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Neues Projekt Schlossgeister zum Ausmalen sollen Kinder für Zerbster Schloss begeistern

Von Daniela Apel 21.04.2021, 13:01
Die Künstlerin Simone Runge, eine gebürtige Zerbsterin, fertigte für ein Lese- und Ausmalheft verschiedene 
Tuschezeichnungen von einem Schlossgeister-Geschwisterpaar an, das morgen Einzug ins Zerbster Kunstfenster auf der Breite hält.
Die Künstlerin Simone Runge, eine gebürtige Zerbsterin, fertigte für ein Lese- und Ausmalheft verschiedene Tuschezeichnungen von einem Schlossgeister-Geschwisterpaar an, das morgen Einzug ins Zerbster Kunstfenster auf der Breite hält. Zeichnung: Simone Runge

Zerbst

Jahreszeitlich bedingt sind die Türen des Zerbster Schlosses für Besucher derzeit noch verschlossen. Im Inneren des erhaltenen Ostflügels herrscht dennoch emsiges Treiben. Nach historischem Vorbild rekonstruierte Fenster und Türen werden eingebaut. Vor allem spukt es seit geraumer Zeit in den Räumlichkeiten der früheren Fürstenresidenz. „Ein Schlossgeister-Geschwisterpaar ist eingezogen“, verrät Jana Reifarth.

Als Vorstandsmitglied ist sie im Förderverein des Barockbaus für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Besonders am Herzen liegen ihr spezielle Angebote für Kinder, an die sich nun das neueste Projekt richtet: ein 32 Seiten umfassendes Erzählheft zum Ausmalen. Im A4-Format finden sich darin drei spannende Geschichten, reich illustriert von Simone Runge, einer in Halle lebenden Künstlerin mit Zerbster Wurzeln.

Ahnenforschung führt in die alte Heimat

„Ich bin auf der Alten Brücke aufgewachsen, meine beste Freundin in der Neuen Brücke“, erzählt sie, dass der Schlossgarten ihre Spielwiese war. Immer im Blick: „die verbotene Ruine“, von der sie sich mit sieben Jahren jedoch verabschieden musste. Da zog die Familie fort aus Zerbst. Die Ahnenforschung und die Sehnsucht, wie sie sagt, führten Simone Runge vor einigen Jahren zurück in ihre Geburtsstadt.

„Ich wollte immer Mitglied im Schlossverein werden“, erinnert sie sich. Der Schritt war rasch getan. Allerdings wollte sie sich auch aktiv mit ihrer künstlerischen Arbeit einbringen. Aber wie? Ein „tolles Erlebnis“ im Eingangsbereich des erhaltenen Ostflügels sorgte für die ungefähre Richtung. Als Simone Runge dort an der Kasse stand, konnte sie zu ihrer Freude „unheimlich viele Kinder“ beobachten. Allerdings entdeckte sie im Souvenirsortiment nichts für junge Besucher. Diese Feststellung, gepaart mit dem kurz aufflackernden Gedanken eines Maskottchens für Zerbst, war letztlich die Geburtsstunde der beiden Schlossgeister.

Figuren spuken an authentischen Orten

Inzwischen „sind sie fester Bestandteil meines Lebens“, gesteht Simone Runge. Die zwei Gespenster zu zeichnen, „macht großen Spaß und hat mich durch die Corona-Zeit begleitet“, blickt die leidenschaftliche Malerin zurück. Die Figuren packte sie in authentische Schlossszenen, wobei ihr Fotos als Motivvorlage für die Tuschezeichnungen dienten.

Mit ihren Entwürfen wandte sich Simone Runge schließlich an Jana Reifarth. „Ich bin dankbar, dass wir zusammengefunden haben“, sagt jene hinsichtlich der kreativ-produktiven Zusammenarbeit. „Wir haben unzählige Telefonate geführt, Nachrichten verschickt und die Umsetzungsschritte abgestimmt“, schildert Jana Reifarth, wie das Schlossgeister-Projekt immer mehr Gestalt annahm.

Tuschezeichnungen illustrieren spannende Geschichten

Die Geschichten zu den Bildern im Ausmalheft stammen ebenfalls von Simone Runge. „Sie waren schon in meinem Kopf. Sie aufzuschreiben, war aber schwieriger als das Zeichnen“, verrät sie. „Mal sehen, wie's ankommt“, ist sie gespannt. Noch ist das Heft nicht ganz fertig, einen ersten Einblick gewährt in den nächsten sechs Wochen bereits das Zerbster Kunstfenster. Morgen werden die beiden Schlossgeister in die gläserne Galerie auf der Breite einziehen.

Übrigens kann sich der Nachwuchs künftig sogar mit den sympathischen Gespenstern fotografieren lassen. Die Idee, eine Staffage zu bauen, kam Jana Reifarth. Auf dem Aufsteller sind ebenfalls zwei fürstlich gekleidete Kinder abgebildet - allerdings mit ausgeschnittenen Gesichtern, so dass die Mädchen und Jungen dort ihre Köpfe durchstecken können.

Schlossöffnung wohl erst Mitte Mai

Wann dies erstmals tatsächlich möglich sein wird, bleibt abzuwarten und hängt mit der Entwicklung der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Regelungen zusammen. Derzeit hofft der Förderverein, das Schloss in der zweiten Maihälfte öffnen zu können, wenn auch sicher nur unter Auflagen.

„Wir rechnen auch in diesem Jahr wieder mit starken Einschränkungen bei Veranstaltungen und Führungen“, sagt Jana Reifarth. Allein durch die einzuhaltenden Mindestabstände sei die Besucherzahl bei begleiteten Rundgängen begrenzt. „Damit bleiben Einnahmen aus, insbesondere Eintrittsgelder und Spenden“, erklärt die Vereinssprecherin.

Sponsoren ermöglichen Realisierung des Projektes

Glücklicherweise hätten sich einige Sponsoren gefunden, dank derer das Schlossgeisterprojekt realisiert werden kann, sagt Jana Reifarth. Sie freut sich, die Angebotspalette für Kinder auf diese Weise erweitern zu können. Schon seit 2017 gibt es im noch stehenden Ostflügels drei Aktivitäteninseln, die mit finanzieller Unterstützung durch den Landkreis Anhalt-Bitterfeld geschaffen werden konnten. Dort kann der Nachwuchs unter anderem eine Ansicht der Zerbster Fürstenresidenz puzzeln, wie Jana Reifarth schildert.

Ziel ist es, Interesse für das Schloss zu wecken und seine Geschichte nachhaltig erlebbar zu machen. Dieses Ansinnen verfolgt der Förderverein ebenfalls mit dem Fantasie anregenden Mal- und Leseheft, mit dem sich zudem herrlich über Gespenster philosophieren lässt.