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Tierschutz Krötenprojekt nach 25 Jahren vorbei

Für die Viertklässler in Zerbst gibt es keine Kröten mehr, die gerettet werden müssen. Das Projekt Krötentaxi geht zu Ende.

Von Julia Puder 10.07.2020, 06:00

Zerbst l Alljährlich während der Krötenwanderung bringen die Nachwuchsnaturschützer der Zerbster Astrid-Lindgren-Grundschule die Lurche sicher über die Kreisstraße zwischen Zerbst und Leps zum Pfannenberger Teich. Seit 1995 gibt es das „Krötenprojekt“. Doch in den letzten Jahren konnten die Schüler und Lehrer beobachten, dass es immer weniger Kröten zu retten gab. Nach 25 Jahren muss das Projekt nun vorerst auf Eis gelegt werden.

„Es ist schade, dass wir das Projekt in dieser Art nicht mehr durchführen können“, sagt Elke Meinhold. Die Lehrerin hatte seit 2015 das Krötenprojekt betreut und regelmäßig mit den Kindern den Amphibienfangzaun nach Tieren abgesucht. Diese wurden dann in den nahelegenen Pfannenberger Teich gebracht, der als Laichgewässer für die Kröten diente.

Seit letztem Jahr liegt dieser Teich aber trocken, musste Schulhausmeister Detlef Filor feststellen. Dadurch suchen sich die Kröten andere Laichgewässer und nur noch wenige landen in dem Fangzaun der Schule.

„Der Teich ist komplett verlandet“, erklärt Heike Köhler, Sachbearbeiterin für Artenschutz in der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Damit beschreibt sie die natürliche Auffüllung von Binnengewässern mit organischem Material. Das Wasser bleibt weg und die Pflanzen vermehren sich. Obwohl die Erdkröten, die vorrangig in diesen Gebieten vorkommen, größtenteils auf dem Land leben, brauchen sie dennoch geeignete Laichgewässer, wie Heike Köhler erklärt.

Seit 1996 betreut sie das Krötenprojekt an der Astrid-Lindgren-Grundschule – das einzige Projekt im gesamten Landkreis, das von Schülern betreut wird. „Wir waren froh, eine Schule gefunden zu haben, die sich für den Naturschutz engagieren will. Es ist schade, dass das Projekt jetzt vorerst ruhen muss“, sagt Heike Köhler.

Täglich sind die Viertklässler in den letzten 25 Jahren mit dem Fahrrad zum Fangzaun gefahren, um die Kröten aus den Eimern zu holen und sicher zum Laichgewässer zu bringen. „Wir haben dafür meist die Mittagspause genutzt. Wenn viel los war, kamen die Kinder auch manchmal ein bisschen später zum Unterricht“, muss Lehrerin Elke Meinhold gestehen. An den Wochenenden hat sogar auch Schulleiterin Heike Bengner mal beim Fangzaun vorbeigeschaut und den einen oder anderen Frosch gerettet. „Es war schön mit anzusehen, wie sehr sich die Kinder für die Tiere eingesetzt haben“, erzählt Bengner. Einige Schüler hätten sogar ihre anfängliche Angst vor den glibberigen Amphibien überwunden, so Elke Meinhold. Besseren Naturkundeunterricht könne man sich nicht wünschen, sagt die Lehrerin.

Insgesamt konnten die „Lebensretter“, wie die Nachwuchs-Naturschützer auch genannt werden, in den vergangenen Jahren 12.228 Kröten sicher auf die andere Seite der Straße bringen, wie Elke Meinhold in einer Statistik einsehen kann. Die Schule zeichnete regelmäßig den Schüler aus, der die meisten Kröten gerettet hatte. „Der Landkreis möchte sich nochmal sehr für die Unterstützung bedanken“, freut sich Heike Köhler über die langjährige Zusammenarbeit.

Nun wollen die Vertreter der Schule und der Kreisverwaltung weiterhin beobachten, ob sich nochmal etwas am Pfannenberger Teich tut. „Es könnte eventuell helfen, wenn der Teich entschlammt wird. Aber dafür müsse man mit den Eigentümern reden und so etwas ist immer mit einem hohen Kostenaufwand verbunden“, erzählt Heike Köhler. Falls sich dort wieder Kröten ansiedeln sollten, wolle man das Projekt weiterführen, verspricht Schulleiterin Heike Bengner.

In Zukunft sollen sich die Schüler der Astrid-Lindgren-Grundschule vorrangig im Schulgarten um Pflanzen und Tiere kümmern können. Dort biete auch der kleine Teich einen Lebensraum für Frösche und Kröten.