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Wasserburg zu Gommern geht mit neuem Bier und neuem Gesicht in die Offensive / Burgbräu-Meister Christian Königs: "Wir brauchen hier wieder mehr Bierstolz"

Von Stephen Zechendorf 29.07.2010, 06:22

Mit einem neuen Spezialbier und unter neuer Gesamtleitung präsentiert sich seit Juli die Wasserburg zu Gommern. Künftig möchte sich der Hotel- und Gastronomiebetrieb mit eigener Brauerei mehr als bisher der Stadt Gommern und der Region öffnen.

Gommern/Leitzkau. Der Biergarten in der sogenannten Unterburg ist lichtdurchflutet, als der Burgbräu-Meister Christian Königs das erste offizielle "Gommeraner Burgbräu Roggen" in die Gläser fließen lässt. Die einladenden Sitzgruppen unter den Sonnenschirmen sind zumeist leer. Es ist noch früher Vormittag – leider nicht wirklich die idealste Zeit, um die neueste Kreation des Brauers ausgiebig zu testen. Das Spezialbier ist die mittlerweile dritte Eigenkreation des gebürtigen Gommeraners, der hier auf der Burg das Brauhandwerk gelernt hat.

1500 Liter "Roggen" warten auf Genießer

1500 Liter "Roggen" warten ab heute auf ihre Genießer. "Unser Roggen wird mit einer Stammwürze von über 12 Prozent eingebraut und gehört, wie Weizenbier auch, zu den obergärigen Biersorten", erklärt Christian Königs. Der besondere Anteil an Roggenmalzen verleihe dem Bier einen außergewöhnlichen Geschmack. Zur ausgesprochen fruchtigen Note und einem leicht brotigen Anklang komme eine angemessene Hopfung, umschreibt der Brauer das neue Bier der Burg und erklärt es zu einem Genuss für den Spätsommer.

Eine solche Umschreibung verleitet freilich zu der Frage, welches Bier denn dann zum Frühherbst passt. Und richtig, der Gommeraner Brauer enttäuscht seine Mitbürger auch in der kommenden Jahreszeit nicht: "Der ,Gommerator‘ kommt wieder", kündigt Christian Königs an.

Doch nun sollten die Gommeraner erst einmal das "Neue" ausprobieren. Gelegenheit gibt es eigentlich immer dazu: Der Biergarten hat bei guter Witterung von 11 bis 22 Uhr geöffnet, bei weniger spätsommerlichen Verhältnissen geht es in die Brauereigaststätte.

Mehr Leben auf der Unterburg

Zu den "Vorkostern" des Premiere-Ausschanks gehören an diesem Vormittag neben dem Volksstimme-Reporter auch der Wasserburg-Eigentümer Holger Kittner und die neue Direktorin für den Gesamtkomplex Wasserburg Gommern. Janet Liebich heißt sie, und seit Anfang Juli hat sie die Stelle des bisherigen Hoteldirektors Gerhard A. Schütz inne. Nach Erfahrungen unter anderem in der Schlosshotellerie Lichtenwalde und renommierten Tagungshotels wie in Schwerin und Halle möchte die junge Frau nun der Wasserburg Gommern frischen Schwung geben.

Die 33-Jährige will zunächst für noch mehr Öffnung der Burg zu den Gommeranern und Kontakt zur Region sorgen. "Im Biergarten soll noch mehr Leben einkehren", sagt die energische Frau, die derzeit nach einer Wohnung in der Ehlestadt für sich und ihre Familie sucht.

In Gommern das Wir-Gefühl steigern

Sie ist offenbar nicht die Einzige, denn: "Bier braucht Heimat", steht mit Kreide geschrieben an einem Schild an der burgeigenen Brauerei. Das in der Ehlestadt Gebraute soll in der Ehlestadt auch wieder sein Zuhause finden. Der Spruch soll zwar sicher auch meinen, dass die Gommeraner "ihr" Bier mit nach Hause nehmen können. Vor allem aber soll die Wasserburg wieder zu einem interessanten Ausflugsziel für die Gommeraner und Menschen aus der Region werden. Das Wir-Gefühl soll in den Mittelpunkt gerückt werden.

"Die Burg gehört seit über 1000 Jahren zu Gommern und die Gommeraner zur Burg", sagt Janet Liebich. Und längst gehören die Brauerzeugnisse der Burg zu Gommern. "Wir brauchen hier wieder mehr Bierstolz", befindet somit Christian Königs und der Burgeigner Holger Kittner schiebt nach: "Wir müssen die Wasserburg und ihr Angebot noch mehr in der Region verankern."

Der Wasserburg hafte derzeit zu sehr das Image des Abgehobenen an, wissen die Gastronomen. Dieses Problem zu lösen, da mögen die uralten Begriffe "Oberburg" und "Unterburg" nicht unbedingt hilfreich sein, aber tatsächlich stammen die Hotel-Gäste (in der Oberburg) im Regelfall nicht aus der Region. Wohl aber soll der Biergarten (und der liegt nun mal in der Unterburg) verstärkt zum Ausflugs- und Feierabendziel der Menschen in der Region werden.

Gemeinsam mit den derzeit 26 Mitarbeitern, darunter acht Auszubildende, wird an dem Veranstaltungskalender der Burg für das nächste Jahr gearbeitet. Schon in diesem Jahr – am 19. September – lädt die Wasserburg zu einem Tag der offenen Burg ein. Und zum Jahreswechsel 2010/2011 will man seine Gäste auf eine "Kulinarische Reise um die Welt" führen.