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Trüstedtsches Haus in Gardelegen Abriss für den Denkmalschutz

Von Gesine Biermann 11.12.2014, 02:07

Gardelegen l Es wird keine große Abrissbirne kommen und alles in Schutt und Asche legen. "Um Gottes Willen, das geht nicht", sagt jedenfalls Nils Gnoth, Geschäftsführer des Ritzer Unternehmens, das seit Montag mit dem Rückbau des Trüstedtschen Hauses beschäftigt ist. "Wir müssen das ganz, ganz vorsichtig machen", erläutert er, und zwar nicht nur, um die historischen Balken nicht zu beschädigen, die eingelagert werden sollen. "Ich muss auch an meine Leute denken", sagt Gnoth. Denn das Gebäude ist offensichtlich so marode, dass es jederzeit zusammenfallen könnte.

Deshalb werde der Abriss auch "parallel von der Straße- und von der Hofseite aus" erfolgen, erläutert der Restaurator.

Die mit denkmalgeschützten Objekten vertraute Firma wird allerdings nur die Gefache entkernen und die Balken herausnehmen. Den Abriss wird ein Tangerhütter Unternehmen erledigen. Und auch deren Mitarbeiter sind seit Montag vor Ort und stützen das Gebäude auch von innen ab. Beide Unternehmen können nur Hand in Hand arbeiten. "Wir müssen alles absprechen", sagt ein Angestellter der Abrissfirma, "sonst wird`s richtig gefährlich." Das Haus, sagt er, könne nur von oben Stück für Stück abgetragen werden.

Stehen bleiben wird im Hof das ebenfalls denkmalgeschützte Nebengebäude, das laut Auflagen der Denkmalschutzbehörde ebenfalls erhaltenswert ist, allerdings nur für derart hohe Kosten, dass die Gardeleger Wobau ein anfängliches Interesse am Erwerb und Ausbau des Hauses schnell wieder aufgegeben hatte.

Nicht stehen- aber liegenbleiben wird ein großer Schutthaufen. "Und der darf auch nicht weggeräumt werden", erklärt Landrat Michael Ziche auf Nachfrage. Der Landkreis habe den Abriss zwar in Auftrag gegeben, bezahlen müsse ihn aber der Eigentümer, da der trotz mehrfacher Aufforderungen keine Maßnahmen zur Sicherung eingeleitet hatte und das Haus einzustürzen droht.

"Der Schutt darf nicht weggeräumt werden."

Landrat Michael Ziche

Im Rahmen der Gefahrenabwehr dürfe der Kreis aber nicht mehr in Auftrag geben, als nötig, denn die Kosten werden dem Hausbesitzer zwangsweise als Hypothek ins Grundbuch eingetragen. Deshalb bleiben die Reste liegen. Lediglich ein Sichtschutzzaun soll noch errichtet werden.

Unterdessen zeigt sich der Eigentümer des Gebäudes, Volkmar Christen aus Duisburg, außerordentlich verärgert über die Situation. "Der Abriss ist eine Frechheit", schimpft er. Die Information habe er vom Kreis am 8. Dezember erhalten. Die Zustellung sei am 5. Dezember niedergelegt worden, mit Frist zum 6. Dezember. Er hätte also nur einen Tag Zeit gehabt, um zu reagieren.

"Ich weiß nicht, was da für Spielchen gespielt werden", sagt Christen. Leider könne er nun nichts mehr machen. Aber dass sein Eigentum als Schutthaufen ende, werde ein "juristisches Nachspiel" haben. Bezahlen werde er die Aktion jedenfalls nicht. "Ich werde keinen Pfennig in Gardelegen mehr investieren. Das Grundstück steht auch nicht mehr zum Verkauf."

Denn ursprünglich wollte Christen das Haus verkaufen, und zwar an Thomas Näfken aus Bernburg. Der Notartermin am 12. November in Bernburg platzte jedoch, nachdem die Volksstimme über den drohenden Abriss berichtet hatte.

"Ich werde keinen Pfennig mehr investieren."

Eigentümer Volkmar Christen

Am 27. November war Näfken in Gardelegen, unter anderem auch bei Bauamtsleiter Engelhard Behrends. Zu diesem Zeitpunkt zeigte Näfken noch Interesse am Hauskauf, allerdings nur, wenn die Stadt finanziell die notwendigen Sicherungsmaßnahmen (24000 Euro) übernehme. Näfken hat sich offenbar anders entschieden. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar.