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Schwimmen Seepferdchen reicht nicht

Kinder können immer schlechter Schwimmen. Dabei haben Zerbster Grundschüler sogar Schwimmunterricht in der Schule.

Von Paul Schulz 15.08.2019, 07:00

Zerbst | Kinder lernen in der Grundschule, im Rahmen des Sportunterrichts, Schwimmen. Wie Markus Pfeifer aus der Sozial-,Schul- und Sportverwaltung der Stadt Zerbst mitteilt, haben die Zweitklässler wöchentlich eine Stunde Schwimmunterricht. „Grundsätzlich erlernen die Kinder Brustschwimmen. Darüber hinaus lernen die Kinder Springen und Tauchen sowie, je nach Lernfortschritt, Rückenschwimmen“, so Pfeifer. Zudem können die Schüler Schwimmabzeichen wie das Seepferdchen oder die Jugendschwimmabzeichen Bronze und Silber ablegen.

Dass eine Stunde in der Woche im Grunde ausreichend ist, bestätigt auch Günter Benke, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Zerbst-Roßlau. Er empfiehlt jedoch: „Das Seepferdchen können Kinder auch schon vor der Grundschule ablegen. Da spricht nichts dagegen. Dann können sie im schulischen Schwimmunterricht zum Beispiel das Jugendschwimmabzeichen Bronze erwerben.“ Darüber hinaus macht Benke klar: Wenn Kinder das Seepferdchen haben, heißt das nicht, dass sie sichere Schwimmer sind und dass Eltern komplett bedenkenlos Wegschauen können. Die Kinder können sich jedoch über Wasser halten. „Spätestens wenn es ins ‚Schwimmerbecken für Erwachsene‘ geht, dann sollten die Eltern dabei sein“, sagt Benke.

Zu einem tragischen Badeunglück kam es jedoch erst am vergangenen Freitag im Waldbad am Schenkenbusch in Dessau. Ein als vermisst gemeldetes Mädchen wurde von Badegästen aus dem See gerettet und konnte zunächst reanimiert werden. In den Abendstunden verstarb die Fünfjährige jedoch im Krankenhaus.

Generell haben sich die Schwimmfähigkeiten von Kindern verschlechtert. Laut einer Forsa-Studie aus dem Jahr 2017 sind 59 Prozent der Grundschüler – nach eigener Angabe – Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer. In den 1990er Jahren waren es nur rund zehn Prozent.

Auch die Statistiken der DLRG zeichnen ein alarmierendes Bild. Demnach sind dieses Jahr bereits über 250 Menschen in Deutschland ertrunken. Das sind zwar 29 weniger, als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, doch das liege unter anderem am Wetter, das anfangs noch nicht allzu sehr zum Baden einlud, wie DLRG-Sprecher Achim Wiese in einer Pressemitteilung erklärt. Die Zahl der Ertrunkenen sei sehr wetterabhängig. Von einer positiven Entwicklung könne deshalb keine Rede sein. Zu den Hauptgründen für die tödlichen Badeunfälle zählen Alkohol, Leichtsinn und Selbstüberschätzung.

Die meisten tödlichen Badeunfälle ereignen sich laut DLRG übrigens in ungesicherten Badestellen. Mindestens 231 Menschen sind in Seen, Teichen, Flüssen, Kanälen oder ähnlichem ertrunken. Günter Benke erklärt: „Die Gewässer können schlagartig tief werden oder die Temperatur ändert sich schnell. Das kann gefährlich werden.“

Nicht zu vergessen sei zudem, dass vor allem Kinder leise ertrinken. Sie gehen lautlos unter und sobald der Mund unter Wasser ist, ist auch ein Hilfeschrei nicht mehr möglich. „Solange das Kind nicht sicher Schwimmen kann, sind aufmerksame Eltern also das A und O“, mahnt Günter Benke.