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Halloween Süßes, sonst gibt es Saures

Am 31. Oktober ist wieder Halloween. Geschnitzte Kürbisse, Kinder, die Süßigkeiten sammeln, gruselig verkleidete Gestalten - woher kommt das Gruselfest und wie verbreitet sind die Bräuche in Sachsen-Anhalt? Welche Süßigkeiten lieben die Kinder am meisten und was meinen eigentlich Zahnärzte zu den vielen Süßigkeiten an der Haustür?

15.10.2014, 18:43

Magdeburg | Der Tag des Gruselns rückt näher: Halloween wird am 31. Oktober Kinder und Jugendliche um die Häuser treiben. Die Kleinen im Kostüm sind mit dem Ziel unterwegs, so viele Süßigkeiten wie möglich bei den Nachbarn einzukassieren. Die Großen vielleicht mit der Absicht, den Anwohnern ein paar nette Streiche zu spielen. "Trick or Treat" - Streich oder Leckerbissen, so die Übersetzung. "Süßes oder Saures" wurde in der deutschen Adaptation daraus. Wer den verkleideten Kindern keinen Süßkram schenkt, wird mit einem Streich bestraft. In den USA gehören beschmierte Türklinken, Klopapierfetzen im Garten und kaputte Eier auf dem Grundstück zu den Klassikern. An den Schaden und die Haftung sollten Eltern aber immer denken, denn nicht jeder kann mit Halloween etwas anfangen.

Ein Amerikaner über Halloween

Walter Allmand ist Amerikaner und unterrichtet amerikanische Linguistik in Magdeburg. Seit 15 Jahren lebt er in Magdeburg. "In den ganzen Jahren haben nur zweimal Kinder bei mir wegen Halloween geklingelt", erzählt der 60-Jährige, "und ich war nicht vorbereitet." In Sachsen-Anhalt ist Halloween einfach nicht so selbstverständlich wie in den USA.

Er selbst ist einem kleinen Ort in Mississippi aufgewachsen. "Halloween war für mich ein festes Kindheitsritual", erinnert er sich. "Ich habe mich gern als Gespenst verkleidet", sagt er. Das schöne an Halloween war, einfach allein losziehen zu dürfen. Dabei habe sich Halloween in den USA aber schon gewandelt. "Heute dürften die Kinder wahrscheinlich nicht mehr so frei rumlaufen wie wir damals. Die Angst der Eltern vor Kriminellen ist jetzt viel größer als in den 60er oder 70er Jahren."

In Deutschland andere Mentalität als in den USA

Den Brauch, von Haustür zu Haustür zu ziehen und Süßigkeiten zu sammeln, habe sich in Deutschland vielleicht auch aus Mentalitätsunterschieden nicht durchgesetzt, sagt der Amerikaner. In Siedlungen mit Einfamilienhäusern sei der Trend vielleicht einfach verbreiteter, weil sich die Nachbarn noch untereinander kennen. In Stadtteilen mit Mietshäusern sei die Anonymität größer. "Deutsche wollen lieber ihre Ruhe in den vier Wänden haben", sagt Walter Allmand. Das viele Klingeln am 31. Oktober sei eher nicht gewünscht.

Selbstgebackenes für Kinder

In den USA sind die Leute auf die Kinder vorbereitet. Allerdings gaben sich die Schenker wohl zu Allmands Kindertagen noch mehr Mühe. "Die Nachbarn haben extra gebacken oder Äpfel in roten Zuckerguss getaucht und an die Kinder verschenkt." Die Tradition, den Abend vor Allerheiligen zu feiern, haben die Iren mit in die USA gebracht. "Halloween ist in den USA heute klar ein säkulares Fest", sagt Walter Allmand.

Halloween-Rituale vermischten sich

Dabei vermischen sich die Riten heidnischer Zeit mit Bräuchen, die erst im 19. Jahrhundert entstanden sind. Unterschiedliche Autoren im Internet verweisen auf den Kürbis als amerikanische Tradition. Die Kürbisse mit den Fratzen seien in den USA erfunden worden. Die irischen Immigranten nutzten das Gemüse der Neuen Welt und ersetzten so die Rüben, die in Irland zur Deko ausgehöhlt und dekoriert wurden. Der Brauch spiele auf eine Sage von Jack O\'Lantern an, der mit einem Stück Kohle in einer ausgehöhlten Rübe als Untoter auf die Reise ging.

