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Zeitzeugen im Burger Gymnasium Wie lebten Christen in der DDR?

Von Roland Stauf 22.04.2015, 03:23

Burg l Religionsunterricht in einer 9. Klasse am Burger Roland-Gymnasium. Lehrerin Anja Neumann bereitet den Unterrichtsraum vor. Sie rückt Tische und Stühle zu vier Diskussionspools, denn Gäste haben sich angesagt. "Christ sein in der DDR" ist das Thema. Als DDR-erfahrene Christen werden begrüßt: Jutta und Jürgen Groth, Meike König, Mielenka Rölke und Thomas Strauß.

Familie Groth war wegen eines Ausreiseantrags in die Bundesrepublik inhaftiert worden. Meike König erzählte von ihren Erfahrungen als Schülerin, die während des Wehrkundeunterrichts bestraft worden war und bei ihrer sozialpädagogischen Ausbildung in Konflikt mit der Obrigkeit geriet, weil sie den Kindern nicht, wie verlangt, erklären wollte, dass ihre im Westen lebenden Verwandten schlecht seien. Mielenka Rölke, die sorbischer Abstammung ist, erzählte von ihrer Kindheit und Jugend. Die Katholikin war von den Jugendstunden ausgeschlossen, die Aushändigung ihrer Beurteilungen wurde seitens der Schule verzögert, um Einfluss auf ihre beruflichen Perspektiven zu nehmen. Und sie erzählte vom Dasein im "Tal der Ahnungslosen" im Raum Dresden, wohin die westdeutschen Fernsehsender nicht vordrangen. Interessant für die jungen Zuhörer war das Verhältnis unter den Schülern damals. Denn, so war auch von anderen Zeitzeugen zu hören, da spielte die Religion keine Rolle. Die Schüler mochten sich. Oder sie mochten sich nicht ohne religiöse Vorurteile.

Thomas Strauß war einer der ersten Zivildienstleistenden. Auch darum war die Wendezeit 1989/1990 für ihn spannend. Er erzählte, wie es dazu kam und gab einen Einblick über die geringen Möglichkeiten, den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen zu verweigern.

In den letzten Minuten der Unterrichtsstunde wurde das Fazit gezogen: Man muss froh sein, dass man seine Meinung heute frei äußern darf. Und besonders aufgewühlt hatten die Schüler die Berichte, dass Kinder den Eltern weggenommen werden konnten.