Graffitis sind auch in Zerbst allgegenwärtig Zwischen Kunst und öffentlicher Schmiererei
In der Breite 86 ist die denkmalgeschützte, dreigeschossige alte Berufsschule mit ihren Gemäuern nicht zu übersehen. Leider auch nicht die Schmierereien in dem Arkadengang.
Von Stefanie Scheppe
Zerbst l Die neunten und zehnten Klassen der Ganztagsschule "Ciervisti" benutzen das ehemalige Berufsschulgebäude für ihren Unterricht. Bei einer Umfrage unter Schülern zu den Graffiti ergab sich folgendes Meinungsbild:
"Ich finde es unnötig und sinnlos, dass Sprayer ihre Graffitis grade hier gestalten müssen," erzählte Aylin Cycek und Mitschülerin Marie Metzker nickte und stimmte zu.
"Es ist okay, wenn das Graffiti ein ordentliches Bild darstellt. Aber ich finde es generell nicht schön, wenn es nur Schmierereien sind. Insbesondere, wenn ich diese an privaten Wänden betrachten darf", erklärte Francis Alex Keller. "Derselben Meinung bin ich auch. An vernünftigen Wänden, wie an den Garagen, finde ich das auch noch gut, aber an unserer Schule muss das nicht sein", so Carolin Glang.
Friederike Natho fand deftige Worte für die Schmierereien. Ihrer Meinung nach sind die Graffitis scheußlich und niveaulos. Erich Mühlbauer, Amtsleiter für Hochbau, Tiefbau und Gebäudemanagement des Landkreises Anhalt-Bitterfeld: "Wir hatten Graffitisituationen an vielen Schulen. Ich bin sehr froh darüber, dass es mittlerweile nachgelassen hat. Immerhin müssen das entweder unsere Hausmeister oder Spezialfirmen entfernen. Das kostet dann natürlich Geld, das wir eigentlich für Klassenraumsanierungen oder ähnliches einplanen."
Nach dieser Aussage wollte die Volksstimme von einer Reinigungsfirma wissen, wieviel so eine Graffitientfernung kostet. Dazu äußerte sich Vertriebsleiter Reinhard Schenkewitz vom Glanzexpress Schondorf und Giehl OHG: "Der Preis ist abhängig von der Fassade, denn danach bestimmen wir auch die Mittel, die wir einsetzen. Zieht man die alte Berufsschule in Betracht, würde dies einen Kostenaufwand von 1500 bis 2000 Euro ergeben, da die Fläche abgestrahlt werden müsste." Aufgrund des Alters der Graffitis seien sie sehr eingewittert. Dadurch bräuchte die ganze Fläche eine intensive Behandlung, was wiederum viel Zeit beanspruchen würde.
Besitzt Zerbst freie Flächen, die Jugendliche besprühen könnten? Hierzu wurde Bürgermeister Andreas Dittmann befragt. "Die letzte Gestaltung bekam der Jugendclub und die Skaterbahn. Zurzeit könnte vielleicht ein neues Projekt entstehen, das aber noch Zustimmung braucht. Bei dem noch entstehenden Bahnsteigtunnel könnte man einen Wettbewerb veranstalten, bei dem das beste Graffiti-Kunstwerk gewinnt. Allerdings ist das noch nicht entschieden."