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Landwirtschaft Wassermangel trübt Erwartungen bei Gerstenernte in Anhalt

Die Ernte der Gerste ist im Bereich des Bauernverbandes Anhalt schon weitgehend abgeschlossen. Bei den Erträgen wird deutlich: Wasser fehlt.

Von Thomas Höfs 11.07.2023, 17:08
Mähdrescher ziehen in diesen Tagen riesige Staubfahnen bei der Ernte hinter sich her.
Mähdrescher ziehen in diesen Tagen riesige Staubfahnen bei der Ernte hinter sich her. Foto: Thomas Höfs

Lindau - Im Schnitt haben die Landwirte innerhalb des Bauernverbandes Anhalt zwischen 60 und 80 Dezitonnen Gerste pro Hektar geerntet. Das sagt Mirko Bader, der Geschäftsführer des Bauernverbandes Anhalt.

Das Ernteergebnis liege damit unter den Erwartungen der Landwirte, fügte er hinzu. Die Trockenheit der vergangenen Wochen habe sich auch in diesem Jahr wieder ausgewirkt, benennt er die Ursachen. Der ausbleibende Regen seit Ende Mai habe sich auf die Größe der Körner ausgewirkt.

Unterm Strich sei der Gerstenanbau in diesem Jahr ein Verlust, sagt Peter Gottschalk von der Agrico in Lindau. Denn die Landwirte haben Monate hinter sich, in denen vor allem die Produktionskosten deutlich gestiegen sind, erinnert er. Vor allem die Preise für den Dünger schossen im vergangenen Jahr durch die Decke, nachdem die Preise für Erdgas angezogen hatten. Das Gas dient als Ausgangsmaterial bei der Düngerproduktion.

Dieselpreise und Krieg in der Urkaine

„Aber auch der Diesel ist teurer geworden“, erinnert Peter Gottschalk. Waren die Preise für das Getreide im vergangenen Jahr wegen des Ukraine-Krieges noch hoch, sanken die Preise zuletzt wieder. Die Märkte haben sich beruhigt, weiß auch Mirko Bader. Längst erzielen seine Mitgliedsbetriebe nicht mehr die guten Preise wie noch im vergangenen Jahr. Dabei haben die Unternehmen in den Getreideanbau investiert und hohe Kosten verursacht.

In den kommenden Wochen wird die diesjährige Ernte fortgesetzt. Zunächst geht es dann in den Raps und anschließend in den Weizen, sagt Peter Gottschalk. „In diesem Jahr wird es einen deut- lichen Unterschied zwischen den sandigen und lehmhaltigen Böden geben“, prognostiziert er für seinen Betrieb. Auf den sandigen Böden werden die Erträge sehr gering ausfallen, ist er überzeugt. Das fehlende Wasser habe sich hier sehr stark bemerkbar gemacht und Folgen für die Bildung der Früchte bei den Pflanzen. Die lehmhaltigen Böden können dagegen das Wasser besser speichern und den Pflanzen länger zur Verfügung stellen, erklärt er weiter. Hier werde der Ertrag deutlich besser ausfallen.

Auch regional rechnet Mirko Bader mit starken Unterschieden bei den Ernte innerhalb des Kreisbauernverbandes. So schirmten die Flüsse mitunter heranziehende Regenwolken wirkungsvoll ab, weiß er. In den vergangenen Jahren hätten die Landwirte östlich der Elbe auch auf den Sandböden immer noch besser abgeschnitten als die Bauern auf den viel besseren Böden im Süden des Kreises, schildert er. „An der Elbe hat es immer mal wieder öfter und zum richtigen Zeitpunkt geregnet als in anderen Teilen des Landkreises“, begründet er das Ergebnis. Da habe die Bodenqualität weniger eine Rolle gespielt, sagt er. In diesem jahr sei wieder alles anders und die Landwirte mit den sandigen Böden hätten diesmal wohl das Nachsehen. Noch sei die Ernte aber nicht eingeholt und es bleibe spannend, wie groß die Erträge in diesem Jahr werden.

Trubel um die Bioprodukte

Abgerechnet wird allerdings erst zum Schluss. Innerhalb des Kreisbauernverbandes entscheiden sich nach den Worten des Kreisgeschäftsführers wieder mehr Landwirte für die konventionelle Landwirtschaft als für die Biolandwirtschaft. Die Erwartungen an den Biolandbau seien nicht erfüllt worden, begründet er. „Der Trubel um die Bioprodukte ist vorbei“, sagt er. Während der Corona-Pandemie habe es eine starke Nachfrage gegeben. Bei den stark anziehenden Preisen für Energie und Lebensmitteln sei die Nachfrage stark eingebrochen.

„Die Landwirte bekommen die Produkte nicht aus den Hallen“, sagt Mirko Bader. Deshalb orientieren sie sich um und werden mehr von dem produzieren, was auch stark nachgefragt wird, meint er. Schließlich müssten die Landwirte ihre Produkte auch verkaufen, um den Betrieb am Leben zu halten. Es nütze daher kaum, etwas schön zu produzieren, wenn für die Produkte kaum Nachfrage besteht.