Statistik Achtung Wildwechsel!

Im Frühjahr und im Herbst finden die meisten Wildunfälle statt. Seit Januar ereigneten sich im Landkreis 860 Wildunfälle, 225 in Zerbst.

Von Nadin Hänsch 06.10.2017, 01:01

Zerbst/Anhalt/Bitterfeld l Mit dem Herbst beginnen auch wieder Wetterverhältnisse, die Autofahrer gelinde gesagt nicht unbedingt schätzen: mehr Dunkelheit, Nebel, Regen, später im Winter Schnee und Graupel. Alles Bedingungen, die die Sichtverhältnisse verschlechtern.

Wildunfälle sind da wieder ein großes Thema. Regionalbereichsbeamte Holger Sticherling weiß: „Nicht nur bei Dunkelheit, sondern auch am Tage haben wir schon Wildunfälle registriert.“ Daher sei es besonders wichtig, neben den aufgestellten Verkehrszeichen, die Wildwechsel ankündigen, auch die vorgeschriebene Geschwindigkeit nicht zu überschreiten. „Jeder Stundenkilometer mehr erhöht auch die Reaktionszeit“, macht Sticherling deutlich.

Die Polizei empfiehlt: Die Straßenränder und die angrenzenden Wälder und Felder im Auge zu behalten. „Wenn beispielsweise Maisfelder an die Straße grenzen, ist auch mit Schwarzwild zu rechnen“, sagt Sticherling. Wildunfälle habe sogar schon in Zerbst am Heidetorplatz oder nahe der Tankstelle stadtauswärts in Richtung Magdeburg gegeben.

Wenn es doch einmal zu einem Wildunfall kommen sollte, ist die Polizei sofort zu informieren. „Es ist eine Straftat, das Tier ins Auto zu packen und mitzunehmen“, sagt Frank Krehan, Leiter des Revierkommissariats Zerbst. „Jedes Mitnehmen von verunglücktem Wild, um es zu behalten oder zu verwerten, kann den Tatbestand der Wilderei erfüllen und zu einer Verurteilung führen“, so Krehan weiter.

Krehan hebt noch einmal hervor: „Nach einem Wildunfall muss unverzüglich die Polizei oder auch der zuständige Jäger oder Förster informiert werden, denn jede vorsätzliche oder fahrlässige Verletzung dieser Anzeigepflicht könne zu einer Schadensersatzforderung des Jägers oder Försters führen. Zudem werde für die Versicherung ein Nachweis, dass es sich auch um einen Wildunfall handle, verlangt, sagt Krehan.

Wichtig sei auch, nicht auszuweichen, falls durch Abbremsen unter Berücksichtigung des Nachfolgeverkehrs, ein Zusammenstoß nicht vermieden werden könne. „Den Zusammenprall mit einem heftigen Ausweichmanöver zu verhindern, endet meist mit schlimmen Folgen“, rät Sticherling ab.

Die Polizeidirektion Ost, die für den Bereich Anhalt-Bitterfeld zuständig ist, hat zum Thema Wildunfälle einige Zahlen parat: 1161 Wildunfälle passierten im Jahr 2016. In diesem Jahr liegt die Statistik bis zum gestrigen Tage bei 860 Wildunfällen.

Am häufigsten kommt dabei Rehwild zum Erliegen, teilt der Kreis Anhalt-Bitterfeld mit. 547 Rehe wurden im Jagdjahr vom 1. April 2016 bis 31. März 2017 von den Jägern gemeldet. Tiere, die nach dem Unfalle weiter laufen sind hier nicht vermerkt, ausschließlich an der Unfallstelle verendete.

Am zweit häufigsten ist Schwarzwild in Unfälle mit tödlichem Ausgang für das Tier verwickelt. 204 waren das in der letzten Jagdsaison. Am dritthäufigsten werden Füchse totgefahren. 173 Füchse verendeten an den Unfallstellen.

Wildunfälle stehen in enger Beziehung zu den Besonderheiten des Fahrens bei Nacht und in der Dämmerung, informiert die Polizei in einer Broschüre von der Zentrale Informationsstelle der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt. Nur etwa 20 Prozent aller Wildunfälle ereignen sich bei Tageslicht. Das Unfallrisiko erhöht sich in der Nacht, insbesondere in Waldgebieten, heißt es weiter. Aufs Jahr bezogen, finden die meisten Unfälle von April bis Mai und September bis Oktober statt. Auf die Tageszeit bezogen häufen sich die Wildunfälle zwischen 5 und 8 Uhr sowie zwischen 17 und 22 Uhr.