Wasserhaushalt Wasserspeicher im Boden nicht voll
Landwirte beschäftigen sich mit Wasserhaltung auf den Flächen
Lindau (thf). Auch wenn die Arme der Nuthe, die das Zerbster Umland durchziehen und den Fläming entwässern, wieder viel Wasser führen, ist die lebensnotwendige Flüssigkeit längst nicht in den Mengen vom Himmel gefallen, um die Böden aufzufüllen. In den vergangenen drei Jahren zeigte sich vor allem ein Defizit bei den Niederschlägen vom Frühling bis in den Spätherbst hinein. Zwar regnete es in den vergangenen Jahren noch in den warmen Monaten immer wieder. Oftmals waren die Niederschläge aber so gering, dass das Wasser kaum in die tiefen Bodenschichten eindringen konnte.
In den tiefer liegenden Bodenschichten nehmen aber viele Pflanzen das Wasser auf, um den Stoffwechsel zu betreiben. Nicht nur die Landwirte sind dabei auf das Wasser angewiesen. Es ist auch für die Bäume wichtig. Fehlt ihnen die Feuchtigkeit, reduzieren sie ihren Stoffwechsel und geraten in Stress. An manchen Stellen sterben sie dann auch ab. Vielerorts ist dies in den zurückliegenden Jahren geschehen. Die Waldschäden, verursacht durch die Trockenheit, haben bislang unbekannte Ausmaße angenommen.
Kein Wasser in den Gräben neben den Feldern
Doch wie sieht die Situation nach dem Winter in diesem Jahr aus? Haben sich die wasserführenden Schichten in den tieferen Bodenschichten aufgefüllt? Kaum, meint der Lindauer Landwirt Peter Gottschalk. Der Chef eines der größten Agrarunternehmens in der Region, der Agrico, sieht die Situation kritisch. Reichlich sei das Wasser in den tiefer liegenden Bodenschichten nicht angekommen, sagt er. Das lasse sich einfach an den Gräben ablesen, erklärt er weiter. So stünde in den Gräben neben den Feldern kein Wasser.
Früher hatten die Bauern die Gräben angelegt, um die Ackerflächen nutzbar zu machen. Vor allem auf den Flächen, die von den Eiszeiten geformt wurden und wo sich Lehm und Ton im Boden befinden und ein Versickern des Wassers unmöglich macht, ist eine Wasserhaltung wichtig. Die vergangenen Jahrzehnte waren oftmals von regelmäßigen und ausgiebigen Niederschlägen geprägt. Die Frage der Entwässerung war daher sehr wichtig. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass sich die Natur auch ganz anders zeigen kann und Wassermangel für die Land- und Forstwirtschaft zu einem Problem werden kann. Das Grabensystem wurde einst von den Vorfahren angelegt, um den Überfluss an Wasser abzuleiten. Die Gräben dienten in der Vergangenheit vor allem dazu, dass dies schnell geschieht. Inzwischen wäre es vielleicht sinnvoller, wenn der Boden das weniger werdende Wasser langsamer an die Gräben abgibt, wünschen sich einige.
Für die Landwirtschaft wird es davon unter anderem abhängen, wie gut die tieferen Bodenschichten durchfeuchtet sind. Denn viele Nutzpflanzen sind durchaus mit ihren tiefen Wurzeln in der Lage, auch längere Zeiten ohne Niederschläge gut zu überstehen, wenn es im Boden ausreichende Feuchtigkeit gibt. Gut zu sehen ist dies beispielsweise bei den Zuckerrüben. An heißen Tagen lassen die Rüben gern mal die Blätter schlaff hängen. Nachts vollzieht sich dann der Wandel und die Rübe richtet die Blätter wieder auf, wenn es in der Tiefe noch Wasser gibt.
Fokus auf Rückstaumöglichkeiten
Was aber passieren kann, wenn es längere Zeit nicht regnet, haben die vergangenen Maisernten gezeigt. Die einst aus Amerika eingeführte Pflanze liebt es nicht nur warm, sondern auch feucht. Ganze Felder vertrockneten in den vergangenen Jahren je nach Standort ohne ausreichend Niederschläge. Zum Problem wurde dies vor allem für die Nutztierhalter, die auf das Futter vom Acker angewiesen sind. Mit einigen Tricks konnten sie die Zeit bis zur nächsten Ernte überbrücken. Dennoch gab es vor Jahren noch größere Reserven bei der Futterversorgung. Denn Einfluss hat die Menge der Niederschläge ebenso auf die Möglichkeit, auf den Wiesen Futter zu machen. Mehrere Schnitte sind eigentlich in durchschnittlichen Jahren möglich. In den zurückliegenden drei Jahren war dies kaum der Fall und sorgte auch hier für Engpässe.
Der Landwirtschaftsverein Westfläming befasst sich hier umfassend mit der Wasserhaltung im Zerbster Land. Ein besonderes Augenmerk hat der Verein dabei auf die Rückstaumöglichkeiten gelegt, die es früher an den offenen Gewässern gegeben hat. Die Landwirte nutzen aktuell die Möglichkeit wieder, die Gewässer anzustauen, um so den Wasserspiegel im Boden zu heben und zu verhindern, dass das Wasser allzu schnell abgeleitet wird.
Wie sehr der Wassermangel in den zurückliegenden Jahren bereits die Natur verändert hat, hat der Verein auf seiner Internetseite bereits dargestellt. Die Wasserhaltung wird in der Region aber nicht nur für die Landwirtschaft in der Zukunft zu einem noch wichtigeren Faktor. Der Verein setzt sich dafür ein, die Situation ganzheitlich zu betrachten und dann entsprechend zu reagieren. In der Vergangenheit forderte der Verein auch, über die Wasserrechte an den offenen Gewässern neu nachzudenken und die Rechte an die aktuelle Entwicklung der Umwelt anzupassen, um vielen Landwirten den Zugang zu Wasser auch in der Zukunft zu sichern.