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Anja Grune zog von Hannover nach Eichholz, doch hier ist Computerarbeit online unmöglich Land-Idylle, Kita-Platz - aber kein Internet

Von Thomas Drechsel 31.08.2013, 01:11

Anja Grune aus Eichholz ist auf einen schnellen Internetanschluss angewiesen. Sie arbeitet für die Deutsche Bank - von zuhause in Eichholz. Und dort ist das Internet-Zeitalter noch nicht angebrochen.

Eichholz/Köthen l Es ist zum Verzweifeln. Anja Grune war froh über die Möglichkeit, die Hälfte der Woche von zuhause aus arbeiten zu können. Ein familienfreundliches Arbeitsmodell der Deutschen Bank macht möglich, dass ihre Familie 2011 von Hannover wegziehen konnte und sie dennoch arbeitsmäßig voll präsent bleibt. "Aber hätte ich geahnt, dass hier überhaupt kein stabiler Internetzugang vorhanden ist, wären wir dort geblieben."

Die studierte Betriebswirtin stammt aus Zerbst und ist gern hierher zurückgekehrt, zumal es im Gegensatz zu Hannover eine paradiesische Ausstattung mit Kita-Plätzen gibt. Für eine 20 Stunden-Betreuung pro Woche zahlte sie früher 900 Euro. Anders in Zerbst, wo zudem die Großeltern in der Nähe sind. "Es ist wunderschön hier, gerade in Eichholz stimmt das Klima im Ort, die Leute sind klasse, es gibt noch weitere Kinder. Aber man muss arbeiten können!", sagt die studierte Betriebswirtin, die schon seit 2004 für die Deutsche Bank erst in Stuttgart, dann in Hannover und nunmehr von Eichholz aus tätig ist.

Vom "schnellen Internet", das laut Vorgabe der Bundesregierung bis 2015 flächendeckend vorhanden sein soll, kann sie nur träumen. Sie kann auch nicht auf jedwede Funkverbindung umsatteln (mal abgesehen davon, dass diese nicht ohne weiteres verfügbar ist), denn sie hantiert mit sensiblen Bankdaten. Doch auch das alltägliche Leben ist längst von Transaktionen via Internet durchdrungen. "Was soll werden, wenn der Kleine in die Schule kommt und die Hausaufgaben per E-Mail verschickt werden?"

2009 hat der Landkreis in Umsetzung des Konjunkturpaketes Stark II untersucht, wo welcher Internet-Bedarf herrscht. "Der Befragung zufolge gibt es keinen Bedarf mehr. Was natürlich nicht stimmen kann, aber unsere Informationslage ist dennoch so", sagt Bernhard Böddeker. Der amtierende Landrat ist auch Internet-Zuständiger. Und freut sich über jede Information, wo welcher Bedarf herrscht. "Jeder Anhalt-Bitterfelder kann sich gern direkt an mich wenden. Wir können unmittelbar eine Lösung anbieten. Der Anbieter versorgt bereits über 60 Orte in Anhalt-Bitterfeld." Ob sich die Technik mit den Maßgaben der Deutschen Bank zur Datensicherheit deckt, soll nun geprüft werden. Immerhin: Licht am Eichholzer Internet-Himmel.