich nette Mann sei auf einmal böse geworden und beschimpfte den Zerbster. „Er riss der Frau das Klemmbrett aus der Hand und ging mit schnellen Schritten Richtung Parkplatzausgang nahe dem Bollenlatscher. Seine beiden Komplizen eilten ebenfalls herbei. Plötzlich kam ein silberner BMW vorgefahren und alle drei Männer stiegen ein und flüchteten“, beschreibt der Zeuge das Ende der Aktion. So schnell habe er gar nicht gucken können, wie alles geschehen war, die Szenen seien filmreif gewesen.

Er habe die Polizei verständigt und den Vorfall geschildert, erzählt der Zerbster. Eine Bekannte sei bereits gegen 11.30 Uhr angesprochen worden, erzählt er weiter, eine weitere Bekannte habe ihm berichtet, dass sie in Haldensleben so etwas auch erlebt hat.

„Mir tun die Männer leid, die sich solchen kriminellen Banden anschließen. Ich spürte, dass der Herr, den ich konfrontierte, Angst hatte. Ich denke nicht, dass sie so etwas freiwillig tun. Ich vermute, sie tun es aus Verzweiflung. Ich bete für die Männer, dass sie wieder zur Vernunft kommen und sich von solchen Banden lösen und umkehren“, hofft der Zerbster.

„Die Klemmbrett-Masche habe verschiedene Varianten. Von Taschendiebstahl bis zum Sammeln von Daten oder die telefonische Übermittlung von Adressen aus der Namensliste für Blitzeinbrüche, sei alles möglich. Unterwegs seien die Betrüger beispielsweise in Einkaufspassagen, in Straßencafés oder vor Supermärkten“, heißt es auf der Internetseite polizei-dein-partner.de.

„Grundsätzlich muss immer wieder gesagt werden, dass es sehr viele verschiedene und auch immer wieder neuartige Betrugsmaschen gibt“, weiß auch Michael Drews vom zuständigen Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld in Köthen. Das Ansprechen von Passanten mit dem Erbitten von angeblichen Geldspenden oder auch das Durchführen von vorgeblichen Unterschriftensammlungen seien bereits bekannte Vorgehensweisen von Betrügern.

„Die Polizei mahnt regelmäßig, die Sensibilität zu schärfen, um nicht Oper einer arglistigen Täuschung zu werden. In Bezug auf die Sammlung von Namen und Unterschriften sollte jeder Bürger sehr genau überdenken, wem, wann und warum er seine persönlichen Daten zur Verfügung stellt“, mahnt Drews.

Zumeist sei an einem Ort wie einem Supermarktparkplatz nicht der tatsächliche Verwendungszweck der Daten abzuschätzen und setze fremde Personen in Kenntnis über sehr sensiblen Daten und die Form der persönlichen Unterschrift. „Außerdem ist zu bedenken, dass der Angesprochene für einige Zeit abgelenkt ist. Dieser Zeitraum könnte eventuellen Komplizen die Möglichkeit für unbeobachtete kriminelle Handlungen geben“, warnt Michael Drews.

Wenn Bürger diesbezügliche Beobachtungen machen, die ihnen verdächtig erscheinen, sollten sie den Polizeinotruf oder eine nahe liegende Polizeidienststelle informieren. „Damit kann eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Sammlungen erfolgen. Da es häufig passiert, dass Betrüger sehr schnell ihre Handlungsorte wechseln, ist es immer bedeutsam, wenn Daten wie Fahrzeugkennzeichen, angebliche Organisationen in deren Namen die Sammlung erfolgt und auch Beschreibungen der Personen vorliegen“, so Michael Drews.

Diese Informationen würden der Polizei ermöglichen, Überprüfungen durchzuführen beziehungsweise effizientere Fahndungen nach mutmaßlichen Betrügern einzuleiten.