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Schloss Zerbst Von der Ruine zum Kulturobjekt

Das Entwicklungskonzept "Schloss Zerbst" wird beim Bundeswettbewerb "Europäische Stadt: Wandel und Werte" ausgezeichnet.

Von Daniela Apel 01.11.2018, 00:01

Zerbst l „Die Auszeichnung zeigt, dass wir alle zusammen auf dem richtigen Weg sind.“ Mit diesen Worten kommentierte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) die bevorstehende Preisverleihung an passender Stelle: im längst wieder hergerichteten Eingangssaal des 1945 zerstörten Zerbster Schlosses, dessen Westflügel und Haupttrakt 1948 gesprengt wurden und das später zunehmend verfiel.

Anlass war die offizielle Baueröffnung der nunmehr elften Sicherungsmaßnahme am erhaltenen Ostflügel der früheren Fürstenresidenz. „Wir sind nun im geschädigsten Bereich aktiv“, erklärte Dirk Herrmann mit Blick auf das Corps de Logis, auf das sich die aktuellen Sanierungsarbeiten konzentrieren. Gerade werde ein Kellergewölbe in kleinteiliger Handarbeit rekonstruiert, das seit dem Luftangriff auf die Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr existierte, bemerkte der Vorsitzende des Fördervereins Schloss Zerbst.

Der Verein setzt sich seit seiner Gründung 2003 für den Erhalt der originalen Bausubstanz ein. Zudem sollen die bewahrten Strukturen eine behutsame Ergänzung erfahren, um eine ganzjährige kulturelle und barrierefreie Nutzung zu ermöglichen.

Dies spiegelt sich beispielhaft in der seit Juli laufenden Maßnahme wider. Wie Dirk Herrmann erläuterte, sollen die noch vorhandenen Fenstergitter aus dem späten 17. Jahrhundert restauriert werden. Dort, wo sie fehlen, werden sie ergänzt. Unterdessen ist vorgesehen, Fenster nach historischen Vorbild zu bauen und einzusetzen.

Auch das Einziehen einer Stahlbetondecke oberhalb des Erdgeschosses ist geplant, um einstige Räume neu zu erschließen. Darauf zielt ebenfalls die geschilderte Gewölberekonstruktion ab. So soll im Keller des Schlosses perspektivisch eine neue Grablege für die Särge der Fürstenfamilie entstehen.

685.000 Euro fließen in die jetzige Sicherungsmaßnahme. Es handelt sich um eine hundertprozentige Förderung aus dem Programm „Stadtumbau Ost“, für die Dirk Herrmann ein Dankeschön an das Landesbauministerium von Thomas Webel (CDU) schickte.

Zu Gute kommen die Gelder nicht nur dem denkmalgeschützten Barockbau, sondern ebenfalls der heimischen Wirtschaft. So haben drei Zerbster Firmen Aufträge im Rahmen der Instandsetzung des Corps de Logis erhalten. Bürgermeister Dittmann bezeichnete dies als „lokale Wirtschaftsförderung“, die nicht jeder gleich sehe.

Welches bürgerschaftliche Engagement hinter dem deutlich sichtbaren Wandel der Schlossruine steckt, belegt die Auszeichung im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Europäische Stadt: Wandel und Werte – Erfolgreiche Entwicklung aus dem Bestand“. 210 Städte und Gemeinden aus ganz Deutschland haben sich mit Projekten in den vier Kategorien Stadtgebäude, Stadtraum, Stadtleben und Stadtbürger beworben.

Eine Fachjury schlug nach intensiven Beratungen letztlich 22 Preisträger vor. Zu den Nominierten gehört das vom Förderverein und der Stadt eingereichte Entwicklungskonzept „Schloss Zerbst“ in der Kategorie Stadtgebäude. Die Verleihung findet am 8. November auf der Europäischen Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung – denkmal 2018 – in Leipzig statt.