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Dornburger Stengel Gesellschaft hat 2011 langjähriges Projekt umgesetzt / Schlossverkauf bleibt weiter Wunsch Egbert Platte: "Finde, es bleibt spannend"

07.01.2012, 04:26

Trotz der Umsetzung eines lange geplanten Vorhabens blickt die Stengel Gesellschaft Dornburg mit etwas Wehmut auf das vergangene Jahr, wie im Interview mit Egbert Platte zu erfahren war.

Volksstimme: Herr Platte, der Förderverein, die Stengel Gesellschaft, hat 2011 ein langjähriges Projekt umsetzen können: die Restaurierung der Kugelsonnenuhren.

Egbert Platte: Ein Projekt wie die Restaurierung der Kugelsonnenuhren werden wir nicht jedes Jahr umsetzen können. Zum einen ist da der finanzielle und zum anderen auch der zeitliche Aufwand, der mit dem organisatorischen Part verbunden ist, was dem Außenstehenden doch recht verborgen bleibt. Wenn man bedenkt, dass die Umsetzung von der Idee bis zur Verwirklichung insgesamt fünf Jahre gedauert hat, dann war da doch einiges an Schriftverkehr, Besprechungen und Vor-Ort-Terminen zu bewältigen. Toll war der Tag des offenen Denkmals 2011 mit wiederum ungebrochenem Interesse an unserem Barockschloss. Alles das wäre ohne die Mitarbeit vieler fleißiger Mitglieder respektive dem Vorstand nicht zu schaffen.

Volksstimme: Der große Wurf, der Verkauf des Barockschlosses, dem Witwensitz von der Mutter Katharinas der Großen, blieb aber aus.

Egbert Platte: Die Parallele zu den Kugelsonnenuhren scheint sich jetzt mit dem Schlossverkauf darzustellen. Nach den Aussagen des mit dem Schlossverkauf beauftragten Maklers, Herrn Neuhäuser, ist das eigentlich als Verkaufsabschluss gedachte letzte Treffen mit dem russischen Kaufinteressenten suboptimal verlaufen und im Ergebnis dessen der Interessent abgesprungen. Leider ist dabei das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Person des zuständigen Fachamtsleiters, Herrn Grubitzsch, nicht der hilfreichste Partner.

Volksstimme: Das ist sicherlich sehr ärgerlich...

Egbert Platte: Es muss doch auch im Interesse des Denkmalschutzes sein, den letzten in seiner äußeren Gestalt in Deutschland noch vorhandenen Schlossbau des Baumeisters Stengel zu erhalten und einer sinnhaften Nutzung zuzuführen. Dass es hier zu Kompromissen kommt, die einem künftigen Eigentümer eine wirtschaftliche Nutzung und Raumaufteilung im Inneren ermöglicht, darf doch nach den mir vorliegenden Informationen nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Hier ist aus meiner Sicht vor allem die Landesregierung gefordert, die Verkaufsbestrebungen mit der gebotenen Nachhaltigkeit zu lenken.

Volksstimme: Umbauten hat es in der langen Geschichte des Schlosses ja bereits gegeben.

Egbert Platte: Auch das Köthener Fürstenhaus als Besitzer zu Anfang des 19. Jahrhunderts hat entsprechend dem Zeitgeschmack Veränderungen der Innenarchitektur vorgenommen. Nicht zu vergessen, dass auch nicht mehr existente, in den Kriegs- und Nachkriegswirren des Zweiten Weltkrieges untergegangene nördliche Treppenhaus. Umfangreiche Veränderungen wurden durch den Einbau der Betonzwischendecken für die Nutzung als Außenstelle des Staatsarchives Potsdam bereits in den 1950er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vorgenommen.

Volksstimme: Wagen wir mal einen Ausblick auf 2012 ... Gibt es ein neues Projekt nach den Kugelsonnenuhren, dem sich die Stengel Gesellschaft widmen wird?

Egbert Platte: Ein weiteres Ziel bleibt die Rekonstruktion des ehemals barocken Neugartens. Dabei gilt es, die von Anja Riemann in ihrer Diplomarbeit zu den barocken Gärten Dornburgs gemachten umfangreichen Vorschläge zur Wiedererlebbarkeit des einstigen Charakters der Anlage sowie die Wiederherstellung der Mittelachse als sandgebundenen Weg, ein Teil des Elberadweges, umzusetzen.

Volksstimme: Wie sieht es mit einer Förderung aus?

Egbert Platte: Die dafür beantragten Fördermittel als eines der Leaderprojekte wurden für die Instandsetzung des Daches der Gutsscheune umgewidmet. Leider blieb auch die Möglichkeit von Ersatzmaßnahmen in Form von Neuanpflanzungen von Bäumen und Gehölzen für die Kommune kostenneutral umzusetzen ungenutzt. Die Projekte wurden im Ortschaftsrat und Stadtrat zustimmend zur Kenntnis genommen, seitens der Verwaltung aber nicht weiter vorangetrieben - was sicherlich auch in dem für die Einheitsgemeinde unbefriedigendem Niedergang der BQG Gommern begründet ist.

Volksstimme: Das Engagement des Fördervereins beschränkt sich aber nicht nur auf das Schloss.

Egbert Platte: In einem Plaudernachmittag, der wieder allen Interessierten offen steht, wird Stefan Schüler neue Quellenfunde zur Dornburger Dorf- und Schlosskirche als Stengelbau präsentieren. Ein weiterer Höhepunkt wird die Rückkehr der restaurierten Sperling Orgel der Kirche Anfang diesen Jahres sein. Dazu wird Claudia Paluszkiewicz in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenrat einen Plaudernachmittag zum "Anfassen" für die Öffentlichkeit gestalten und die Orgel durch einen Fachmann vorstellen lassen.

Volksstimme: Ab Mitte des kommenden Jahres soll die Straße von Dornburg über die Naherholung bis zur Kreisstraße nach Pretzien/Dannigkow saniert werden. Die Bauzeit soll mehrere Jahre dauern für den Radtourismus bedeutet dies einen Einschnitt.

Egbert Platte: Der Bau der Straße ist im Übergangsvertrag zwischen der Gemeinde Dornburg und der Stadt Gommern festgeschrieben worden, resultiert aus der Zeit von Bürgermeister Klaus Petersens, dient dem Zusammenwachsen innerhalb der Einheitsgemeinde und schafft gute Verkehrsanbindungen. Straßenbaumaßnahmen werden wohl immer mit Einschränkungen für Anwohner und Nutzer verbunden sein.

Volksstimme: Ihr Fazit?

Egbert Platte: Es gibt noch einiges zu tun und viel Interessantes in unserer Einheitsgemeinde zu entdecken: die Nedlitzer Mumien, Geschichten um die Befreiungskriege 1813, die Dornburger und Leitzkauer Münchhausens, die Wiesenwärter der Hoplake, der Klusdamm, der Bau des Kirchturms zu Menz, Gold für die Ewigkeit ... Ich finde, es bleibt spannend.