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Zoff um Corona-Impfungen Landkreis Anhalt-Bitterfeld sagt Impftermine für Zerbster Feuerwehren ab

Die Zerbster Feuerwehr wird vorerst nicht gegen das Corona-Virus geimpft. Grund sei fehlender Impfstoff. Die Einsatzkräfte sind fassungslos.

Von Thomas Kirchner Aktualisiert: 16.4.2021, 11:22

Zerbst/Köthen. Nach einigem Hin und Her und zahlreichen Diskussionen sollte es jetzt ganz schnell gehen – eigentlich. Die Rede ist von den Corona-Impfungen für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Insgesamt 246 Frauen und Männer sollten am 17. und 18. April ihre erste Impfung bekommen. Doch daraus wird nichts. Der Landkreis hat beide Impftermine am Mittwochabend kurzfristig abgesagt, was bei den Zerbster Feuerwehren einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hat.

Als Grund für die gecancelten Termine wird nicht ausreichend vorhandener Impfstoff angegeben. „Aufgrund einer Entscheidung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sowie eines Beschlusses der Gesundheitsministerkonferenz, bei Personen, die eine Erstimpfung mit dem Impfstoff AstraZeneca erhalten haben, die Zweitimpfung mit Biontech durchzuführen, müssen die für den 17. und 18. April anvisierten Impftermine in Zerbst abgesagt werden, heißt es aus der Landkreisverwaltung in Köthen.

Landkreis prüft weitere Absagen von Impfterminen in Kommunen

Aufgrund der dem Landkreis zur Verfügung stehenden Menge an Impfstoff, in diesem Fall Biontech, sowie den derzeit noch nicht bekannten zukünftigen Liefermengen, müsse der vorhandene Impfstoff für die Realisierung der notwendigen Zweitimpfungen zurückgehalten werden, so die Begründung.

Von den insgesamt 29 Impfterminen, die mit mobilen Impfteams in den Städten und Gemeinden des Landkreises im Monat April stattfinden sollten, wurden nach Informationen der Volksstimme aber nur die beiden genannten Termine in Zerbst abgesagt. Alle anderen Anhalt-Bitterfelder Gemeinden sind also nicht betroffen. Die geplanten Impftermine finden statt. Dazu heißt es seitens des Landkreises: „Derzeit wird neben den in Zerbst/Anhalt abgesagten Terminen die Absage weiterer Termine im Landkreis geprüft. Der Landkreis hat die Durchführung der Zweitimpfungen prioritär sicherzustellen und musste aus diesem Grund bereits verplante Impfstoffmengen nun für die Zweitimpfungen zurückhalten.“

Zerbster Kameraden sind fassungslos über Entscheidung der Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld in Köthen

Die Zerbster Stadtwehrleitung hat eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. „Wir sind fassungslos, denn hier geht es nicht um Mangel an Impfstoff, sondern ums Prinzip. Nachdem der Landkreis vom Impfangebot für unsere Einsatzkräfte erfahren hat, nahmen einzelne Mitarbeiter sofort ihre Telefone in die Hand, liefen Sturm und versuchten, die Stadt und die Stadtwehrleitung davon zu überzeugen, das Impfangebot zurückzunehmen. Begründung: Andere Kommunen im Landkreis wären ja noch nicht so weit, und Zerbst sollte doch bitte warten, bis alle anderen so weit sind“, schildert Stadtwehrleiter Denis Barycza.

Es sei zusätzlicher Impfstoff, und niemand mehr aus Gruppe eins und zwei da, der kein Angebot bekommen habe, und trotzdem sollen die Einsatzkräfte wieder nicht geimpft werden. „Eigentlich hatten wir nun mit einem offiziellen Verbot der Impfungen durch den Landkreis gerechnet, doch dafür wären Rückgrat und Entscheidungswille die Voraussetzung gewesen. Nun werden die Impfungen mit der Begründung abgesagt, dass der Impfstoff für Zweitimpfungen benötigt wird“, machen Barycza sowie seine Stellvertreter Denis Hofmann und Sven Klarenbach ihrem Ärger Luft.

„Im Rahmen einer Videokonferenz des Landrates und der Leitung des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst mit den Ober- und Bürgermeistern des Landkreises wurde am Mittwochabend der aktuelle Stand der Impfungen in den Gemeinden erörtert. Dabei spielte auch die fällige Zweitimpfung von Geimpften eine Rolle, die eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhielten“, erläutert Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) wie es zu der Absage gekommen ist.

Zerbst bereits bei Gruppe drei angelangt

Landrat Uwe Schulze (CDU) und Amtsleiter Eberhard Stoye hätten deutlich gemacht, dass aus ihrer Sicht nicht ausreichend Impfstoffe von Biontech zur Verfügung stünden, um diese Zweitimpfung und die geplanten Impftermine abzusichern. „In der Videokonferenz wurde deutlich, dass wir in Zerbst innerhalb des Landkreises beim Impfen am weitesten sind. Das war auch der Grund, warum wir angefangen haben, Termine für die Impfgruppe 3 beziehungsweise der Gruppe nach Paragraf 4 der Bundesimpfverordnung zu vergeben“, sagt Dittmann. Zu dieser Gruppe gehöre auch die Feuerwehr, für deren Impfung er sich, wie auch viele andere Bürgermeister des Landkreises, stark gemacht habe.

„Wir haben diesen Vorsprung erreicht, weil wir jeden uns vom Landkreis angebotenen Termin angenommen haben und mit einem hohen persönlichen Einsatz meiner Mitarbeiter. Dass der Landkreis hier nun zur Absicherung eines ähnlichen Impffortschritts im Landkreis auf die Bremse tritt, mag für Außenstehende nachvollziehbar sein. Ich bedauere es sehr, dass uns das nun zum Nachteil gereicht“, betont Dittmann.

Andreas Dittmann: Feuerwehren bleiben auf der Impfliste ganz oben

Die Mitteilung, dass mit Zusatzterminen verplante Impfstoffe nun für die Zweitimpfung an Stelle von AstraZeneca benötigt würden, klinge zumindest plausibel. „Ich habe mir allerdings die Augen gerieben, als ich am Donnerstag in der Volksstimme las, dass Biontech 50 Millionen Impfdosen zusätzlich beziehungsweise früher an die EU ausliefert“, so der Rathauschef.

Dittmann betont: „Ich werde auch weiterhin jeden uns angebotenen Impftermin annehmen, um eine schnelle Impfung der Bürger zu erreichen. Gerade die dritte Impfgruppe umfasst einen sehr großen Personenkreis. Hier sehe ich sogar einen überproportionalen Mehrbedarf in der Stadt Zerbst gegenüber unseren Nachbarkommunen, da wir nicht nur 500 aktive Einsatzkräfte bei den freiwilligen Feuerwehren haben, sondern sehr viele Arbeitsplätze in der Lebensmittelindustrie. Unseren Feuerwehren kann ich nur versichern, dass sie weiterhin ganz oben auf unserer Liste stehen.“