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Waldschäden Kahlschlag bei Fichten und Kiefern

Stürme, Dürre und Schädlinge sorgen deutschlandweit für ein massives Baumsterben. Auch der Zerbster Stadtwald ist betroffen.

Von Daniela Apel 13.02.2020, 00:01

Zerbst l „Seit Juni 2017 begleitet uns die Katastrophe – erst die Stürme, dann die Trockenheit“, sagt Dietmar Schleth. Ein solches Schadensausmaß hat der erfahrene Revierförster in seinem ganzen Berufsleben bislang nicht erlebt. Im vergangenen Jahr sah die Planung für den Zerbster Stadtwald die Entnahme von 1000 Festmetern Holz vor. „Am Ende haben wir 7308 Festmeter eingeschlagen“, verdeutlicht er die dramatische Entwicklung.

Besondere Sorgen bereitet ihm der starke Schädlingsbefall. „In der Gemarkung Ragösen sind die ganzen Fichten abgestorben“, erzählt Dietmar Schleth. Auf vier bis fünf Hektar schätzt er die Fläche, auf der die Nadelbäume dem Fichtenborkenkäfer zum Opfer gefallen sind.

Noch schlimmer stellt sich die Situation bei der Kiefer dar. Die zwei Dürrejahre in Folge stressten die Bäume, von denen nicht wenige aufgrund des fehlenden Wassers schlichtweg vertrockneten. Die beiden heißen, regenarmen Sommer boten dem wärmeliebenden Diplodia-Pilz zugleich ideale Bedingungen, um sich zu verbreiten. Auch der Kiefernprachtkäfer profitierte von den außergewöhnlichen Witterungsbedingungen.

Vor allem der zwischen 80 und 90 Jahre alte Kiefernbestand an der Buschmühle litt unter dem Befall. Gut 15 Hektar legte der Harvester hier Anfang 2019 um – ein Beinahe-Kahlschlag, der nur von Eichen und einzelnen Birken durchbrochen wurde. Auch andere zum Stadtwald gehörende Waldstücke – beispielsweise bei Steutz, Walternienburg oder Zerbst – haben sich deutlich gelichtet. Dietmar Schleth spricht von einer Gesamtfläche von 20 Hektar, die wieder aufzuforsten ist.

63.000 Euro sind für die im Herbst vorgesehenen Pflanzungen im Haushaltsplan der Einheitsgemeinde für dieses Jahr veranschlagt. „Wir gehen allerdings von einer Förderung durch das Land aus“, berichtet Heike Krüger. Sie leitet das Bau- und Liegenschaftsamt, in deren Verantwortlichkeit das derzeitige Sorgenkind Stadtwald fällt.

„Das ist kein Nullrundenspiel mehr“, sagt Heike Krüger. Längst lassen sich die notwendigen Aufforstungen nicht mehr über die Einnahmen aus den Holzverkäufen decken. Denn der Markt ist übersättigt und die Preise sind entsprechend im Keller. So musste auch die Stadt ihre ursprünglichen Planzahlen für die Erträge aus Holzverkäufen für 2020 deutlich von 40.500 auf 15.000 Euro senken. Umso mehr wird auf einen finanziellen Ausgleich aus dem Fördertopf „Waldschutz“ gehofft, der bereits im September beantragt wurde, wie Heike Krüger mit Blick auf diesen EU-Topf schildert.

Unterdessen gewährt das Land Sachsen-Anhalt über die Richtlinie „Waldumbau“ Zuschüsse bei der „Bewältigung der durch Extremwetterereignisse verursachten Folgen im Wald“, wie es heißt. Mindestens vier Anträge für Wiederaufforstung im Stadtwald werden gestellt. Sollten diese bewilligt werden, würde eine Förderung von 85 Prozent fließen – „bezogen auf den Netto-Betrag“, fügt Heike Krüger hinzu.

Wie Krüger erläutert, werden nicht allein die reinen Baumpflanzungen gefördert, sondern ebenfalls die Einzäunung der jungen Gehölzer. Eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt bedacht zu werden, ist jedoch, dass Mischwald gepflanzt wird – neben Kiefern beispielsweise heimische Eichenarten.

Die Aufforstungen werden sich auch in das nächste Jahr hineinziehen, erläutert Dietmar Schleth. Zugleich befürchtet er, dass das Baumsterben längst nicht beendet ist. „Der Frost fehlt, um die Schädlinge abzutöten“, erläutert er. Und an ein weiteres extrem trockenes Jahr mag der Revierförster gar nicht denken.