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Seminar Was Bienen in Gärten brauchen

Was Wildbienen brauchen und wie man dem Insektensterben entgegenwirken kann, lernten Besucher des Umweltzentrums Ronney.

Von Petra Wiese 10.04.2019, 07:00

Ronney l „Scheint, als könnte man mit Wildbienen gutes Geld verdienen“, schmunzelt Marie Henke vom Umweltzentrum Ronney und spielt damit auf die ganzen Angebote zum „Hauskauf“ und „Speisebuffet“ an, die in Bau- und Supermärkten erhältlich sind.

Dass Insekten wichtig sind, und es ihnen derzeit nicht so gut geht, wissen mittlerweile schon viele Menschen. „Das ist gut so, aber selbst wenn wir Millionen Insektenhotels aufhängen und Blumensamen verstreuen, ist damit längst nicht die Insektenwelt gerettet,“ so Henke. Viel wichtiger sei es, bei eine der Hauptursachen des Insektenrückgangs anzupacken. Mit jeder Kaufentscheidung trifft der Konsument auch die Wahl, ob er den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft unterstützt oder nicht.

Der Verlust von Lebensraum spielt eine wichtige Rolle. „75 Prozent der Wildbienen nisten unter der Erde“, erklärt Henke. Wichtig sei es also, das hauseigene Prinzip „mein schöner Garten“ über den Misthaufen zu werfen und eine verwilderte Ecke zu lassen.

Sandbienen zum Beispiel lieben Flächen, in denen sie ihre Gänge ungestört graben können. Buddeln wir ständig um, pflanzen ein, pflanzen aus und mähen den Rasen alle zwei Wochen, wird die Idylle zerstört. Unterstützend kann Totholz liegen gelassen werden und Insektenhotels können hängen. Mähen empfiehlt Marie Henke nur zweimal im Jahr.

Aber Achtung: nicht jedes Hotel besitzt Wellnesskomfort. Bevor die Teilnehmer des jüngsten Bienenseminars ihre eigenen Hotels bauten, erklärte die Fachfrau an verschiedenen Beispielen Sinn und Unsinn von eingesetzten Materialien und bezog sich dabei immer wieder auf die Angaben vom NABU. Kiefernzapfen und Schneckenhäuser werden beispielsweise in Hotels nicht bezogen. Schilfhalme oder Holunderäste sind oft zerfasert und benötigen eine Nachbesserung, damit die zarten Flügel nicht verletzt werden.

Viel einfacher wäre es, wenn man da die toten Stängel von Nachtkerzen stehen lässt. Wildbienen nutzen diese auch zur Eiablage. Acrylglasröhrchen oder Glasröhrchen sind als Nisthilfen nicht zu empfehlen, da sie luftundurchlässig sind und das sich bildende Kondenswasser den Nahrungsvorrat in den Brutzellen leicht verpilzen lässt.

Beim Holz sollte man nicht ins Stirnholz bohren. Besitzt man jedoch Baumscheiben von gut abgelagerter Robinie und Eiche und bohrt die Löcher mit ausreichend Abstand, werden sie unter Umständen auch von Mauer- und Scherenbienen genutzt. Sind Risse zwischen den Löchern, ist die Mühe umsonst. „Gespaltene Gänge nimmt das Wildbienenweibchen nicht an, Parasiten könnten eindringen“, erklärt Henke. Eine weitere Nisthilfe, die man nicht selten in „Hotels“ sieht, sind Lochziegel, allerdings mit viel zu großen Löchern.

Unter den „Hotelbauern“ war auch Doreen Metzker aus Gommern, die mittlerweile Stammgast im Umweltzentrum ist. „Ich habe vieles über die Wildbienen gelernt. Es war wie immer schön und interessant“, sagte die junge Frau.

Auf einer Wanderung durch den ökologischen Garten erinnert Marie Henke noch einmal daran, dass das Nahrungsangebot sehr wichtig ist. Sieben Schmetterlingsarten sind von der Brennnessel abhängig. Viele als „Unkraut“ bezeichnete Pflanzen liefern den Insekten wichtige Nahrung. Im Vergleich zur Honigbiene, die gute fünf Kilometer fliegt, ist die Wildbiene eher standorttreu, was die Nahrungssuche angeht.

Zur Bestandsaufnahme im eigenen Garten regte Marie Henke die Leute an: „und dann entscheiden sie, was noch benötigt wird.“ Vom März bis Oktober sollte es blühen und mit einer Pflanzenübersicht wurden die Teilnehmer verabschiedet. Am 4. Mai findet noch einmal ein Wildbienen-Seminar statt. Anmeldungen sind unter Telefon 039247/413 möglich.