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Heimatfotorätsel: Zahlreiche Leser erkennen die Bauschule, die einst Am Plan stand Rotznasen, aber auch begehrte Junggesellen

Von Judith Kadow 14.12.2013, 01:11

Zerbst l Die Anhaltische Bauschule war in dieser Woche auf unserem historischen Heimatfotorätsel zu sehen. Zahlreiche Leser erkannten das gesuchte Gebäude, das im Krieg zerstört wurde.

"Meine Großeltern wohnten vier Häuser weiter", erzählt Irmgard Dziurla am Telefon, nachdem sie das Heimatfotorätsel erkannt hatte. Als Kind hat sie daher oft in der Nähe der Anhaltischen Bauschule gespielt. "Wir waren viel im Wiekhaus und haben darin gespielt", erinnert sie sich. In der Bauschule habe man "immer Leben gesehen", erzählt die Seniorin, die 1932 geboren wurde. Ihre beste Freundin wohnt zudem direkt neben der Bauschule.

"Leider ist das Gebäude ausgebombt worden. Ich bin damals so oft nach Hause gelaufen, als der Alarm losging", erinnert sich Irmgard Dziurla. Einmal sollte sie in den Bombenschutzkeller auf der Heide, als wieder einmal Alarm war. "Zum Glück habe ich darauf bestanden, nach Hause zu laufen. 19 Menschen sind bei dem Angriff in diesem Keller ums Leben gekommen."

Lisa Winetzka wohnte gegenüber der Bauschule. Heute ist dort eine Grünfläche zwischen dem Altenheim und der Kita am Breitestein. "Ich habe oft mit Hausmeisterin Zähle erzählt", erinnert sich die Zerbsterin. ",Mach\'s gut Lisa\', hat sie immer gesagt." Als Mädchen stand die Seniorin häufig dort vor der Schule, wo auf dem Bild die Personen zu sehen sind. "Dann konnte man den Schülern zusehen, wie sie am Reißbrett etwas gezeichnet haben." Doch auch im Park hinter der Schule hielt sie sich häufig auf, unterhielt sich mit den Heimbewohnern. Denn ein Altenheim befand sich auch schon damals links von der Bauschule.

"Allerdings muss die Aufnahme deutlich älter sein, als meine Erinnerungen daran." Zu ihrer Zeit, trugen die Damen keine solchen langen Kleider, wie auf dem Bild zu sehen. Und: Auf einem Bild aus dem Jahr 1938 ist am unteren Mittelteil der Frontfassade ein Überbau zu sehen.

"Dort war ein Eingang", erinnerte sich Annemarie Gründer aus Zerbst. Auch sie erkannte die Schule.

Margrit Weimeister aus Deetz lief ebenfalls als Kind häufig auf dem Schulweg an der Bauschule vorbei. "Darum habe ich das Bild sofort erkannt." Ihr fiel ein alter Witz über die Bauschüler und den Bäckermeister Bleich ein. Der wurde gefragt, warum er eine so rote Nase hat. Vom lieben Gott, antwortet der Bäckermeister. Ob er nicht lieber eine weiße Nase hätte? Lieber nicht, sagte dieser. Die brauche man für die Bauschüler. Das seien nämlich Rotznasen.

Lisbeth Straube ist ebenfalls als Kind oft an der Bauschule vorbeigelaufen. "Ich war damals zehn Jahre alt, kenne das Gebäude nur von außen. Drinnen war ich nie." Doch später erfuhr sie, dass die Bauschüler bei der Zerbster Mädchenwelt sehr beliebt waren. "Die Alte Brücke war damals die Flaniermeile. Die Bauschüler waren dort begehrt. Aber auch an der Bauschule haben sie viel zu Wege gebracht", erinnert sich die Steutzerin.

Gertraud Meinicke wohnte vor dem Krieg in der Brüderstraße. "Als Kinder haben wir immer zugeguckt, wie die Bauschüler dort unter den Linden gesessen haben und die Fassaden zeichneten", erinnert sie sich.

In der Jüdenstraße wuchs Elfriede Mamey auf. Ich besuchte die Volksschule 2, die heutige Grundschule an der Stadtmauer. Darum kam ich auch oft an der Bauschule vorbei. "War das eine wunderschöne Ecke damals." Auch sie kannte Gertraud Richter, deren Eltern direkt neben der Bauschule wohnten und die mit Irmgard Dziurla befreundet war. "Später habe ich in der Bauschule Stenounterricht erhalten", erinnert sich die heute 82-Jährige. Der Kurs fand während der Kriegszeit statt.

Gisela Thiem aus Zerbst kennt die Bauschule nur noch als Trümmerfeld. Auch Detlef Teßmann erkannte die Bauschule und Marga Schmiegel aus Zerbst spielt als Kind oft in der Nähe der Bauschule.

Über den Gewinn einer Volksstimme-Tasse kann sich Irmgard Dziurla freuen. Der Gewinn kann ab Montag, 9 Uhr, in der Lokalredaktion in der Alten Brücke 45 abgeholt werden.