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LAndwirtschaft Zuckerpreis und Erntemenge im Keller

Die Zuckerrübenernte blieb bei einem der größten Erzeuger in Lindau weit hinter den Erwartungen zurück.

Von Thomas Höfs 06.01.2019, 05:00

Lindau l Wenig Grund zur Freude gab es 2018 über die Ergebnisse der Zuckerrübenernte. Mit Ausfällen von rund 30 Prozent hatte Peter Gottschalk, einer der beiden Vorstände der Agrico Lindau, zu Beginn der Ernte im Herbst gerechnet. Wochenlang bewegte sich der Rübenroder über die Felder. Denn die Zuckerrübenernte ist eine langwierige Angelegenheit. Langsam holt die große Maschine die Rüben aus dem Boden. Das Ergebnis der Ernte fiel allerdings deutlich schlechter aus als erwartet, sagte er auf Nachfrage der Volksstimme. Der Ertrag sei um die Hälfte rückläufig.

Zu Hilfe kommt den Landwirten dabei nicht der sonst funktionierende Marktmechanismus aus Angebot und Nachfrage, schildert er. Viele Bauern haben in der Region deutliche Ernteeinbußen bei den Zuckerrüben gehabt, weiß er. Doch im Preis hat sich die Ernte nicht niedergeschlagen. „Die Preise sind noch einmal gefallen.“ Aus der Sicht der regionalen Produzenten sei dies kaum nachvollziehbar, erklärt er. Doch weltweit gebe es Zucker in Hülle und Fülle. Das große Angebot und die nicht so große Nachfrage nach dem weißen Süßstoff habe dazu geführt, dass die Zuckerrüben bei den Preisen deutlich nachgelassen hätten. Früher hatte zudem die Europäische Union die heimische Landwirtschaft geschützt. Inzwischen gibt es diesen Schutz nicht mehr. Die heimischen Landwirte konkurrieren nun mit anderen Anbaugebieten auf der Welt.

Im kommenden Jahr, sagt Peter Gottschalk, könne der Zuckerrübenpreis sogar noch weiter fallen. Er halte dies nicht für ausgeschlossen. In den landwirtschaftlichen Unternehmen habe inzwischen das große Nachdenken darüber begonnen, ob die Anbaufläche für die Zuckerrüben nicht verkleinert werden könnte. Auch bei der Agrico in Lindau gebe es inzwischen derartige Überlegungen, bestätigte er. Anstatt Zuckerrüben könne der Betrieb auch Getreide anbauen.

Er gehe davon aus, dass die Anbaufläche für Zuckerrüben in der Region in Folge des stark gesunkenen Preises im kommenden Jahr weiter sinke. Unterm Strich gehe dann die Erntemenge in der Region deutlich zurück. „Das hat dann auch Auswirkungen auf die Auslastung der Zuckerfabrik“, denkt er weiter. Wenn die Landwirte nicht mehr so viele Zuckerrüben anbauen, dürfte dies mittelfristig Auswirkungen auf die verarbeitende Industrie haben. Ob sich die Zuckerfabriken in der Zukunft alle halten können, müsse abgewartet werden.

Für die Bauern in der Region sei nun die Herausforderung andere Feldfrüchte zu finden, die den Ertragsrückgang auffangen können.

Im Durchschnitt mehr als 30 Prozent weniger ernteten die Lindauer Landwirte2018. Die Ursache lag dabei vor allem in der monatelangen Trockenheit. Nur ein Bruchteil der sonst üblichen Niederschläge erreichte die Felder. Neben den geringeren Erträgen gab es auch Einbußen bei den Qualitäten.

In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Niederschläge zwar zugenommen. „Wir liegen aber immer noch weit hinter den zu erwartenden Niederschlägen“, sagt er. Das Wasser habe den Boden noch nicht komplett durchdrungen. An einigen Stellen sei der Boden in 30 Zentimeter Tiefe noch immer staubtrocken. Er gehe inzwischen davon aus, dass dies in diesem Jahr auf guten Standorten zu Problemen führen werde. Es sei aus seiner Sicht nicht ausgeschlossen, dass die Landwirte in der Region mit einer weiteren deutlich geringeren Ernte in diesem Jahr rechnen müssten.

Zwar sei es nicht ausgeschlossen, dass die Natur die fehlenden Niederschläge noch aufholt. Doch müssten in den kommenden Wochen große Mengen fallen, um das Defizit an Niederschlägen aus 2018 auszugleichen.

Die Bewässerung der Kulturen könnte in den kommenden Jahren zu einem großen Thema der Landwirte in der Region werden. An einigen Stellen setzen die Unternehmen inzwischen schon auf die künstliche Bewässerung. Das macht die Landwirtschaft unabhängiger von den Niederschlägen. Allerdings braucht es dafür entsprechende Wasserrechte, um ausreichend Grundwasser aus dem Boden fördern zu können. Selbst die Nuthe hatte bei Lindau im  Sommer 2018 kaum noch Wasser. Entnehmen durften die Landwirte dort nichts.