Hobbyhistoriker Heinz Ulrich aus Calbe bereichert Militärgeschichte um ein neues Buch Verlustreicher Einsatz dauert nur 13 Tage
In seinem neuen Buch widmet sich Heinz Ulrich der Infanterie-Division "Potsdam". Basierend auf Erlebnisberichten hat der Hobbyhistoriker aus Calbe erstmals eine illustrierte Gesamtdarstellung über die Geschichte der Division erstellt.
Zerbst/Calbe l "Das soll dann das letzte Buch sein", bezieht sich Heinz Ulrich auf sein aktuelles Werk. Auf 140 Seiten widmet sich der Hobbyhistoriker aus Calbe der "Infanterie-Division ,Potsdam\'", die in der Militärliteratur stets nur am Rande Erwähnung fand. "Eine Gesamtdarstellung über die Geschichte dieser Division gibt es bislang nicht", weiß der rüstige Rentner.
Der 76-Jährige selbst war gerade Neun, als er das Ende des Zweiten Weltkrieges in Barby miterlebte. In unmittelbarer Nähe überquerte damals die 83. US-Infanterie-Division die Elbe und errichtete einen Brückenkopf. Junge Männer - ungenügend ausgebildet und schlecht ausgerüstet - sollten sich ihnen auf der anderen Uferseite in einem aussichtslosen Kampf gegenüberstellen. Viele dieser deutschen Soldaten starben. Seit 1991 gedenken alljährlich Veteranen der 12. Armee ihrer gefallenen Kameraden. 1998 erfuhr auch Heinz Ulrich von diesen Treffen, an denen er fortan regelmäßig teilnahm. Daneben vertiefte sich der Diplom-Agraringenieur immer mehr in die tragische Thematik.
Über die Ende März/Anfang April 1945 im brandenburgischen Döberitz aufgestellte Division "Potsdam" recherchierte er gut zehn Jahre. In all der Zeit trug der Autor reichlich Material zusammen. Heinz Ulrich erzählt von entstandenen Kontakten, die ihm Berichte ehemaliger Soldaten aus den einzelnen Bataillonen bescherten. "Einige haben über ihren Einsatz von der Aufstellung bis zur Gefangenschaft Tagebuch geführt", beschreibt er den einzigartigen Schatz persönlicher Notizen. "So hat sich mein Bild über die Division immer mehr verdichtet." Zugleich betont der 76-Jährige, dass das illustrierte Buch keine Heldentaten schildert, sondern die letzten Kriegstage aus Sicht der Angehörigen der nur 13 Tage bestehenden Division. Bereits am 20. April löste sie ihr Kommandeur, Oberst Erich Lorenz, in Blankenburg wieder auf.
Wie der Hobbyhistoriker ausführt, wurde die "Potsdam" der 11. Armee unterstellt und teilweise noch in den Harz transportiert, um bei der Verteidigung der "Festung Harz" zu helfen. Wegen vorstoßender amerikanischer Panzerspitzen gelangten einige Einheiten nur bis Calbe. Zunächst kämpften sie bei Brumby gegen amerikanische Aufklärungskräfte, bevor das Bataillon bei Großpaschleben in verlustreiche Gefechte verwickelt wurde. "Die Restkräfte setzten bei Aken über die Elbe und wurden in die Division ,Scharnhorst\' eingegliedert", blickt Heinz Ulrich auf den Raum Steckby. Am 12. April stellten sie sich in Barby der vorrückenden 83. US-Infanterie-Division entgegen. Das und noch weit mehr ist in dem frisch gedruckten Buch nachzulesen, das auch über die Grabstellen getöteter Soldatender "Potsdam" berichtet.