Programm "Regio-Coaches" sieht zwei kostenlose Unternehmensberater für Anhalt-Bitterfeld vor Vorbereitung auf harte Zeiten: Berater helfen Firmen bei Mangel an Fachkräften
Firmen in Anhalt-Bitterfeld suchen verzweifelt nach Fachkräften. Die Region dünnt sich aus, ist für junge Leute kaum noch attraktiv. Erste Hilfe will das Land leisten. Zum Beispiel mit zwei "Regio-Coaches", die ab sofort im Einsatz sind.
Zerbst/Köthen/Bitterfeld l Trotz hoher Arbeitslosigkeit im Land, mangelt es an Fachkräften. "Bereits 2010 konnte jede fünfte Stelle nicht besetzt werden", berichtet Michael Richter, Staatssekretär des sachsen- anhaltischen Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft, als er gestern der offiziellen Vorstellung zweier Regio-Coaches beiwohnte. 2025 wird Sachsen-Anhalt laut Prognosen 400000 Einwohner weniger haben als heute. Unternehmen werden sich jedoch nicht im wirtschaftsschwachen Osten ansiedeln, wenn keine Fachkräfte vorhanden sind. "Das wäre ein K.O.-Kriterium für die Region", meint Richter.
Daher hat das Land Sachsen-Anhalt diverse Maßnahmen angestoßen, um Fachkräfte im Land vorzuhalten, junge Leute zum Bleiben zu bewegen und das Image Sachsen-Anhalts aufzupolieren. Unter anderem läuft der "Fachkräftesicherungspakt" mit mehreren Projekten. Zusammen mit der Investitionsbank hat das Wirtschaftsministerium die Landesinitiative "Network-KMU" ins Leben gerufen, finanziert von Land und Europäischem Sozialfonds.
Von ingesamt acht Regio-Coaches in Sachsen-Anhalt sind ab sofort André Gottschalk für Zerbst und Köthen und Markus Zech für Bitterfeld und Wittenberg als kostenlose Berater für kleine bis mittlere Unternehmen unterwegs: Wie kann der Fachkräftemangel, wenn schon nicht behoben, wenigstens in Zukunft verhindert werden? Welche Fördermöglichkeiten bieten sich für Mitarbeiterqualifizierungen? Wo kann man die entsprechenden Anträge stellen? Wie kann das Unternehmen für junge Arbeitnehmer attraktiver werden? "Unsere Beratung ist gratis. Die Firmen müssen sich nur Zeit nehmen. Wir sehen uns als Dienstleister. Wir haben das Know-how und können sagen ¿Lehnt euch zurück. Wir leiten das in die Wege\'."
Der demografische Wandel wird in Anhalt-Bitterfeld so hart zuschlagen wie prognostiziert. Die Arbeitslosenquote sieht zwar positiv aus, wenn man sie mit der Vergangenheit vergleicht, "aber die Unternehmen suchen Fachkräfte und merken, dass sie sie auf dem Markt nicht mehr bekommen können. Das Problem wird sich in Anhalt-Bitterfeld noch verstärken", sagt Armin Schenk, Geschäftsführer der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld.
Herzaubern kann die Initiative die Fachkräfte natürlich auch nicht. Gottschalk gibt zu: "Die Aufgabe ist eine große Herausforderung". Es gehe darum, auch älterem Personal eine Chance zu geben, die bestehende Belegschaft durch einen attraktiven Arbeitsplatz zu behalten, sie so auszubilden, dass sie auch in Zukunft alle relevanten Aufgaben übernehmen können, aber auch junge Leute zu werben. Die Vorbereitung auf den demografischen Wandel, die Qualifizierung der Mitarbeiter wurde von Firmen teilweise auch "sträflich vernachlässigt", sagt Gottschalk. Firmen müssten erkennen, dass ihnen irgendwann die Leute ausgehen und dass sie sich selbst den Fachkräften anpreisen müssen und nicht anders herum.
André Gottschalk betreut bereits 15 Firmen in Zerbst, vom Ein-Mann-Unternehmen bis hin zur Fabrik.
Informationen auf der Homepage www.network-kmu.de. André Gottschalk und Markus Zech sitzen im Dessauer Rathaus, Tel. (03 40) 2 04 20 80.