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Steingärten Ein umstrittener Trend

Stein- und Schottergärten werden immer beliebter. Auch in Zerbst wächst die Zahl solcher Anlagen.

Von Aline Wobker 07.06.2019, 01:01

Zerbst l So manch ein Architekt oder Landschaftsgärtner wirbt heutzutage mit Steingärten. Die Gründe: Sie bedienen die kühle Schlichtheit der Moderne und gelten als pflegeleicht. Sie entbinden berufstätige Eigenheimbesitzer von zeitaufwendigen Gärtnerarbeiten. Doch Naturschützer und Gartenexperten warnen vor dem Trend der „Steinwüsten“. Einige Städte haben in jüngster Zeit bereits reagiert: Die Stadt Fulda in Hessen beispielsweise verbietet Schottergärten in Neubaugebieten.

So weit ist es in Zerbst noch nicht. Aber auch hier wird eine Entwicklung hin zu den Steingärten beobachtet. „Da und dort wird es bereits praktiziert – schon bedauerlich. Obwohl es zu unterscheiden gilt, ob eine Steinwüste vorliegt oder ein Kiesgarten mit Begrünung“, sagt Ute Schilling, Grünflächenexpertin der Stadt Zerbst.

Für sie ist es besonders wichtig, dass genügend Aufklärungsarbeit geleistet wird. „Mit Schottergärten tut man der Natur nichts Gutes. Die Erwärmung der Steine ist wesentlich stärker als die von Grünflächen. Für Insekten und Kleintiere fehlen die Rückzugsflächen“, so Schilling weiter.

Konkrete Schritte gegen die Steingärten sind in Zerbst bisher nicht geplant, sagt Ute Schilling. Denn durch das ländlichen Umland seien in Zerbst noch nicht allzu viele Schottergärten entstanden.

Auch der ehemalige Vorstand vom Kleingärtnerverein Kurt Bergt spricht sich gegen das Anlegen von Schottergärten aus. Er sei ein Gegner solcher Anlagen und wirbt für andere pflegeleichte Alternativen. „Ich empfehle im Vorgarten eine Insektenwiese. Säen, gießen – fertig. Das ist einfach zu Pflegen und so tut man was für die Umwelt“, so Bergt weiter. Wer mehr Platz zur Verfügung habe, dem seien außerdem Streuobstwiesen empfohlen. Diese seien nicht nur umweltfreundlich, sie versorgen die Besitzer auch mit Obst. Kurt Bergt sieht den Gesetzgeber in der Pflicht: „Ich denke, man sollte Schottergärten einfach verbieten lassen. Das wäre ein sinnvoller Schritt für die Umwelt.“ Nicht mehr so viel Grün vernichten, sei seine persönliche Devise.

Negative Effekte von Steingärten sieht auch Gartenbauexperte Udo Vogt aus Burg im Nachbarkreis Jerichower Land. Durch seine Beschäftigung mit der historischen Entwicklung von Gärten achtet Udo Vogt ganz besonders auf die aktuellen Trends. „Wenige bis gar keine Pflanzen verringern den Lebensraum für die hiesige Tierwelt, so dass die Artenvielfalt leidet.“

Ihm sei bereits aufgefallen, dass in Burg einige Hausbesitzer in Neubaugebieten auf den Steingartentrend setzen. Dabei sitzen sie seiner Ansicht nach durchaus einem Vorurteil auf: Schottergärten seien nicht wesentlich pflegeleichter als ein normaler Garten, da die Steine schlecht zu reinigen sind. „Einen gut angelegten Staudengarten schätze ich als mindestens genauso pflegeleicht ein. Diese sind aber wesentlich besser für die Artenvielfalt und Insekten“, sagt Vogt.