Halloween-Kürbisse aufstellen

Die erleuchteten Kürbisse mit den grusligen Fratzen dürfen auch in Sachsen-Anhalt nicht fehlen. Eine Anleitung zum Kürbisschnitzen finden Sie hier. Verschiedene Quellen belegen, dass die leuchtenden Kürbisse böse Geister abschrecken sollen. Oft wurden kleine Geschenke oder Süßigkeiten dazugelegt, um die Geister milde zu stimmen. So entstand der Brauch, dass Kinder sich verkleiden, sie böse Geister spielen und den Hausherren vor die Wahl stellen: "Süßes oder Saures". Gibt es keine Süßigkeiten, spielen die kleinen Gespenster ihm eben einen Streich.

Spezielle Halloween-Süßigkeiten eher selten

Die Süßwarenindustrie produziert bereits seit einigen Jahren für Halloween spezielle Süßwaren, wie Schokoladen-Augen oder Gummitier-Vampire. "Allerdings ist der Umsatz mit Süßwaren, die speziell für Halloween produziert werden, relativ gering", sagt Solveig Schneider, Sprecherin des Bundesverbands deutscher Süßwarenindustrie. Gut fünf Millionen Euro Umsatz haben Süßwarenproduzenten mit diesen speziellen Produkten im vergangenen Jahr gemacht. Im Vergleich dazu: 12,6 Milliarden Euro verdiente die Branche mit Süßwaren insgesamt 2013.

Zahnärzte sehen Süßigkeiten-Flut skeptisch

Der viele Zucker, der zu Halloween wieder in den Kindermündern landen wird, findet unter den Zahnärzten keine Freunde. Dr. Carsten Hünecke, Zahnarzt in Magdeburg und Mitglied im Vorstand der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, würde am liebten Zahnpasta verschenken, "wenn ich nicht befürchten müsste, dass sie nicht zum Putzen benutzt wird, sondern an meiner Türklinke landet", sagt der Zahnmediziner. Er empfiehlt zuckerfreie Süßigkeiten, "die unter dem Logo des Zahnmännchens mit Schirm verkauft werden. Die enthalten keinen Zucker. Da gibt es Bonbons, Gummitiere und sogar Schokolade". Zuckerfreies Kaugummi sei sogar eine prima Zahnpflege für zwischendurch. Das gesamte Interview mit Carsten Hünecke lesen Sie hier.

Das sagen Kinder zu Halloween

Gummibärchen gelten bei den Kindern der Magdeburger Kita Waldwuffel als Lieblingssüßigkeit. Mit Halloween können Alina, Falk, Benjamin, Till, Richard und Hugo etwas anfangen. Auch wenn nicht alle zu Halloween auf Süßigkeiten-Jagd gehen. Der fünfjährige Falk hat dabei eine ganz spezielle Assoziation zu dem Spruch "Süßes oder Saures": "Meine Mama sagt, wenn ich Süßes ode Saures höre, soll ich die Tür nicht aufmachen", erzählt der kleine Junge. Er erinnert sich an das vergangene Halloween: "Da haben wir einen langen Spaziergang im Dunkeln gemacht."

Verkleiden steht dabei für die Kinder hoch im Kurs. "Ich war ein Skelett", erzählt Alina. Fasching oder Karneval ist schon wieder lange her, da kommt eine Gelegenheit, um in eine andere Rolle zu schlüpfen, gerade Recht. "Ich brauch\' wieder ein neues Kostüm", überlegt die Sechsjährige .

Walter Allmand, Amerikaner und Sachsen-Anhalter, fasst die Bedeutung von Halloween so zusammen: Sich verkleiden, viele Süßigkeiten naschen und allein durch die Dunkelheit ziehen - "Schöne Kindheitserinnerungen".