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Wiedernutzung Wieder Leben in der ehemaligen Sparkasse

Lange war der ungenutzte Bau der ehemaligen Sparkasse in Lindau Thema. Doch damit ist es vorbei: Eine Zahnarztpraxis hat hier eröffnet.

Von Petra Wiese 21.01.2021, 05:00

Lindau l Der Markt ist das Zentrum der Stadt Lindau. Dort hatte nach der Wende in auffälliger Bauweise die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld eine Filiale errichtet. Mitte 2017 wurde die Filiale zum Leidwesen der Lindauer geschlossen. Zunächst hatte Ortsbürgermeister Helmut Seidler einen Rückbau des Gebäudes gefordert, doch ohne Erfolg.

Eine Nachnutzung war lange nicht in Sicht. Ein Konsultationszentrum für Fertighäuser sollte einmal einziehen. Einen Jugendclub einzurichten, war ebenso im Gespräch. Immer wieder war der ungenutzte Bau mitten in Lindau Thema im Ortschaftsrat. Jetzt ist das vom Tisch. Die Zahnarztpraxis Brit Zähle ist hier eingezogen. Seit Montag dieser Woche gehen hier Patienten ein und aus.

Das Gebäude stand schon länger zum Verkauf, als Brit Zähle auf der Suche nach passenden Räumlichkeiten war. „Ich habe mich sofort darin verliebt“, erzählte sie. Die junge Frau war vor fünf Jahren bei Zahnärztin Ulla Halbig in deren Deetzer Praxis mit eingestiegen. Nun waren die zwei Behandlungszimmer dort auf die Dauer nicht mehr ausreichend. Für die beiden Zahnärztinnen gab es die Möglichkeit, sich zu trennen oder gemeinsam etwas Neues zu suchen.

Man entschied sich, weiter gemeinsame Sache zu machen. Ulla Halbig, die im vergangenen Jahr das 30-jährige Jubiläum ihrer Praxis in Deetz feiern konnte, arbeitet nun bei Brit Zähle als angestellte Zahnärztin. Es ist also fast alles so geblieben, wie bisher – nur am neuen Standort in Lindau. Auch das Praxisteam ist dasselbe geblieben mit Prophylaxe-Assistentin, vier Mitarbeiterinnen und einer Reinigungskraft.

Der ehemalige Sparkassenbau wurde komplett umgebaut. Es gibt es jetzt drei Behandlungszimmer, einen Röntgenraum, einen Sterilisationsraum, einen Wartebereich, einen Aufenthaltsraum fürs Personal, Personal-WC und Patiententoilette, Büro. Alles ist rings um den Anmeldetresen in der Mitte angeordnet. Kurze Wege in alle Richtungen und alles barrierefrei. Ein neuer Behandlungsstuhl und Möbel wurden ergänzt, ein Großteil der Ausstattung wurde von Deetz mitgenommen.

Bevor alles neu werden konnte, musste allerdings noch der alte Tresor entfernt werden. „Das war ein Kraftakt, das 2050 Kilogramm schwere Stück heraus zu bugsieren“, erzählte Brit Zähle. Da, wo die Werte im Panzerschrank lagerten, werden nun die Instrumente sterilisiert. Um den Umbau kümmerte sich Brit Zähle, meistens die fünf Monate alte Frieda im Schlepptau, selbst. „Doch ohne die tatkräftige Unterstützung durch meinen Partner Marcus und unseren Freund Frank Wieland hätte ich es nicht geschafft“, sagt sie. Die 39-Jährige, die zwei Kinder hat und mit ihrer Familie in Grimme zu Hause ist, hat nun ein kleines Schmuckstück als Praxis.

Mit viel Ehrgeiz hat sie es soweit gebracht. Zunächst hatte sie Zahnarzthelferin als Beruf gelernt und als solche gearbeitet. Doch der jungen Frau reichte das nicht. Sie wollte nicht nur daneben stehen und assistieren. Das Abitur holte sie nach, und das Studium absolvierte sie in Halle. Dann passte es, dass Ulla Halbig, die seit 1983 als Zahnärztin arbeitet, eine Assistenzzahnärztin suchte.

Vier Wochen blieb die Praxis über den Jahreswechsel geschlossen. Bis zuletzt waren die Handwerker noch im Haus, um alles fertig zu machen bis zur Eröffnung diesen Montag. Ein paar Kleinigkeiten, Deko etwa, fehlen zwar noch, aber die Behandlungen sind angelaufen. Darüber freut sich auch der Lindauer Ortsbürgermeister.

„Ich bin sehr froh, dass das Gebäude wieder genutzt wird“, sagte Helmut Seidler. Umso mehr schreie das Ruinenareal danach genutzt zu werden, meinte er. Quasi gegenüber der neuen Zahnarztpraxis, in der Leopoldstraße, liegt das ehemalige Clubhaus Voyage samt Nachbarhaus, die mitten im Zentrum zusehends verfallen. Ihn ärgere es, dass es bei vielen Dingen keine Fortschritte gibt. „Hervorragend, dass es endlich gelungen ist, das Sparkassengebäude wieder zu beleben“, so Helmut Seidler.