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Bäckermeister Ulrich Rode ist mit Butter-, Quark-, Nuss- und Cranberry-Stollen dabei "Stollenprüfung" live in der Altmarkstadt

Von Simone Pötschke 23.11.2013, 02:07

Wie gut sind die Stollen, die die Innungsbäcker des Landes Sachsen-Anhalt backen? Bei der Stollenprüfung am Mittwoch, 27. November, in Stendal gibt es eine Antwort darauf. Auch das Backwerk von Bäckermeister Ulrich Rode wird einem fachmännischen Urteil unterzogen.

Genthin/Jerichow/Stendal l Am Mittwoch, nachdem die Backstube nach der Nachtschicht aufgeräumt und saubergemacht sein wird, belädt Bäckermeister Ulrich Rode seinen Pkw mit Butter-, Quark-, Nuss- und Cranberrystollen und bricht in Richtung Stendal auf. Die Mohnstolle wird er in diesem Jahr nicht in seinem Gepäck mitführen. Ab 11 Uhr beginnt im Stendaler Modehaus Ramelow die alljährliche Stollenprüfung. Ulrich Rode erweist sich diesmal als Grenzgänger.

Denn der 60-Jährige hat sich nicht wie in den Vorjahren für die Stollenprüfung im Magdeburger Allee-Center am Montag entschieden, sondern stellt sein Backwerk erstmals in der Hansestadt Stendal den strengen Prüfern vor. Dies geschehe aus ganz persönlichen Gründen, weil der Magdeburger Termin für ihn ungünstig sei, begründet es diesen Ortswechsel. Die Intension, die der Jerichower Bäckermeister mit dieser Stollenprüfung verbindet, bleibt freilich über Jahre die gleiche.

"Die Stolle ist eine Domäne des Handwerks."

Rode ist ein Mann, der sich nach wie vor auf die Stärke des Handwerks, die Qualität seiner Produkte, wie auch bei der Stolle, besinnt. Das motiviere ihn auch, sich jedes Jahr am Stollenwettbewerb zu beteiligen, sagt er. Auch die zahlreichen Goldmedaillen, mit denen dem Meister die ausgezeichnete Qualität der Stollen aus seiner Backstube bescheinigt wurde, sind kein Ruhekissen für den handwerklichen Ehrgeiz des Meisters. "Die Stolle ist eine Domäne des Handwerks.

Mit ihr verbindet sich ein Geschmackserlebnis, das die Stolle, die ein halbes Jahr unterwegs ist, nicht aufzuweisen hat", sagt Rode, dessen Bäckerei vor kurzem ihr 100. Gründungsjubiläum feierte. Der Jerichower Bäckermeister will dieses ganz spezielle Bäcker-Handwerk, wie er es ausübt, von Industrieprodukten abgrenzen und die Kunden mit seinen individuellen und ansprechenden Stollen überzeugen.

Das Backen der Stolle bleibt in Jerichow somit immer noch "Chefsache".

"Das Backen der Stolle lasse ich mir nicht nehmen."

Gebacken wird nach wie vor nach überlieferten Rezepten vom Vater und Urgroßvater. "Das lasse ich mir nicht nehmen", lacht Ulrich Rode verschmitzt. Beim Backen der Stolle müsse man sich Mühe geben, die Zutaten müssten stimmen und richtig temperiert sein, lässt sich Rode in die Karten seines Handwerks schauen. Schon im Oktober hat die Stollenzeit in den Rode-Filialen begonnen, jetzt wird dafür gesorgt, dass täglich das vollständige Stollen-Sortiment vorliegt. Im Moment sei bei seiner Kundschaft die Quarkstolle besonders gefragt, weiß der Bäckermeister.

Ob Ulrich Rode auch in diesem Jahr Goldmedaillen für seine Stollen "einfahren" wird, hängt von der Gesamtbewertung der Prüfer ab, in das Punkte für Form und Aussehen, Oberfläche und Krustengestalt, Lockerung und Krumenbild, Struktur und Elastizität sowie Geruch und Geschmack eingehen. Maximal 100 Punkte können vergeben werden. Am Ende gibt es Urkunden für "sehr gut" oder "gut". Erst nach dreimaliger Bestätigung "sehr guter Leistungen beim Stollenbacken" bekommt ein Bäcker eine Goldmedaille für sein Backwerk. Stollenprüfungen gelten als die härtesten aller Prüfungen, die eine Stolle haben kann. Für die Gäste gibt es übrigens bei der Stollenprüfung reichlich Gelegenheit, vom Weihnachtsgebäck zu naschen. Die Stollenprüfung reiht sich auch ein in eine lange regionale Tradition, denn Sachsen-Anhalt gilt als Ursprungsland des Weihnachtsstollen, was oft nicht bekannt ist.

Ihre erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1329 in Naumburg an der Saale als Weihnachtsgabe für den Bischof. Aus dem ehemals eher mageren Backwerk für das Adventfasten ist ein in vielen Regionen gepflegtes traditionelles Produkt geworden. Die Form ist bis heute unverändert und gilt ebenso wie die Technik des Überfaltens als ein Verweis auf das Jesuskind im christlichen Glauben.