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Das Projekt Osterkirche nimmt mit der Realisierung weiterer Stationen Gestalt an Ostergeschichte wird in Trüben rund um die Kirche zum greifbaren Erlebnis

Von Petra Wiese 02.04.2012, 05:26

Ostern - die Auferstehung Jesu, das höchste Fest der christlichen Kirche - soll in Trüben zum Erlebnis für Besucher werden. Das Projekt "Osterkirche" nimmt Gestalt an.

Trüben l Mit drei großen Holzkreuzen wurde im vergangenen Frühjahr der Anfang gemacht. Trübens kleine romanische Feldsteinkirche soll groß rauskommen - als Themenkirche. "Ostern - Passion und Auferstehung" ist das Thema, das sich die Gemeinde ausgesucht hat.

"Am Anfang stand ein Problem", erläuterte Ullrich Hahn, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, warum konstruktive Vorschläge notwendig waren. Wie sollte die evangelische Weinberggemeinde, die sich aus vier ehemals selbstständigen Gemeinden gebildet hatte, mit etwa 200 Mitgliedern vier Kirchengebäude unterhalten? Um die Trübener Kirche, die aus der Zeit um 1170 stammt und zu den ältesten im Kirchenkreis Zerbst gehört, als Gotteshaus und Baudenkmal zu sichern, entstand im Zusammenwirken mit der Stiftung "Entschlossene Kirchen" die Idee, die Kirche zu einer weiteren Themenkirche zu entwickeln. Korrespondierendes und bekanntestes Vorbild ist die Weihnachtskirche Polenzko.

Ostern bietet nun ausreichend Stoff für das Projekt, angefangen vom Einzug Jesu in Jerusalem, über das letzte Abendmahl, den Weg zur Kreuzigung bis hin zu Grablege und Auferstehung. Altes vergeht, Neues entsteht - zur Symbolik des Osterfestes zog Pfarrer Thomas Meyer Parallelen zu der Initiative in Trüben. Was mit einem Problem anfing, endete mit vielen guten Ideen, zeigte er sich erfreut.

Zwölf Stationen umfasst der geplante Passionsweg. Das Außengelände und das Innere der Kirche werden zu einer erlebnispädagogischen Dauerausstellung gestaltet. Witterungsbeständige Installationen sollen die Geschichte seh- und erlebbar machen. "Wir hoffen, dass viele Leute das annehmen und einfach mal reinschauen", so Ullrich Hahn. Besucher können, müssen sich dabei aber nicht auf eine inhaltliche Auseinandersetzung einlassen.

"Disneyland in Trüben, das sei ferne", machte Andreas Janßen, Tourismusbeauftragter der Evangelischen Landeskirche Anhalts, deutlich. Es werde etwas gebaut, das Erlebnis schaffen soll, so Janßen. So werden die Stationen ausdrücklich auch zum Anfassen sein. "Kinder begreifen, wenn sie greifen können", hat auch Martin Bahlmann vom Kinder- und Jugendpfarramt der Landeskirche Erfahrungen in das Projekt eingebracht.

Viele eigene Ideen kann in Trüben nun der Köthener Maler Steffen Rogge umsetzen. Er hat gerade an den Chorbögen in der Kirche die Inschriften zur Auferstehung vollendet. Er nimmt jetzt das große Abendmahlsgemälde in der Trauerhalle in Angriff. Für die Projektbeteiligten skizzierte er am vergangenen Freitag grob die Szene an die Wand.

Der 47-jährige Rogge, der seit 1995 selbstständig ist, begleitet seit 2001 das Kunstobjekt "Sachsenspiegel" in Reppichau, das auch für die Osterkirche Trüben bei der handwerklichen und künstlerischen Gestaltung als Vorbild gilt. Schon in etwa zwei Wochen soll das Abendmahlsgemälde fertig sein. Zu der Installation wird eine lange Tafel gehören, an der die Besucher Platz nehmen können, quasi Teil der Szene werden.

Ullrich Hahn verweist auf zwei Highlights des geplanten Rundweges. Kleine und große Besucher können an Station neun versuchen, ein Holzkreuz anzuheben. Noch effektvoller wird das heilige Grab hergerichtet, da wo jetzt im Abstellschuppen der Kirche noch der Rasenmäher deponiert ist. Jeder kann den Stein vom Grab wegrollen und dann selbst sehen ...

Wie das Projekt Osterkirche umgesetzt wird, hängt vor allem von der Finanzierung ab. Die Kosten insgesamt belaufen sich auf rund 65 000 Euro. Dahinein fließen Eigenmittel der Gemeinde und Eigenleistungen der Gemeindemitglieder. Die Landeskirche Anhalt hat bislang 9 000 Euro zugesagt. Ganz besonders erfreulich findet Hahn auch das Interesse von außerhalb an dem Projekt. So hilft eine Spende von 10 000 Euro des Hamburger Vereins "Andere Zeiten" e.V. weiter. Andere Drittmittel und Spenden müssen noch beschafft werden. Über jede Unterstützung ist die Gemeinde dankbar.

Die drei Kreuze stehen, die Inschriften sind inzwischen trocken, das Abendmahl ist in Arbeit, und das Anhebekreuz ist bereits bei einem Garitzer Tischler in Auftrag gegeben. Ob die Gemälde in der Kirche noch in diesem Jahr kommen, bleibt offen. "Bis 2017 wollen wir den Passionsweg fertig haben", verkündete Hahn. In dem Jahr werden nämlich 500 Jahre Reformation gefeiert. Ein großes Bauschild ist jedoch noch ein Muss 2012. Der Aufmerksamkeit wegen. Die braucht die Osterkirche und viele neugierige Besucher. Hier will Viola Tiepelmann, Leiterin der Zerbster Tourist-Information, mithelfen und für Trüben werben.

Vor allem stolz auf seine Mitbürger zeigte sich Ortsbürgermeister Mario Rudolf. Auch er selber wolle weiter mitwirken, um die Ortschaft und die Region voranzubringen. Nächster Höhepunkt in der Trübener Kirche ist der Ostergottesdienst am Ostermontag um 8 Uhr mit anschließendem Osterfrühstück.