Fußball Gerwisch wankt eine Halbzeit, am Ende gelingt ein Kantersieg
Am Ende zählt bei der SG Blau-Weiß Gerwisch nur das Ergebnis. Dieses liest sich mit dem 9:2-Erfolg im Pokal-Halbfinale und dem Erreichen des Endspiels standesgemäß.

Paplitz - Doch der Weg dorthin war beim krassen Außenseiter in Paplitz steiniger als gedacht.
Mario Träbert hatte dieses Mal von vornherein die Innenansicht auf dem Spielfeld gegen die Perspektive als Außenstehender auf der Gegengerade des Paplitzer Sportplatzes getauscht. Der Gerwischer Mittelfeldroutinier ließ im Halbfinale des Steinhaus-Kreispokals der jungen Garde den Vortritt. So war es abgemacht und so hätte es am Sonntag auch ein entspannter Nachmittag für den 46-Jährigen und alle, die es mit der SG Blau-Weiß hielten, werden sollen. Je länger die erste Hälfte im Gastspiel des haushohen Favoriten aus der Landesklasse beim Kreisligisten allerdings dauerte, umso mehr wuchs das Unbehagen. „Das passiert, wenn alle vor dem Anpfiff nur über die Höhe des Sieges reden“, schimpfte Träbert, den es schließlich von seinem einsamen Platz doch vor die Trainerbank auf der anderen Seite zog.
Auch von dort aus konnte man eine Viertelstunde vor dem Seitenwechsel aber nur große Augen machen. Erst kombinierte sich der Sportclub gegen lethargisch vor sich hin verteidigende Gerwischer mutig nach vorn, wobei der Abschluss von Sean Nöldge zu zentral auf das SG-Tor kullerte (31.). Dann mussten die Gäste schon das ganz große Glück bemühen, als der von allen Mitspielern im Stich gelassene Keeper Stefan Huhn einen Angriff der Platzherren nur noch mit unlauteren Mitteln stoppen konnte, es aber bei der Verwarnung und einem Paplitzer Freistoß blieb, der nichts einbrachte (35.). In welche Richtung sich die Partie nach der anfänglichen Gerwischer 2:0-Führung entwickelte, war dennoch offensichtlich und so war es nur folgerichtig, dass Matthias Bote den Rückstand für die Gastgeber nach einer Überzahlsituation per Lupfer auf 1:2 verkürzte (42.) und sich die 07er danach auch nicht vom dritten Gegentreffer (45.) abbringen ließen. Nöldge traf nach einem Freistoß aus dem Gewühl heraus zum erneuten Anschlusstreffer – 2:3 (45.+1).
Während beim Underdog die Hoffnung also zur Pause lebte, war klar, dass die Halbzeitansprache von SG-Trainer René Pinske einer gehörigen Kopfwäsche gleichen würde. „Ich könnte ehrlich gesagt immer noch platzen“, war der Ärger beim Coach auch am Tag danach noch nicht verflogen. „Man kann nicht nach dem 2:0 aufhören und nur noch ein bisschen mit dem Außenrist schnicken.“ Die anschließenden Wechsel waren ohnehin eingeplant, etwa um Langzeitverletzten wie Tommy Gerber Spielpraxis zu geben. Sie ließen sich unter den Vorzeichen des schwachen Auftritts im ersten Durchgang allerdings auch durchaus als Vertrauensentzug deuten. Zumindest aber verfehlten sie ihre Wirkung nicht und sorgten neben einigen deutlichen Worten zusehends für frischen Wind. Allen voran über die Außenbahnen wurde bei den Gästen viel gewirbelt. „Wir haben es irgendwann geschafft, die Bälle laufen zu lassen und uns nicht in Zweikämpfen aufzureiben“, schilderte Pinske. Wie zum Beleg verwertete Linksaußen Fritz zunächst einen Abpraller zum 4:2 (55.) und köpfe nur drei Minuten später nach Maßflanke von Alexander Kühne zur Vorentscheidung ein.
Paplitz hatte sich eine Stunde lang mit Bravour gegen das Ausscheiden gestemmt, doch nun war der Widerstand gebrochen. Erst schlug ein Versuch, sich spielerisch zu befreien fehl und Luis Grahn staubte zum 6:2 ab (65.), dann feierte der 17-jährige Leonard Jung vom Elfmeterpunkt aus sein Tordebüt im Herrenbereich (84.). Per Doppelschlag besorgte Florian Gruner schließlich den 9:2-Endstand, dessen Höhe allerdings nicht darüber hinwegtäuschen durfte, dass die Blau-Weißen auf dem Weg ins Endspiel gleich mehrfach ins Stolpern gerieten. Der Finalgegner aus Möckern dürfte nach seinem erfolgreichen Favoritensturz gegen den Gerwischer Ligakonkurrenten aus Niegripp auf eine zu laxe Herangehensweise am Mittwoch jedenfalls nur lauern – und unter Garantie nicht gewillt sein, sich mit der Zuschauerrolle zu begnügen.
Paplitz: Donner – Jericho, Mantei, Oblotzki (72. van Winkoop), Loist, Reczek (79. Wendt), Schiemann, Ohst, Nöldge (58. Otto), Franken (64. Krone), Bote
Gerwisch: Huhn – Köthnig, Karlowsky, Rasack (79. Jung), Stange (59. Swolana), Fritz, Deckert (46. Grahn), Kühne, Jon. Matthe (64. Gerber), Gruner, Merten (46. Kessler)
Tore: 0:1 Jonathan Matthe (4.), 0:2 Florian Gruner (24.), 1:2 Matthias Bote (42.), 1:3 Simon Otto Fritz (45.), 2:3 Sean Nöldge (45.+1), 2:4, 2:5 Simon Otto Fritz (55., 58.), 2:6 Luis Grahn (65.), 2:7 Leonard Jung (84., FE), 2:8, 2:9 Florian Gruner (88., 90.); SR: Christian Schütze (Niegripp), Tobias Schläger, Alexander Sauermilch; ZS: 32