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Besonderer Zerbster Beitrag für Schau zur Vorreformation mit Prozessionsspiel und Ziergitter Restaurierte Leihgaben für Mühlhausen

Von Helmut Rohm 30.08.2013, 01:13

Die Sonderausstellung "Umsonst ist der Tod. Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation" wird am 29. September in Mühlhausen eröffnet. Ganz besondere Exponate kommen aus Zerbst. Frisch restauriert.

Zerbst l "Da gibt es keine Probleme. Ich mache das ja jeden Tag." Das reine Handwerk betreffend, ist die Berliner Restauratorin Sabine Lauer von der Werkstatt Claus Schade abgeklärt. Was sie da in den letzten Monaten auf dem Arbeitstisch hatte, nötigt ihr aber schon auch Bewunderung ab. "Die Bücher sind wunderschön. Vor allem auch, wenn man überlegt, wie alt die sind."

Die Bücher sind 14 originale Textbücher des wohl 1507 erstmals aufgeführten Zerbster Prozessionsspiels. Eine "ganz besondere Überlieferung zur Aufführung geistlicher Spiele in den Städten Mitteldeutschlands vor der Reformation", so Hannes Lemke. Er strahlt am meisten über die am Mittwoch zurückgekehrten Handschriften. Der Mediävist hatte die seit dem Kriegsende als verschollen geltenden insgesamt 15 Textbücher und ein Regiebuch im vorigen Jahr bei Forschungen im Zerbster Stadtarchiv wieder entdeckt. Jetzt werden sie, die einmalig in Mitteldeutschland sind und auch in Europa selten, eine besondere Rolle in der Ausstellung "Umsonst ist der Tod. Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation" spielen, die nach Mühlhausen auch in Leipzig und Magdeburg gezeigt wird.

Zu sehen ist eine Auswahl. "Richtig schön" (Hannes Lemke) ist aber wieder alles. Auch jene Nummer 14, "das war das Schlimmste", so Sabine Lauer. "Es war komplett verschimmelt, das Papier, weich und aufgelöst, nicht mehr benutzbar." Insgesamt seien die Sachen "unglaublich dreckig gewesen, wenn auch unterschiedlich. Man sieht, dass sie ständig benutzt wurden und welche scheinbar die Favoriten waren." Claus Schade ergänzt: "Oft ist solche Verschmutzung durch Auslagerung entstanden." In diesem Fall, weiß Hannes Lemke, haben die Bücher nach den Bombenangriffen auf das Schloss zunächst einen Wasserschaden durch die Löschversuche erlitten und waren später, nicht mehr ordentlich in Kisten verpackt, ein Jahr im Schlosskeller eingemauert.

Auch an der Nicolaikirche sind die Kriegsschäden bis heute sichtbar. Vermutlich von ihrem Orgelprospekt stammt das Ziergitter, das Zerbst ebenfalls als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung stellt. "Interessant ist die Darstellung mit diesem Rankenwerk mit Wappen drin, einem Bischoff als Motiv und dazu diese menschenartigen Figuren, die aber ein Fell haben...", erklärt Peter Schöne. Der Hallenser Restaurator hat das Stück gestern nach Zerbst zurückgebracht, hat auf dem geschnitzten Holz die losen Fassungen aus Kreidegrund mit Malerei und Vergoldung gereinigt und wieder befestigt.

"Das Ziergitter gehört zur Beutekunst, die Ende der 50er Jahre aus Leningrad zurückgekommen ist. Wir hatten es im Magazin und haben es zur Ausstellung ,Anhalt 800\' gezeigt, auch mit der Hoffnung, einen Paten für die Restaurierung zu bekommen", sagt Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach, die sich freut, dass diese jetzt durch die Mühlhausener Ausstellung möglich wird. Aus deren Budget werden die Arbeiten an den Zerbster Exponaten bezahlt.

Die Darstellung auf dem Ziergitter, so die Museumsleiterin, "ist ein Beispiel für mittelalterliche Frömmigkeit. Es zeigt den Menschen mitten im Leben, der von furchtbaren Dingen umgeben ist, auch vom Tod."