1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Nuthe für Natur und die Menschen wichtig

Landwirte und Agrargesellschaften diskutierten zum "Gewässerentwicklungskonzept Nuthe" Nuthe für Natur und die Menschen wichtig

Von Thomas Drechsel 17.12.2013, 01:07

Seit dem Sommer wird an einem Gewässerentwicklungskonzept für die Nuthe und ihre Zuflüsse gearbeitet. Jetzt wurden erste konkrete Maßnahmen den angrenzenden Landnutzern vorgestellt und diskutiert.

Zerbst l Ende 2000 trat die europäische Wasserrahmenrichtlinie in Kraft. Sie verpflichtet alle EU-Mitgliedsstaaten, ihre Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Dies konkreter zu untersetzen, ist Sache der Nationen. In Deutschland wird die Richtlinie auf Länderebene untersetzt. Sehr früh wurden die Nuthe und ihre Quellflüsse als Flussgebiet als ein beispielhaft nutzbares Gewässersystem eingestuft. So gibt es bereits zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zum aktuellen Zustand der Nuthe und zu Möglichkeiten, die Situation zu verändern.

Aktuell steht die Erarbeitung einer Gewässerentwicklungskonzeption für die Nuthe an. Seit Anfang Sommer dieses Jahres wurde der Bestand erhoben und wird an einem Maßnahmenkatalog gearbeitet, der zu besseren ökologischen Bedingungen in der Nuthe führen soll. In der vorigen Woche waren die rund 25 Nutzer von Nuthe-nahen Grundstücken zu einem Erörterungstermin nach Zerbst eingeladen. Vor allem Agrargesellschaften und -Genossenschaften aus Zerbst, Bornum, Walternienburg, Lindau und der Agrarbetrieb de Vries aus Deetz sind solche an der Nuthe tätigen Unternehmen. Ihnen wurden sechs lineare und 14 punktuelle Maßnahmen vorgestellt. Im Nachgang der Veranstaltung äußerte sich Edgar Grund aus Straguth verhalten optimistisch. Das Treffen habe zu einem dringend nötigen Informationsaustausch beigetragen. Insbesondere die Ausführungen des Vertreters des Landesamtes für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz (LHW), Karl-Heinz Jährling, habe mit fachlich fundierten Ausführungen für mehr Verständnis und auch das Erkennen möglicher Spielräume gesorgt.

Edgar Grund ist Justitiar des Landesbauernverbandes und Ortsbürgermeister von Straguth, somit sowohl beruflich wie kommunalpolitisch mit der Problematik befasst. Er hadert mit der bisherigen Klassifizierung der Nuthe, die in weiten Bereichen als "unverbaut" geführt wird und geeignet sei, in einen "guten natürlichen Zustand" versetzt werden zu können. Dies blende die für den Menschen wesentlichen Funktionen der Nuthe aus, so Grund. Zudem sei die Nuthe erheblich melioriert, weise zahlreiche wasserwirtschaftliche Bauwerke auf und brauche einzelne davon auch künftig, damit die Anrainer den Wasserstand regeln können, um ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten weiter ausüben zu können. Die Nuthe habe lediglich Potenzial, sich einem natürlichen Zustand zu nähern.

In einer Beratungspause hatten die Teilnehmer der Runde vorige Woche eine Resolution an den Landwirtschaftsminister verfasst. "Wir sehen große Chancen, dass die Einstufung als natürliches Gewässer modifiziert wird", sagt Grund. Zugleich sei nötig, dass betroffene Landwirte eine Gemeinschaft bilden, die dann die Bewirtschaftung von wasserbaulichen Anlagen übernehmen. Bislang sind die DDR-Stauanlagen größtenteils sich selbst überlassen, werden individuell bedient.

Offen geblieben sei bislang zudem, was die so genannte "Mittelwasserlinie" wohl sei. "Wenn wie bei Badewitz seit 23 Jahren keine Unterhaltungsmaßnahmen vorgenommen wurden, zugleich der Wasserstand der letzten 25 Jahre zur Ermittlung einer Mittelwasserlinie herangezogen werde, so führt das zur Verstetigung aktueller Wasserstände auch nach Einbau von Kolken, Sohlschwellen oder ähnlichem. Doch viele Hausbesitzer registrieren durchaus seit Jahren steigende Feuchtigkeit in ihren Kellern. Hierzu wird es keinen Konsens geben können." Immerhin befänden sich an manchen Nuthe-Bereichen zwischen 60 und 120 Zentimeter Ablagerungen auf der einst ausgebauten Sohle.

Grundsätzlich positiv wertet Armin Oehl, Leiter der Außenstelle Halle der Landgesellschaft Sachsen-Anhalts, das Treffen. Die Landgesellschaft moderiert das Planverfahren. "Es gibt mittlerweile eine gute Kommunikationskultur. Man hört sich an, man geht auf die Argumentation des anderen ein." Landesweit sollen 34 Gebiete in Sachsen-Anhalt betrachtet werden. Drei sind bereits weit fortgeschritten.