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Sanierung Gotteshaus soll 2020 fertiggestellt sein

Auch wenn die Sanierung der Eichholzer Kirche noch nicht abgeschlossen ist, konnte der neue Altar feierlich eingeweiht werden.

Von Petra Wiese 22.10.2019, 06:00

Eichholz l „Am Anfang war da Holz“, wandte sich der Präses der Landessynode, Christian Preissner, an die versammelte Gemeinde in der Eichholzer Kirche, „dann wurde der Tisch zum Altar.“ Mit Kerzen, Kreuz und der Schrift Gottes wurde der massive Holztisch – eine Kombination aus 800 Jahre alten Dachbalken und neuem Holz, den der Bildhauer Till Hausmann geschaffen hatte, ausgestattet. Die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Maren Gabriel, zündete die große Osterkirche an.

Am Sonntagnachmittag wurde die Eichholzer St. Trinitatiskirche wieder in Dienst genommen. Die Altarweihe nahm der Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Zerbst, Jürgen Tobies, vor. „Ein herzliches Willkommen auf der Eichholzer Kirchenbaustelle“ richtete Pfarrer Albrecht Lindemann an alle Besucher des Gottesdienstes. Er freue sich über eine bunt zusammen gesetzte Gemeinde – aus Menschen, die hier leben, Menschen, die hier gelebt haben und solchen, die mit Eichholz verbunden sind und die Kirchensanierung unterstützt haben. Er begrüßte besonders die Bauingenieure Steffen und Bianca Götz, die das Projekt von Anfang an vorbereitet haben und begleiten.

Der Bildhauer der neuen Prinzipalstücke war unter den Gästen ebenso wie Preissner, der auch die Grüße des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Landeskirche, Joachim Liebig übermittelte, und Dr. Holger Brülls vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege, der von seinem Stehplatz aus, den Raum auf sich wirken ließ.

„Wenn die Ernte besonders gut gewesen wäre vor 200 Jahren, hätten die Eichholzer ihre Kirchenerweiterung vielleicht etwas sorgfältiger ausgeführt“, blickte Albrecht Lindemann zurück in die Geschichte. So erreichte der mit dem Abriss am 22. März begonnene und am 14. November 1824 eingeweihte Nachfolgebau des damals nach 600 Jahren baufälligen Altarraums nur mit Not das 21. Jahrhundert.

Die Sanierung der Kirche war dringend notwendig, der Verfall mit bloßem Auge sichtbar. Jener Anbau ist nun wieder verschwunden. Ein neuer Ostabschluss wurde hergestellt mit einer halbrunden Apsis, eingerahmt von zwei raumhohen Glaskunstfenstern von Johannes Schreiter. Die allein machen den Raum schon zu etwas Besonderem. Dazu der Altar, der den alten Block, der bis zum Erntedankfest 2017 vor der Gemeinde stand, ersetzt. Tradition und Gegenwart treffen in der Eichholzer Kirche aufeinander.

Das Gotteshaus ist mit seinem neuen Altarraum ganz klar und schlicht strukturiert. Auf Zierrat hat man bewusst verzichtet. Decke und Wände sind ohne Schmuck. Die Schreiter-Fenster – dem 89-jährigen Künstler, dem es nicht möglich war, dem Gottesdienst beizuwohnen, wurden Grüße entsendet – tauchen den Raum in ein sanftes angenehmes Licht. Der Raum, in dem die Gemeinschaft zusammen kommt, in dem Gottesdienste gefeiert werden.

Vermutlich zum vierten Mal in der Geschichte des Dorfes wurde in der Kirche ein Altar geweiht. Und das, obwohl die 2017 begonnene Kirchensanierung noch nicht abgeschlossen ist. Von Stillstand – kein Fußbodenbelag, kein Kupfer auf dem Dach, eine ungeputzte Außenwand – will Albrecht Lindemann nichts wissen. „Reger Passagierverkehr“ habe auch mitten im Bau geherrscht. Schließlich erfolgten Altarweihen auch in der Geschichte oft mitten im Baugeschehen.

Die Fertigstellung der Sanierung kündigte der Pfarrer für das nächste Jahr an: „Im Sommer 2020 sind wir fertig“. Dann werde mindestens einen Tag lang gefeiert. Auch alle Sponsoren sollen dabei sein, sprach er die Einladung zu dem noch nicht feststehenden Termin aus.

„Hier ist was eindrucksvolles geschehen“, konnte Christian Preissner nur staunen, was aus dem Kirchengebäude, das seit 800 Jahren mit Leben erfüllt wird, geworden ist. Von der Harmonie des Raumes zeigte sich Holger Brülls begeistert und fasste die Lichtwahrnehmungen für die Besucher in Worte. Beeindruckt war auch die Kunsthistorikerin und Vorsitzende der Stiftung Entschlossene Kirchen, Sonja Hahn, wie wohl viele andere Gäste. Für Gespräche mit dem Denkmalpfleger, Bildhauer oder Kirchenvetretern war nach dem Gottesdienst Zeit.

Mit einem Glas Sekt oder Saft wurde auf die Wiederindienstnahme der Kirche angestoßen, und die Mitglieder der Kirchengemeinde hatten für Kaffee und Kuchen gesorgt. Ein Dankeschön des Pfarrers ging an Maren Gabriel, die die Kirchen für Erntedank liebevoll hergerichtet hatte. Die Eichholzer Erntegaben gehen an die Tagesgruppe des Diakonischen Werkes in Zerbst, wo Menschen mit psychischern Erkrankungen miteinander Struktur in den Alltag bringen.