Workshop in der Essenzen-Fabrik fördert handwerkliches Geschick und technisches Verständnis Nachwuchs fängt Energie des Windes ein
Zerbst l In der Zerbster Essenzen-Fabrik versuchten sich Jungen zwischen zwölf und 18 Jahren jetzt als Ingenieure. Unter fachlicher Anleitung bauten sie aus Schrottteilen eine funktionstüchtige Windenergieanlage.
Konzentriert werkeln sieben Jungen auf dem sonnigen Innenhof des früheren Fabrikgeländes. Da wird gebohrt, gelötet und geschraubt. Unter Anleitung des Elektrotechnik-ingenieurs Heinz Zanke aus Berlin entstehen unter ihren Händen die einzelnen Elemente für eine Windenergieanlage. Als Bausteine dienen lauter ausrangierte Teile. Tretlager und Zahnrad eines Fahrrades werden genauso genutzt wie Bremsscheiben und eine Autobatterie. "Das Herzstück ist ein alter Waschmaschinenmotor, der als Generator verwendet wird", erklärt Fritz Kölling.
Er ist Vorstandsmitglied im Trägerverein der Zerbster Essenzen-Fabrik und beruflich im Bereich erneuerbare Energien in Entwicklungsländern tätig. "Ich habe ein Buch über einen 16-jährigen Jungen aus dem afrikanischen Malawi gelesen, der aus Schrott ein Windrad baute. So war das Haus seiner Familie das erste im Dorf, das elektrisches Licht hatte", schildert Fritz Kölling, wie die Idee zu diesem Workshop entstand. Zur praktischen Umsetzung holte er sich Heinz Zanke mit ins Boot, der hinsichtlich der Errichtung solcher Anlagen der Marke Eigenbau bereits Erfahrungen besitzt. "In Griechenland besitze ich ein kleines Häuschen, das mit Wind- und Sonnenenergie versorgt wird", erzählt der Berliner.
Dank der gewährten Förderung des Jugendamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld kann das Projekte in der vergangenen Woche durchgeführt werden. Jungen im Alter von zwölf bis 18 Jahren finden sich ein, um sich der Herausforderung zu stellen, die neben Teamarbeit das handwerkliche Geschick und technische Verständnis fördert. "Wir interessieren uns für Windmühlen", begründen Fritzwilliam (18) und Laurens Sillekens (14)aus Strinum ihre Teilnahme. "Und es macht Spaß", ergänzt ihr Bruder Hielke (12). Das kann Conrad Klie (12) nur bestätigen. Zumal der blonde Zerbster bereits einiges gelernt hat. Zum Beispiel, "dass es Repeller heißt und nicht Propeller" und "dass man einen Kühler benötigt, damit überschüssige Energie in Wärme umgewandelt werden kann". "Die Kinder machen super mit", bemerkt Heinz Zanke. Unterdessen nimmt das gut fünf Meter hohe Windrad jeden Tag mehr Gestalt an. "Ungefähr 40 Watt Leistung soll es erzeugen", erklärt Fritz Kölling. Die eingefangene Energie soll in das im Entstehen befindliche Baumhaus im Garten des Kultur- und Innovationszentrums fließen - für die Beleuchtung und vielleicht für ein Radio.