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Wettbewerb wird über Personalkosten entschieden / Minusgeschäfte für Marktanteile Bahnanbieter liefern sich Preiskämpfe

25.04.2013, 01:18

Magdeburg. Bei Ausschreibungen im Regionalverehr geht die DB-Regio immer häufiger leer aus. Der Bahn-Konzern begründet das mit Preiskämpfen, die ausländische Konkurrenten schüren.

In Sachsen-Anhalt wird die DB-Regio wohl bald Stellen abbauen, denn sie verlor zuletzt die Ausschreibung um das Saale-Thüringen-Südharz-Netz (STS) und muss womöglich auch das S-Bahn-Netz (MDSB 2) im Raum Halle der Konkurrenz überlassen. Abellio ist der Nutznießer. Das Tochter-Unternehmen der niederländischen Staatsbahn soll mehr Service zu günstigeren Preisen versprochen haben.

"Als Zeichen an den Bahn-Konzern" hat Grünen-Verkehrsexperte Christoph Erdmenger das Ausschreibungsergebnis gewertet. Dieser würde zu viel Geld für Großprojekte von seinen Tochterfirmen abschöpfen, so dass DB-Regio bei Bieterwettbewerben nicht mehr mithalten könne.

Dem widerspricht die Berliner Konzernzentrale: "Ausschreibungsverluste von DB-Regio haben nichts zu tun mit der Finanzierung von Großprojekten wie Stuttgart 21", so ein Bahn-Sprecher. Vielmehr seien internationale Konzerne am deutschen Markt interessiert. Sie würden mit offensiven Angeboten versuchen, Fuß zu fassen. Da die meisten Kosten (Trassenpreise, Energiekosten) für alle Anbieter gleich seien, werde der Wettbewerb zunehmend über die Personalkosten entschieden.

Von einem "ruinösen Wettbewerb" spricht Winfried Karg, stellvertretender Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. "Ausländische Anbieter nehmen bei Ausschreibungen sogar Minus-Geschäfte in Kauf, um Marktanteile zu gewinnen." Karg geht allerdings auch davon aus, dass der Bahn-Konzern Gelder von Tochterfirmen abschöpft und sie an anderer Stelle investiert. "Die Bahn treibt ja nicht nur Großprojekte in Deutschland voran, sie ist auch weltweit im Logistikgeschäft tätig."

Im Nachteil sieht Karg den DB-Konzern allerdings, wenn es um Ausschreibungen von Nahverkehrsstrecken in EU-Nachbarländern geht. "Gerade Frankreich und Italien vergeben kaum Aufträge an ausländische Anbieter." Er betont aber auch, dass Bahnfahrer seit Beginn des Wettbewerbs von besserem Service und günstigeren Preisen profitieren würden. Bleibt also die Frage, inwiefern die Entwicklung auf Kosten der Bahnbeschäftigten geht. "In Summe bleiben die Arbeitsplätze erhalten", sagt Karg. Die Bundesländer würden bei Ausschreibungen zunehmend auch auf soziale Standards achten. "Allerdings zahlt nicht jeder Anbieter Tariflöhne und ältere Arbeitnehmer verlieren oft bei einem Firmenwechsel ihre Altersabsicherungen."

Auch wer weiterhin für die DB-Regio arbeitet, sollte wohl nicht mit üppigen Lohnsteigerungen rechnen. "Das Unternehmen muss interne Prozesse und Kostenstrukturen kontinuierlich auf ihre Wettbewerbsfähigkeit überprüfen", so der Bahn-Sprecher. Seit Beginn des Wettbewerbs sei die Produktivität auf die Weise um 30 Prozent gestiegen.