Kurtfritz Handel gestaltet die Personalausstellung zu den 47. Zerbster Kulturfesttagen Plastiken aus dem tiefen Bedürfnis der Mitteilung
Es ist, soviel steht bereits nach einer Woche fest, eine der ganz besonderen Personalausstellungen in 47 Zerbster Kulturfesttage-Jahren. Kurtfritz Handels "Tradition und Wandel - Bronzeplastiken und Zeichnungen" im Museum fasziniert die Besucher.
Zerbst l Es geht dem Bildhauer wie dem Musiker. "Man muss ständig dran bleiben, jeden Tag arbeiten", sagt Kurtfritz Handel, und dass "die Flamme ständig brennen muss". Die Flamme seiner künstlerischen Arbeit hält er entfacht und lässt mit dem Geschaffenen das Feuer überspringen auf den Betrachter. Zur Zeit geschieht das im Sonderausstellungsraum und der "Tonne" im Museum der Stadt Zerbst. 43 Bronzearbeiten und 16 Zeichnungen Kurtfritz Handels sind hier zu sehen - die Personalausstellung zu den 47. Zerbster Kulturfesttagen.
"Kunst ist Offenbarung emotionaler Inhalte"
Zum ersten Mal so unmittelbar, aber nicht zum ersten Mal überhaupt werden Werke des in Frickenhausen nahe der Partnerstadt Nürtingen lebenden und arbeitenden Künstlers in Zerbst gezeigt. Als es 1993 zu den 28. Kulturfesttagen Probleme mit der Ausstellung gab, half der Kontakt nach Nürtingen. Unter den über die Jugendkunstschule nach Zerbst geschickten Exponaten waren damals auch Handel\'sche Bronzefiguren.
Es war "ein kleiner Vorgeschmack auf das große Festmahl der Sinne, das Sie uns in diesem Jahr bereiten", wendet sich Kulturamtsleiter Andreas Dittmann in seiner Einführungsrede auf der Vernissage im Museum an Kurtfritz Handel.
Dessen künstlerische Ambitionen sind ebenso früh geweckt wie die Liebe zur Natur, zu den Tieren. Zu Hause im rumänischen Râmnicu Vâlcea, wo Kurtfritz Handel 1941 geboren wird. Die Flamme wird gezündet von den Eltern, sagt er. Dem handwerklich tätigen Vater. Der Mutter, die am Konservatorium arbeitet. Die Holzschnitzereien schon in der 1. Klasse zeigen bereits die Begabung, die die Lehrer später zur Empfehlung ans Kunstgymnasium veranlassen. An der staatlichen Akademie der bildenden Künste im siebenbürgischen Klausenburg studiert Kurtfritz Handel zwischen 1961 und 1967 Bildhauerei und Kunstgeschichte. Ein Studium, das auch eine pädagogische Ausbildung mit einschließt.
Er arbeitet als freischaffender Bildhauer und Kunstpädagoge im rumänischen Hermannstadt, wie in Deutschland, wohin Kurtfritz Handel mit Ehefrau Edda und den drei Kindern 1985 aussiedelt. Ein unumgänglicher Schritt, aber auch einer, der ihm, wie er sagt, nicht leicht fiel.
Kurtfritz Handel leitet die Freie Kunstschule Nürtingen, ist Dozent an der Nürtinger Musik- und Kunstschule. Von 1986 bis 2003 ist er angestellter Bildhauer in der renommierten Kunstgießerei Ernst Strassacker in Süßen, jetzt wieder freischaffend.
Auf zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zeigt der Frickenhausener seine Arbeiten. Sie finden sich vielfach auch im öffentlichen Raum und in privaten Sammlungen. "Kunst öffnet Türen", so Kurtfritz Handel, der derzeit zum Beispiel für das Haus des Herzogs von Württemberg arbeitet. Und dessen wohl ausstrahlendste Arbeit der "Bambi" ist. Im Jahr 2000 erhält er den Auftrag, den Medienpreis neu zu gestalten. "Leichter, schnippischer" ist das Reh seitdem, hat "eine gewisse Interpretation erhalten".
"Für mich ist Kunst eine Offenbarung emotionaler Inhalte. Meine Plastiken entstehen aus einem tiefen Bedürfnis der Mitteilung und sollen eine Botschaft vermitteln, die ankommt und verstanden wird", erklärt der überaus offene und sympathische Bildhauer. Bestimmend für sein Werk sieht er den "Dialog zwischen meiner Prägung in Siebenbürgen und meiner neuen Heimat in Deutschland". Und "als Gegenpol zur Hektik des modernen Lebens" sind seine Themen Landschaft, Mensch und Tier.
"Selten erlebt man solche Leichtigkeit"
Die Symbiose von kreativem Erleben und eigener handwerklicher Umsetzung sind Kurtfritz Handel wichtig. Ideen für seine Werke holt er sich konkret vor Ort, hat immer einen Skizzenblock dabei. Zum unmittelbaren Gießen kann er weiter die Möglichkeiten der Kunstgießerei Strassacker nutzen. Alle anderen Arbeiten vom Entwurf bis zum abschließenden Platinieren und Ziselieren passieren im häuslichen Atelier.
In der aufwändigen Technik des Gusses im sogenannten Wachsausschmelzverfahren hat der Baden-Württemberger seine ganz besondere Handschrift gefunden. Das zeigen durchweg die in Zerbst ausgestellten Stücke, ergänzt von Zeichnungen, "die als Vorstufe der Gestaltung zu betrachten sind".
Andreas Dittmann beschreibt Kurtfritz Handels Bronzearbeiten in der Ausstellungseinführung so: "Selten erlebt man eine solche Leichtigkeit, die Bronzeplastiken scheinen im Raum zu schweben. Sie erfüllen den Raum auf ganz eigene Weise. Porträts scheinen zu sprechen, die Musiker hört man und auch die weidenden Kühe haben nichts Statisches."
Da seien der flüchtig zu empfindende Windbruch, die in der jüngsten gezeigten Arbeit aus dem November 2011 zu erfahrende Dynamik einer Wiese, die mehrdimensionale Wirkung der Plastik "Wald", die erkennbare südfranzösische Straße, das den Betrachter ganz unmittelbar ansprechende "Ecce Homo" ... Kurtfritz Handel "reduziert auf das Wesentliche, das Kenntlich machende, nie ist es hässlich".
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 11. März täglich von 10 bis 17 Uhr.