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Meinung zu Zerbst Wenn Kinder die Bestimmer wären...

Kinder wurden gefragt, was ihnen an Zerbst gefällt, was nicht und was sie ändern würden, wenn sie die Bestimmer wären.

Von Daniela Apel 03.03.2020, 00:01

Zerbst l Zurückhaltend, aber mit offenem Blick sitzen die 13 Mädchen und Jungen der „Sonnenblumengruppe“ auf ihren Mini-Stühlen im Kreis. Die meisten von ihnen wohnen in Zerbst und wissen ganz genau, was ihnen an der Stadt gefällt. „Ich gehe gern ins Freibad und in die Schwimmhalle“, verrät Tommy. Vor allem das Rutschen mag er.

Nick zieht es stattdessen hinaus in die Natur. „Ich finde Angeln toll“, erzählt er von den Ausflügen mit seinem Opa zur Kiesgrube und an die Elbe. „Ich liebe das Heimatfest“, meldet sich Jaden mit einem breiten Lächeln im Gesicht zu Wort. Michal berichtet derweil vom Picknick im Schlossgarten zusammen mit seiner ganzen Familie. „Ich bin oft in der Bibliothek“, sagt Elias, der gern zu Büchern über Dinosaurier greift. „Ich gehe gern in Zerbst spazieren und Eis essen“, erklärt unterdessen Sophie. Auch der Wasserspielplatz am Markt ist bei den künftigen Abc-Schützen der Kita „Zerbster Strolche“ äußerst beliebt.

Dennoch gibt es einzelne Kritikpunkte, die der Nachwuchs klar benennt. „Ich finde es blöd, wenn ich über eine Wiese laufe und in Hundekacke trete“, sagt Noah. Über einfach weggeworfenen Müll kann der Sechsjährige ebenfalls nur den Kopf schütteln. „Plastik ist blöd für die Umwelt“, begründet er.

„Ich sehe das Problem wie die Kinder“, sagt der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) auf Volksstimme-Nachfrage. „Darum habe ich mich gefreut, als mir Schüler im letzten Jahr anlässlich ihres Besuchs bei mir versicherten, dass sie das anders machen wollen und mit gutem Beispiel voran gehen werden. Leider werden eben auch von vielen Erwachsen Kippen und Abfall achtlos weggeworfen“, bedauert er. Da helfe es nur wenig, dass seitens der Kommune mehr Mülleimer und Papierkörbe aufgestellt wurden. Stattdessen führe das unvernünftige Verhalten mancher Mitbürger zu Beschwerden über eine unsaubere Stadt „oder darüber, dass uns für so manche Aufgaben das Geld fehlt. Dabei haben wir das für die Säuberungsarbeiten ausgeben müssen“, führt der Rathauschef aus. Seiner Ansicht nach kann hier jeder ohne Aufwand selbst einen großen Beitrag leisten.

Rasende Autos mag Noah übrigens ebensowenig wie eine sinnlose Zerstörung der Natur. „Bäume sollte man nur fällen, wenn sie krank sind“, sagt er mit ernster Miene. Dem aufgeweckten Jungen fallen auch sofort einige Dinge ein, die er anpacken würde, wenn er Bürgermeister der Stadt wäre. Der Traum eines jeden Kindes wäre wohl sein Wunsch eines Spielzeuggeschäftes, in dem Kinder nicht bezahlen müssten „und davor eine Rutsche“, überlegt Noah und bekommt immer konkretere Vorstellungen von dem, was er ändern würde, wenn er Bestimmer wäre. „Im Schlossgarten könnte es einen Spielplatz geben“, schlägt der Junge vor und denkt an Schaukel, Sandkasten und Trampolin ... Ein paar Tiere im Schlossgarten wie beispielsweise Ziegen, die man füttern kann, wären für ihn eine zusätzliche Bereicherung, die den anderen Kindern ebenfalls gefällt.

Andreas Dittmann kann das gut verstehen. „Wann sehen Kinder in der Stadt schon Tiere? Aber ein Tiergehege heißt auch Verantwortung für viele Jahre übernehmen. Darum ist es schön, dass wir in Güterglück ein sehr schönes Gehege haben, das auch von vielen Zerbs- tern besucht wird“, sagt er.

Die Idee eines Spielplatzes im Schlossgarten hingegen ist nicht neu, wie er schildert. Einen solchen gab es schonmal, bevor eine Umsetzung erfolgte. „In der denkmalpflegerischen Rahmenplanung für den Schlossgarten wurde ein neuer Spielplatz nicht berücksichtigt. Ob das so bleiben muss, sei dahin gestellt. Jede Planung muss weiter entwickelt werden“, meint der Bürgermeister. „Ich gehe davon aus, dass wir noch viele weitere Vorschläge vom künftigen Kinder- und Jugendbeirat erhalten werden“, sagt er und ergänzt: „Ich bin gespannt, was da noch für Ideen kommen, mit denen wir uns im Stadtrat und den Ausschüssen befassen werden.“

Die Mädchen und Jungen der „Sonnenblumengruppe“ sprechen zudem etwas an, bei dem die Kommune nicht zuständig ist. Das betrifft den Wunsch nach einer längeren Grünphase an der Fußgängerampel am Dornburger Platz. Mit diesem Hinweis wandte sich die Volksstimme deshalb an die verantwortliche Landesstraßenbaubehörde.

Wie der Leiter des Regionalbereichs Ost, Oliver Grafe, erläutert, sind die Ampeln im Verlauf der quer durch Zerbst führenden B 184 miteinander koordiniert, um den Verkehrsfluss auf der Bundesstraße zu optimieren. Jeder Eingriff in eine Schaltphase „bewirkt Veränderungen im gesamten Ablauf und muss daher gründlich geprüft werden“, sagt Grafe. Jedoch seien die Ampelschaltungen so ausgelegt, dass Fußgängern genügend Zeit eingeräumt werde, um auf die andere Straßenseite zu gelangen.