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How To Hear A Painting Woods Of Birnam lauschen alten Gemälden tollen Pop ab

Eine Popband, die alte Gemälde in ambitionierte Klänge übersetzt: Woods Of Birnam haben sich für ihre Dresdner Performance und das neue Album viel vorgenommen - und feiern damit einen veritablen Triumph.

Von Werner Herpell und Christiane Raatz, dpa 19.03.2020, 05:00

Dresden/Berlin (dpa) - Es war ein ganz besonderes Projekt nach dem Motto "Popmusik trifft Meister-Kunst" - und eine sehr spezielle Performance. Die deutsche Band Woods Of Birnam (WOB) um Schauspieler Christian Friedel (41, "Elser") vertonte zur Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden Ende Februar bekannte Werke des Museums und begeisterte mit ihrem Konzert ein großes Publikum.

Videoprojektionen, Licht- und Toneffekte, Chor- und Spracheinlagen rundeten die anspruchsvollen Stücke ab - ein multimediales Live-Spektakel im Dresdner Schauspielhaus. Damit sei es Woods Of Birnam gelungen, die Alten Meister in neue, zeitgenössische Musik zu übersetzen und vor allem junge Fans zu erreichen, lobte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). "Das musikalische Bilder-Projekt zeigt, dass jede Generation die Kunst wieder neu sieht und mit ihren Fragen und Hoffnungen konfrontiert."

Das vierte WOB-Studioalbum "How To Hear A Painting" (K&F) lässt den Abend mit zwölf Songs und zehn Soundschnipseln ("Interludes") nun noch einmal nachklingen. "Ich finde es super, wenn sich verschiedene Künste miteinander verbinden. Und hier verbindet sich moderne Popmusik mit den Alten Meistern, das finde ich eine wahnsinnig spannende Reibung", sagt Frontmann Friedel, der zuletzt in den TV-Serien "Babylon Berlin" und "Parfum" aufgetreten war.

Die Dresdner Artrocker haben sich für ihren Auftritt und die nun veröffentlichte Platte von rund 20 Meisterwerken der weltbekannten Gemäldegalerie inspirieren lassen - von Hendrick Jacobsz Dubbels (1621-1707) im Opener "The Wind" über Jan Bruegel der Ältere (1568-1625) bis zu Hans Rottenhammer (1564-1625). Daran könnte sich eine Popband durchaus verheben - nicht aber Woods Of Birnam, die schon seit ihrer Gründung 2011 als eine der ambitioniertesten Bands des Landes, fast so etwas wie die deutschen Radiohead, gelten.

"Die Auseinandersetzung mit Gemälden der Alten Meister war dabei eine große Herausforderung", sagt der vielfach ausgezeichnete Schauspieler Friedel, der längst auch ein charismatischer Sänger und kompetenter Keyboarder ist. "Unsere Songs bilden eher die Grundlage für Atmosphären der Bilder und sind keine Interpretationen." In einem Dokumentarfilm zu dem ungewöhnlichen Projekt sagt der gebürtige Magdeburger mit Wohnsitz Dresden: "Wir bieten die Tür, und die Leute müssen selber durchgehen."

WOB hatten sich 2011 als Nebenprojekt der erfolgreichen Popband Polarkreis 18 und dann als eigenständige Band formiert. Einem größeren Publikum dürften die Musiker mit der Titelmelodie des Til-Schweiger-Films "Honig im Kopf" aufgefallen sein. Die Bilanz nach gut acht Jahren: 14 Singles, zwei EPs, vier Alben, Club-Konzerte, Theaterproduktionen, Tourneen durch Deutschland und Österreich.

Die neue Platte wurde mit dem Produzenten O.L.A.F. OPAL (The Notwist) sowie Arrangeur Sven Helbig (Rammstein, Pet Shop Boys) erarbeitet. Helbig schrieb auch die hypnotischen Orchesterarrangements für die weltberühmte Sächsische Staatskapelle Dresden. Von sinfonischem Bombast der besseren Sorte über Elektro-Sounds und Noise-Collagen bis zu lupenreinen Poprock-Refrains mit deutschen und englischen Texten - Woods Of Birnam zeigen, wie man Kunstwerke hör- und fühlbar macht.

"How To Hear A Painting" auf Youtube

Website Woods Of Birnam

Label-Website