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Musiker Ein Song für Alltagshelden

Frank Hardy Wedler aus Roßlau trifft mit seinen Liedern den Nerv der Leute.

Von Petra Wiese 29.04.2020, 06:00

Roßlau l Frank „Hardy“ Wedler wohnt gleich um die Ecke – in Roßlau nämlich. Seit 2019 macht er so richtig von sich reden. Am 23. August 2019 startete „Im Osten geboren“ von „Hardy und Heroes“ auf Youtube und mauserte sich schnell zum Erfolgstitel. So habe er das noch nicht erlebt, gibt Hardy gerne zu. Eine Hommage an die Helden des Ostrock. 31 Namen von Ostrocktiteln hat der Roßlauer Musiker verarbeitet. Darunter auch „Zeit, die nie vergeht“ von Michael Barakowski – „mein Lieblingssong“, so Wedler.

Da schließt sich der Kreis zu Annett Barakowski. Sie meldete sich begeistert per Facebook bei Frank Wedler. Das war im letzten September. Man traf sich im Biergarten, es entwickelte sich eine Freundschaft. Das Video für die Erzieherinnen ist da nur ein Produkt. Das Lied an die Helden des Alltags brannte Hardy derweil schon länger auf der Seele.

Seit etwa fünf Jahren beschäftigt ihn das Heldenthema und ließ ihn nicht wieder los. Den Dessau-Roßlauer Handballern vom DRHV 06 widmete er eine kultige Hymne, die er im Rahmen von „Handball trifft Klassik“ vor jeweils über 1000 Zuschauern mit Opernchor und Anhaltischer Philharmonie zelebrieren durfte.

2018 unterstützten Hardy und seine Band die Dessauer „Biker zeigen Herz für Kinder" mit einem Benefizkonzert. Auch im Video zum Lied vom Januar diesen Jahres „Für dich da“ sind diese Biker zu sehen, und es rücken die Feuerwehrleute und Sanitäter in den Mittelpunkt. „Das ist schon stark, was die machen“, findet Hardy. Der Gitarrist seiner Band gehört übrigens auch zu den Rettungssanitätern.

Wie wichtig die Helden des Alltags jetzt geworden sind, war im Januar noch nicht abzusehen. Corona war noch weit weg. Welche Bedeutung dieser Song erlangen sollte, „das konnte keiner ahnen“, so der Musiker. Dass diese Leute einen eigenen Song verdienen, hatte Wedler schon vor der Corona-Krise gewusst, „ich bin da nicht auf einen Zug aufgesprungen.“ Schön sei, „dass das, was ich immer gemeint habe, nun auch der breiten Masse bewusst wird.“

Der Dessau-Roßlauer Musiker ist inzwischen öfter im MDR-Fernsehen zu hören. Sein „Helden wie wir“-Refrain ist Teil der täglichen Reihe in Sachsen-Anhalt heute, in der „Helden des Alltags“ vorgestellt werden. Hardy freut sich über die vielen positiven Feedbacks.

Dass die Musik wie alles andere derweil ohne Publikum auskommen muss, findet er „schade“. Viele schöne Sachen haben in seinem Kalender gestanden – von Stadtfesten in Harzgerode und Aken bis zum Goitzsche-Festival. Nun hat er die Zeit anders genutzt. 20 Jahre „Hardy“ hat Frank Wedler zum Beispiel aufgearbeitet und ist noch dabei. Kisten voller Erinnerungen konnte er vorm Wasserschaden retten.

Songs schreiben, proben, Sachen ausprobieren – Technik macht's möglich, alles geht heute online. Der Bandkontakt läuft per Videochat oder Whatsapp. Ab und zu gibt es mal ein Treffen mit dem Gitarristen – zu zweit ist schließlich erlaubt.

Ein weiteres Video ist entstanden – zu Corona. Eine Idee von Annett Barakowski, „Zeit, die nie vergeht“ der Gruppe „Perl“ dafür zu nutzen. Ostrock versus Corona. Aufgenommen im derzeit geschlossenen Gastraum des von Wedlers Lebensgefährtin geführten „Ramontic“ in Roßlau. Zeit, die nie vergeht, wenn Corona uns fesselt…“

In dem Gastraum hat sich der Musiker derzeit in einer Ecke eingerichtet, da stehen Gitarre und Laptop. Demnächst wird hier wieder (ein)gespielt. Am 2. Mai – kann man Hardy live erleben. Die Initiatoren des Goitzsche-Festivals haben ein Online-Event per Youtube ins Leben gerufen. Bei der dritten Auflage ist Hardy mit dabei. Fünf Bands streamen ihren Teil auf Youtube.

Nach dem „Geboren im Osten“-Erfolg – „ich hätte nicht gedacht, dass ich da so einen Nerv treffe“, so Wedler, wird es einen zweiten Teil geben. „Eine Forterzählung“, nennt er es, „ich bin optimistisch, dass ich anknüpfen kann.“ Im Juli soll damit ein Album herauskommen. Das Debütalbum von „Hardy und Heroes“ Mit zwölf bis 16 Titeln, teilweise witzige, teilweise nachdenkliche Songs, von Liebe, Freundschaft und großen Weltthemen. 20 Jahre Hardy fließen da ein und die Heroes, denn „als Musiker hat man seine musikalischen Helden. „Wilde Zeit“ wäre Frank Wedlers Wunschtitel für das Album. Damit will er auch keinesfalls warten, etwa bis Corona vorbei ist. „Ich lasse mich davon nicht leiten“, sagt er. „Ich freue mich, wenn die Musik bei den Leuten ankommt. Das ist das größte, was es gibt. Wenn man dann noch davon leben kann, ist das der Gipfel“, so Hardy.

Er wurde 1965 in Roßlau geboren, wuchs in Coswig auf. Mit dem ersten eigenen Song gewann er mit 14 einen Talentwettbewerb. Inzwischen hat er hunderte geschrieben. Trotz musikalischer Begabung, Interesse und Gitarrenunterricht sollte Wedler einen „anständigen Beruf“ erlernen. Baufacharbeiter mit Abitur. „Mein Onkel war Bauingenieur, das schien mir eine coole Sache“, erinnert er sich, „doch zum Studium bin ich nie angetreten.“ Da war die Musik wichtiger.

1985 war er wieder zurück in Roßlau. 1989 bei den Montagsdemos spielte er Gitarre in der rappelvollen Kirche am Markt. Als Liedermacher war er unterwegs, um sich zu äußern. Den Jugendclub „9. Parteitag der SED“, der nach der Wende „Zur Falle“ wurde, leitete er bis zur Schließung. 2000 ging es dann in die Selbständigkeit, als Musiker, als DJ, als Entertainer. „Eine schöne Zeit. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Er erzählt von Sachsen-Anhalt-Tagen, bei denen er Party-DJ war, von vielen Leuten, die er kennenlernte, von Projekten. Als „DJ Hartman“ hatte er Erfolg, vom Namen, der ihm da verpasst wurde, um Verwechslungen mit dem Wendler auszuschließen, war Frank Wedler zwar nicht begeistert, aber schnell nannten ihn alle nur noch „Hardy“.

2019 waren es 45 Auftritte, mal solo, mal mit Band für den Musiker. Mit „Lindenhagen“, wo er vor allem mit Songs von Udo Lindenberg und Westernhagen auftritt, ist er gefragt. Für ihn sind es nicht immer die großen Events, die zählen. Oftmals finde man das dankbare Publikum im kleineren Rahmen. Wer in die Titel rein hören möchte, wird fündig unter www.rosslau-entertainment.de